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nmz-archiv
nmz 2007/11 | Seite 46
56. Jahrgang | November
Rezensionen
Kurz vorgestellt
DVDs
Berlioz: Les Troyens
DG (Universal) 00440 073 4310
In beinahe lachhafter Statuarik und Kostümierung spielte sich
James Levines Berlioz-Großtat an der New Yorker Met 1983
ab. Ein Dokument sind diese ungekürzten „Trojaner“ aber
durch die überzeugenden vokalen Leistungen Placido Domingos
(Enée) und Tatiana Troyanos’ (Didon) sowie die alles
in den Schatten stellende Jessye Norman. Ihre Auftritte als Cassandre
sind in ihrer stimmlichen und sprachlich-stilistischen Finesse
bei gleichzeitiger Intensität des Ausdrucks ein Meilenstein
der Operndramatik.
Verdi: Don Carlos
TDK DVWW-OPCARLOS
Die köstliche 60er-Jahre-Pantomime zur Ballettmusik des dritten
Aktes und das in Foyer und Zuschauerraum übergreifende Autodafé sind
die äußerlich markantesten Bestandteile von Peter Konwitschnys
ansonsten durchaus zurückhaltend kargen Wiener Inszenierung
des vollständigen französischen Don Carlos. Die von Akt
zu Akt sich steigernde Spannung zwischen den als Sängerdarsteller
ernst genommenen Protagonisten wird filmisch präzise eingefangen.
Bo Skovhus’ Rodrigue und Nadja Michaels Eboli sind die auffälligsten
Sänger eines von Bertrand de Billy und dem Staatopernorchester
prägnant unterstützten, guten Ensembles.
Poulenc: Dialogues des Carmélites
TDK DVWW-OPDDC
Im Mittelpunkt dieser von Riccardo Muti an der Scala engagiert
und feinfühlig geleiteten und von Robert Carsen streng werkdienlich
inszenierten Aufführung steht Anja Siljas an die Grenzen des
stimmlich Darstellbaren gehende Verkörperung der Priorin.
Wie sie im Todeskampf an ihrem Gott verzweifelt, das ist großes
Musiktheater. Ausgezeichnet, wenngleich stimmlich bisweilen zu
sehr forcierend auch das übrige Ensemble, allen voran Dagmar
Schellenbergers Blanche.
Juan Martin Koch
Zwei Tage in Paris
Limitierte special Edition +
Soundtrack-CD
e-m-s, 3L 116429
Diese limitierte Sonderausgabe mit Soundtrack ist ihr Geld
wert. Abgesehen von der launigen Pärchenkomödie, die alles
auf‘s Korn nimmt, was drin steckt im Stoff – von rassistischen
französischen Taxifahrern, sexbesessenen 68er-Eltern, dem
hypochondrischen amerikanischen Geliebten bis zum „Tag der
Musik“, der alles zum Guten wendet – kommt man nämlich
in Genuss der Filmmusik, zusammengestellt von Regisseurin und Autorin
Julie Delpy. Und dass sie auch noch passabel und charismatisch
trällern kann, beweist sie auf dem kultverdächtigen Titelsong „Lalala“ zusammen
mit Nouvelle Vague. Schmissig.
Vitus
Indigo DV 905378
Sehenswerter Film über einen hochbegabten Schweizer Jungen
(Teo Gheorghiu), der nur noch heimlich seiner Leidenschaft, dem
Klavierspielen, frönt, weil er endlich so normal sein will
wie andere Kinder. Inzwischen vertreibt er sich die Zeit mit Börsenspekulationen,
die seinen Großvater (Bruno Ganz!) reich machen, der sich
dann wiederum seinen Traum vom Fliegen erfüllen kann. Nett.
Callas assoluta
A Film By Philippe Kohly
Swan Productions
ArthausMusik 101 817
Rechtzeitig zum Callas-Jahr beleuchtet diese oft etwas langatmige
Dokumantation das oft erzählte tragische bunte Leben der Diva,
die auf der Bühne alles erreicht und im Leben zu wenig. Erzählt
wird in englischer oder französischer Sprache, aber es gibt
deutsche Untertitel. Das Besondere sind nie gezeigte Filmausschnitte,
Fotos und Kostüme, die sich in Schwarz-weiß gehalten
mit farbigen Bildern der Originalschauplätze heute abwechseln.
Für Fans eine gute Ergänzung.