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nmz-archiv
nmz 2007/11 | Seite 45
56. Jahrgang | November
Noten
Neue Wege zur Klavierimprovisation
Wie man mit Improvisation Musiktheorie erfahrbar macht
Kronberger, Elia; Lohbauer, Verena: Klangquadrat. Neue Wege zur
Klavier-Improvisation. Spielheft und Spielkarten für den Unterricht.
Doblinger, Wien-München 2007.
Die beiden Autorinnen versuchen sich an einem heiklen Thema des
Klavierunterrichts, der Improvisation und legen mit dem Klangquadrat
ein gelungenes Lehrheft der etwas anderen Art vor.
Die quadratische Kunststoffbox enthält ein Heft mit Übungen
sowie 16 einzelne Karten. Das Heft dient als Vorbereitung auf die Übungen – oder,
wie von den Autorinnen benannt, auf die Spiele – in den Karten.
Wie sie selbst in ihrem Vorwort angeben, bieten sie eine „Vielzahl
von Ideen, um den Klavierunterricht lebendiger zu gestalten“.
Da findet sich beispielsweise in dem Spiel „emo“ nach
einer kurzen Einführung zu Lernziel und Vorgehensweise, wie
sie vor jeder Übung steht, die Anweisung mit dem vorgegebenen
Material der rechten Hand (fünf Töne) über einem
vorgegebenen Akkord der linken Hand bestimmte Stimmungen, Emotionen
auszudrücken. Oder das Spiel „ball“, in dem die
Geschichte eines Streits mit unterschiedlichen Angaben wie „beschränke
das Tonmaterial auf die schwarzen Tasten“ oder „auf
Tonarten wie A-aeolisch“ auf dem Klavier dargestellt werden
soll. Übungen, die ebenso in der Arbeit mit jüngeren
Schülern die Kommunikationswege im Unterricht, aber auch den
Zugang zu den Möglichkeiten eines Klaviers erweitern.
Gut aufbereitet und für Klavierlehrer anregend sind die Übungen,
die Musiktheorie praktisch vermitteln. In „efant“ soll
der Spieler anhand eines abgebildeten Elefanten eine bestimmte
Intervallabfolge berücksichtigen oder sich in „modi“ mit
den Kirchentonarten auseinandersetzen. Die Übung am Quintenzirkel
dient als Vorbereitung auf das Transponieren. Andere Spiele beschäftigen
sich mit den Themen Rhythmus, Klangfarbe oder Artikulation. Die
meisten Spiele sind von einer Person ausführbar, oder zusammen
mit dem Lehrer als „Partner-übung“. Echter Gruppenunterricht
(Angabe: für 1–8 Spieler) ist nur in wenigen Fällen
möglich. Aber für findige Pädagogen liefert das
Heft sicher einige Ideen, die in größeren Gruppen angewandt
werden können.
Das ansprechende, meist übersichtlich gestaltete Lehrwerk
bietet durchaus auch für den konventionellen Klavierunterricht
Anregungen und ist nicht nur dafür gedacht aus den Schülern
Improvisationskünstler zu machen. Die Arbeit am Klavier macht
Musiktheorie erfahrbar, sie eröffnet eine erweiterte Sicht
auf die Möglichkeiten des Instruments und erhöht damit
auch das Verständnis für Musik. Das Erarbeiten neuer
Stücke wird dadurch erleichtert. Ein Werk, das die Sparte
Unterrichtsliteratur für Klavier bereichert!