nmz 2007/11 | Seite 2
56. Jahrgang | November
Personalia
Personalia
Die neue musikzeitung hat ihre interaktiven Tätigkeiten ausgeweitet.
Mit dem Kulturinformationszentrum
stellen wir die engagierte Diskussion in das Zentrum der Aktivitäten
im Netz. An dieser Stelle können Fragen gestellt, Informationen
verbreitet und die Arbeiten anderer kultureller Initiativen zur
Darstellung gebracht werden.
Orgel und Oratorium
Der tschechische Komponist Petr Eben gestorben
In unserem Musikleben erschienen seine Werke eher punktuell. In
seiner tschechischen Heimat jedoch war Petr Eben ein hoch geachteter
Komponist, Organist und Pädagoge. Am 22. Januar 1929 wurde
er in Zamberk geboren. Erste Studien galten dem Klavier, dem Violoncello
und der Orgel. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er in die Akademie
für Musik in Prag aufgenommen, wo er unter anderem Klavier
bei Frantisek Rauch und Komposition bei Pavel Borkovec studierte.
Seine Lehrtätigkeit führte ihn von Prag auch einmal nach
Westen: in Manchester war er Professor für Komposition am
Royal Northern College of Music. Danach erhielt er einen Ruf an
die Akademie für aufführende Künste in Prag, das
Prager Frühlings-Festival wählte ihn zum Präsidenten.
Unser
Foto zeigt Petr Eben im Jahr 1998. Bildnachweis: Bärenreiter
Verlag
Petr Eben schrieb eine Vielzahl unterschiedlicher Werke aller
Genres. Das Oratorium „Apologia Socrateus“, Orgelkonzerte,
die „Missa cum populo“ für das Festival in Avignon,
ein weiteres Oratorium, „Heilige Symbole“ für
Salzburg, die Kirchenoper „Jeremias“ sowie zahlreiche
orchestrale und kammermusikalische Kompositionen, unter denen ein
Klavierkonzert von 1960 und die Sinfonie „Nachtstunden“ von
1975 am bekanntesten sind. In vielen seiner Werke fällt ein
expressiver archaisierender Zug auf, der seiner Musik die individuelle
Prägung verleiht. Im Jahr 2000 wurde Petr Eben mit dem Preis
der Europäischen Kirchenmusik ausgezeichnet. Jetzt ist der
Komponist im Alter von achtundsiebzig Jahren in Prag gestorben. nmz
Unabhängig, eigenständig
Lee Konitz wird 80 und tourt durch Deutschland
Lee Konitz gilt als die Schlüsselfigur des frühen Cool
Jazz. Seine Markenzeichen – ein klarer, vibratoarmer Saxophonton,
die zurückgenommene Spielweise sowie seine komplexen Soli – prägen
sein Spiel bis heute. Anno 1949 war Lee Konitz sowohl an der ersten
freien Aufnahme des Jazz überhaupt beteiligt – „Intuition“/„Disgression“ mit
dem Ensemble des blinden Pianisten Lennie Tristano – als
auch an den Sessions zu Miles Davis wegweisendem Album „Birth
Of The Cool“. Damals war er gerade 22 Jahre alt, hatte es
aber bereits geschafft, am Altsaxophon nahezu unbeeindruckt von
damaligen Übervater des Bebops, Charlie Parker, zu präsentieren.
Lee Konitz hat im Laufe des folgenden halben Jahrhunderts mit nahezu
jedem gespielt, der im modernen Jazzsegment von Bedeutung war und
ist. Dazu gehören Dave Brubeck und Bill Evans ebenso wie Anthony
Braxton und Max Roach, Attila Zoller und Albert Mangelsdorff ebenso
wie Charlie Haden und Brad Mehldau. Zur Zeit ist er in verschiedenen
Besetzungen in Deutschland auf Konzerttournee.
Foto: Ssirus W. Pakzad
Nachtlieder und Taschensymphonik
Förderpreis Musik 2007 der Landeshauptstadt München Ende
Oktober verlieh Münchens neuer Kulturreferent, Hans-Georg
Küppers, „seine“ ersten Förderpreise Bildende
Kunst, Angewandte Kunst, Architektur, Fotografie und Musik. Während
die Preisträger der ersten vier Kunstgattungen mit einem opulenten
Bildband auf ihren weiteren curriculum vitae geschickt wurden,
war es den Musikern vorbehalten, die Verleihungszeremonie zu gestalten.
Zwischen Preisübergabe, Händedrücken und Namen ablesen
gab es so für die Gäste im i-Camp/Neues Theater München
ein kleines und feines Konzert zu erleben. Preisträgerin Sabine
Liebner spielte aus ihrem Morton Feldman Programm die „Extensions
3“ und erzeugte mit Feldmans hingehauchten Klängen Stille,
Aufmerksamkeit und Spannung im Saal, von der Laudator Küppers
profitierte. Helga Pogatschar wurde als nächste Musikpreisträgerin
geehrt. Der aus Südafrika stammende Blockflötist Stefan
Temmingh brachte den nötigen Witz und die nötige Virtuosität
mit, um Pogatschars skurrile Miniatur aus Text, Zuspielungen und
Livemusik über die Rampe zu bringen. Amüsierter Beifall.
