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nmz-archiv
nmz 2007/12 | Seite 4-8
56. Jahrgang | Dez./Jan.
Magazin
Entdeckungen, Schönes und Sinnvolles
Die Umfrage zum aktuellen Musikbuch der neuen musikzeitung 2007
Kultur- und Bildungspolitik
Steve Lake und Paul Griffith (Hrsg.): Horizons Touched – The
Music of ECM, Granata Books/London 2007, 440 Seiten, 45 £
Das Buch dokumentiert die Arbeit des Produzenten Manfred Eicher
und seinem Schallplattenverlag ECM und enthält Essays von
namhaften Publizisten zu ECM-Themen wie Film, Cover, Jazz, Neue
Musik plus Aussagen der Künstler selber, die mit Eicher arbeiten.
Das Buch vermittelt eindrücklich das große und weite ästhetische
Panorama des ECM-Verlages.
Michael Haefliger,
Intendant LUCERNE FESTIVAL
Wissenschaft und Forschung
Samuel Weibel: Die deutschen Musikfeste
des 19. Jahrhunderts im Spiegel der zeitgenössischen musikalischen
Fachpresse, Merseburger/Kassel 2006, 723 Seiten + CD-Rom, 98.-
€
Roman Brotbeck,
Hochschule der Künste Bern
Claus-Steffen Mahnkopf: Kritische Theorie der Musik,
Velbrück
Wissenschaft/Weilerswist 2006, 294 Seiten, 38.- €
Mahnkopfs Anspruch ist kein geringerer, als Adornos kritische
Theorie fortzuschreiben. Solche Fortschreibung besteht zu wesentlichen
Teilen in einer kritischen Auseinandersetzung mit Habermas und
Luhmann. Dass der Verfasser diese Auseinandersetzung auf eine
bewundernswert
breite Basis stellt, sollte für jeden Komponisten, jeden Interpreten
Anlass sein, sich die Zeit für die Lektüre zu nehmen.
Clytus Gottwald, Komponist
Beatrix Borchard: Stimme und Geige. Amalie und Joseph
Joachim, Böhlau/Wien 2007 (2. Auflage), 670 Seiten, 59.-
€
Allen Lesern empfehle ich wärmstens Band 5 der Wiener Veröffentlichungen
zur Musikgeschichte: eine wesentliche lesenswerte Biographie und
Interpretationsgeschichte der Musikwissenschaftlerin und Musikpublizistin
Beatrix Borchard. Eine ungewöhnliche Erschließung zweier
wenig bekannter Künstlerbiographien im Schatten Schumanns
und Brahms. Die ungleiche Behandlung der Geschlechter im 19. Jahrhundert
wird anhand von lebensnah arrangierten Dokumenten und Briefen eindrucksvoll
illustriert. Reiche Bebilderung und eine CD-Rom schaffen die „hermeneutische
Mehrdimensionalität“ (FAZ 26.01.07) dieser Arbeit.
Peter Michael Hamel,
Hochschule für Musik und Theater Hamburg
Bas Kast: Wie der Bauch dem Kopf beim
Denken hilft, Fischer/Frankfurt 2007, 217 Seiten, 17,90 €
na sowas!
Hans Joachim Hespos,
Komponist
Albrecht Riethmüller: Annäherung
an Musik. Studien und Essays, Steiner/Stuttgart 2007, 72.- €
Es gibt viele Wege der Annäherung an Musik. Albrecht Riethmüller
hat seinen Weg in die vier Rubriken Principia, Aesthetica, Sociologica
und Academica unterteilt. Ob er das Thema Landschaft in der Musik
in Beziehung zu Beethovens Pastorale und der Darstellung in Disneys
Fantasia stellt, zum Feindbild der Musikkultur in Carl Froelichs
Film Heimat unter Bezug auf die Bach singende Zarah Leander schreibt
oder feststellt, dass Wolfgang Rihm auf keine Formel zu bringen
ist: Riethmüller weckt eine unbändige Neugierde, seinen
Weg der Annäherung an Musik mitzugehen, weil er mit seiner
Komposition der Beiträge Fenster öffnet, die den Blick
auf bislang verschwommene Sichtachsen schärfen. Ein sehr
gelungener Weg.
Christian Höppner,
Generalsekretär
Deutscher Musikrat
Ingrid Allwardt: Die Stimme der Diotima. Friedrich
Hölderlin
und Luigi Nono, Kulturverlag Kadmos/Berlin 2007, 192 Seiten,
22,50 €
Was diese Studie über Luigi Nonos Streichquartett „Fragmente – Stille,
An Diotima“ (1979-1980) einzigartig macht, ist die ungeahnte
kognitionskritische Dimension ihrer ganzen Methode. Die Reflexion
darüber, was Erkenntnis überhaupt sei, leitet allenthalben
Analyse, Deutung und Weiterdenken.
