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Ausgabe 2007/12
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nmz 2007/12 | Seite 14
56. Jahrgang | Dez./Jan.
Ferchows Fenstersturz

Pimp your Publikum

 

Die blasphemische Popgemeinde von MTV traf sich Allerheiligen zum jährlichen Incentive der „Europe Music Awards“ in München. Grund: Selbstbeweihräucherung. Die Gewerbesteuer vor Augen, erklärte der Münchner OB Ude den Feiertag für abgeschafft, das Event zur geschlossenen Veranstaltung und damit zum Kegelabend der Musikbranche. Nun, Dramatik ist anders. Bedenklich dagegen: Die Publikumauswahl des Senders für die Kameraplätze vor der Bühne. Per Casting!

Sie lesen richtig. Erst forderte MTV sein minderjähriges Auditorium auf, im online-Voting die elterliche Flatrate zu versenken. Dann aber müssen die Wähler wie die Hündchen bei IKEA draußen bleiben. Gnadenlos designt sich MTV sein Publikum: Jung, telegen und senderkompatibel. Und brüllen muss es wollen. Nicht aus Überzeugung, sondern nach Aufforderung. Motto des Castings: Wer schreit ist drin. Es gilt den weltweiten Sponsoren Glaubwürdigkeit bei der Zielgruppe vorzugaukeln. Dass es tatsächlich noch so stumpfe Gesellen gibt, die auf Zuruf die Arme nach oben reißen und schreien, ist die eigentliche Überraschung.

Man stelle sich vor, diese Art der Gesichtskontrolle macht Schule. Sie wollen mit Mutti am strengen Türsteher vorbei in den Musikantenstadl? Kein Problem. Sie sollten aber möglichst auf Krücken kommen und debil sabbern. Besser noch: Im Rollstuhl vorfahren. Mehr als eine Flasche Underberg während der Show darf es dagegen nicht sein. Sie sind es dem Sender nämlich schuldig, beim abschließenden Einmarsch der Volksmusikhelden aufzuspringen und charakterfest mitzuklatschen. Und vergessen Sie nicht: Altdeutsches Liedgut ist auf Senderbefehl jederzeit vorzuweisen. Anspruchsloser wird es bei Johannes B. Kerner. Heucheln Sie beim Bewerbungsgespräch Betroffenheit und Halbwissen vor. Ein akkurat gefönter Mittelscheitel, eine aufgebügelte Sozialpädagogen-Jeans und ein Cord-Sakko mit abgewetzten Ellenbogen erhöhen die Einlasschancen erheblich. Seien Sie allzeit bereit zu flennen, seien Sie politisch korrekt und lassen Sie zwischen Ihnen und ihrer City-Hostess aus dem Club „Elite“ ein behagliches Ehepaar postieren. Big Schwiegermutter is watching Kerner.
Verleugnerisch wird es, wenn Sie Ihre Sprösslinge zum Publikums-Casting für „Popstars“ oder „DSDS“ schicken möchten. Hinderlich: Fließendes Deutsch. Hilfreich: Gebrochenes Deutsch im MTV-Dialekt sowie Verbalinjurien. Ihre Kinder sollten den Schneid haben, Jurymitglieder schon mal als „Schlampen“, „Vollspacken“ oder „verkackte Sonderschulpiraten“ zu beschimpfen. Wichtig: Im Bewerbungsbogen unbedingt Hauptschule als Schulabschluss angeben und unter Berufswunsch „Pilot oder mindestens Arzt“ eintragen. Beherzigen Sie diese Anweisungen und der Satz „Heute nur für Stammgäste“ wird Ihnen nie mehr begegnen.

Sven Ferchow

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