Der dritte Preisträger, Markus Schmitt, führte seine
Komposition selbst auf: Er begleitete die Mezzosopranistin Liat
Himmelheber bei seinen „Zwei Nachtliedern“ mit Texten
von Said und Goethe am Klavier – sehr ernst, sehr intensiv.
Preisträger Tom Sora brachte eine Uraufführung ins i-Camp
mit. Der Trompeter Guido Segers und der Schlagzeuger Thomas Hastreiter
führten sein Stück „Glut“ vor – ein
pocket-symphonisches, sehr effektvolles Werk. Fazit: Exzellente
Preisträger im Bereich Musik und ein schönes Konzert.
? ak
Entdeckerfreudig, poetisch
Belmont-Preis 2007 an Bruno Mantovani
Der französische Komponist Bruno Mantovani wird mit dem Belmont-Preis
2007 für zeitgenössische Musik der Forberg-Schneider-Stiftung
ausgezeichnet. Der 1974 geborene Mantovani erhält den mit
20.000 Euro dotierten Preis in Anerkennung und Bewunderung seiner
Entdeckerfreude in nahezu allen Gattungen der Gegenwartsmusik. „Seine
musikalische Poetik trägt das doppelte Gesicht klassischer
Ordnung und Konstruktion, gepaart mit der vielgestaltigen Expressivität
und Spontaneität der improvisierten Musik“, so die Begründung
des Kuratoriums.
Der Preis, der zu den höchstdotierten Auszeichnungen für
künstlerisches Schaffen in Europa zählt, wird im Rahmen
der Römerbad-Musiktage am 5. November 2007 um 17.30 Uhr in
Badenweiler verliehen.
Mit der Vergabe des Belmont-Preises fördert die 1997 gegründete
Forberg-Schneider-Stiftung herausragende Leistungen – nunmehr
ausschließlich auf dem Gebiet der zeitgenössischen Musik.
Sie fördert musikwissenschaftliche Arbeiten, vor allem aber
die Entstehung und Verbreitung zeitgenössischer Musik und
Musik in ihrer Beziehung zu anderen Bereichen der Kunst. Sie vergibt
Kompositionsaufträge, setzt Preisgelder aus und vergibt Reise-
und Studienstipendien, ausnahmslos an Postgraduierte und vorzugsweise
ins Ausland. Vorherige Belmont-Preisträger für zeitgenössische
Musik waren: 1999 Jörg Widmann, Komponist und Klarinettist;
2001 Florent Boffard, Pianist; 2004 Carolin Anne Widmann, Geigerin;
2005 Quatuor Ébène, Streichquartett, Paris.
WDR-Jazzpreise In Köln sind Ende Oktober die diesjährigen WDR Jazzpreise
verliehen worden. In der mit 10.000 Euro dotierten Kategorie „Komposition
und Arrangement für Big Band“ hatte sich nach Angaben
der Veranstalter der Jazz- und Populärmusiker Jesse Milliner
von der Universität Mainz durchsetzen können. Den Preis
erhielt er für die Kompositionen, die während eines fünfjährigen
USA-Aufenthalts entstanden seien. Der Jazzpianist Sebastian Sternal
gewann in der ebenfalls mit 10.000 Euro dotierten Kategorie „Jazz
Improvisation“. Der mit 5.000 Euro ausgestattete „Ehrenpreis“ ging
an den 83 Jahre alten US-amerikanischen Jazz-Saxophonisten Charlie
Mariano. Den Nachwuchspreis erhielt die Big Band der Clara-Schumann-Musikschule
Düsseldorf. Der Preis wurde in diesem Jahr zum vierten Mal
vergeben. Bei der Preisverleihung kündig-te WDR-Hörfunkdirektor
Wolfgang Schmitz laut Vorabmeldung an, das Engagement im Bereich
Jazz weiter fortsetzen zu wollen.
Preis für Barenboim
Der Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden Berlin,
Daniel Barenboim, ist in Tokio mit dem Praemium Imperiale des
japanischen Kaiserhauses ausgezeichnet worden. Der 64-jährige
Dirigent erhielt die mit 94.500 Euro dotierte Auszeichnung für
sein Können und sein Engagement mit dem arabisch-israelischen
Jugendorchester West-Eastern-Divan. Weitere Preisträger
sind das Schweizer Architektenteam Herzog/de Meuron, der französische
Maler Buren, der britische Künstler Cragg und die Gründerin
des New Yorker LaMaMa-Theaters, Stewart.
Ari Rasilainen geht
Der Chefdirigent der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz,
Ari Rasilainen, verlässt nach insgesamt sieben Spielzeiten
in Ludwigshafen das Orchester im Sommer 2009. Rasilainen werde
seinen dann auslaufenden Vertrag nicht verlängern, teilte
Kulturministerin Doris Ahnen (SPD) in Mainz mit.