Heinz-Klaus Metzger,
Publizist
Pädagogik/Schule:
Wolfgang Rüdiger: Der musikalische Körper,
Schott/Mainz 2007, 159 Seiten, 14,95 €
Ein sehr lebendig und gerade für Pädagogen aller Art
sehr anregend geschriebenes Buch.
Eine Fülle von Stoff-Namen, Literatur quer durch 300 Jahre
aus vielen verschiedenen Disziplinen und Kunstsphären, Notenbeispiele,
Analysen, und: Vorschläge fürs praktische Üben zeigen
unseren Körper als multimediale Aktivstruktur in und für
vergangene und gegenwärtige Kunst. Begeisternd!
Nicolaus A. Huber,
Komponist
Renate und Walter Kern: Mozart für die Schule,
Helbling/Rum-Esslingen 2006, 80 Seiten, 20.- €
Die Materialsammlung bietet mannigfache Möglichkeiten, Mozart
im Musikunterricht zu thematisieren. Sehr erfreulich erscheinen
die abwechslungsreiche optische Gestaltung, die altersgemäße
Bildauswahl und die äußerst gelungenen Spiel-mit-Sätze.
Zusätzlich ist eine CD mit Tonbeispielen und Kopiervorlagen
erhältlich. Eine pädagogische Bereicherung für
den Musikunterricht!
Markus Köhler,
Vorsitzender des vbs
Michael Dartsch (Hrsg.): Musikalische Bildung von Anfang
an. Perspektiven aus Entwicklungspsychologie und Pädagogik,
VdM Verlag/Bonn 2007, 124 Seiten, 12,- €
Eine ausgezeichnete Sammlung von fundierten Beiträgen zu einer
verantwortungsbewussten, musikpädagogisch wie allgemeinerzieherisch
qualitätvollen musikalischen Arbeit mit Kindern im Säuglings-,
Kleinkind- und Spielgruppenalter. Die Beiträge konkretisieren
die Bereiche Kognition, Emotion und Selbstempfinden, Motorik, Interaktion,
Sprache, Sinneswahrnehmungen sowie Inter- und Transkulturalität.
Ulrich Mahlert,
Universität der Künste Berlin
Sachbücher
Philippe Olivier: Der Ring des Nibelungen in
Bayreuth von den Anfängen
bis heute, Schott Music/Mainz 2007, 272 Seiten, 49,95 €
Eine flüssig geschriebene Rezeptions-Geschichte der Wagnerschen
Trilogie mit ausführlichem Bildmaterial. Die Probleme des
Dritten Reiches werden ebenso angesprochen wie kontroverse Positionen
zum Regietheater.
Hans Bäßler,
Vizepräsident Deutscher Musikrat
Dorothee Kreusch-Jacob: Jedes Kind braucht Musik, Kösel/München
2006, 237 Seiten, 19,95 €
Die musikalische Bildung von Kindern ist mir ein Herzensanliegen,
dem die Musikpädagogin und Konzertpianistin Dorothee Kreusch-Jacob
mit diesem wunderbaren und überaus empfehlenswerten Werk sehr
entgegen kommt. Sie macht auf sehr anschauliche Weise deutlich,
wie Musik und Musikerziehung die Persönlichkeitsentwicklung
von Kindern in positiver Weise beeinflussen. Gleichzeitig bietet
sie eine Fülle von Ideen und konkreten Anregungen, wie musikalische
Elemente in der Erziehung berücksichtigt werden können.
Monika und Hans-Günter Heumann: Musiklexikon für
Kinder, MDS, 5. Auflage 2005, 191 Seiten, 19,95 €
Monika und Hans-Günter Heumann leisten mit diesem Kinderlexikon
einen sehr schönen Beitrag für die so wichtige musikalische
Bildung von Kindern. Auf kindgerechte und sehr anschauliche Art
und Weise werden Antworten auf Fragen nach musikalischen Begriffen,
Epochen, Instrumenten und so weiter gegeben. Das Buch ist so schön
gestaltet, umfassend und informativ, dass es nicht nur Kindern
Spaß macht, mit ihm auf „musikalische Entdeckungsreise“ zu
gehen. Sogar Erwachsene finden hierbei noch ihr Vergnügen.
Gitta Connemann,
Vorsitzende der Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“
Manuel Brug: Premierenfeiernführer 2007, Hubert
Burda 2007, 318 Seiten, 12,99 €
Jedes Jahr finden in Deutschland unzählige Premierenfeiern
statt, an großen und kleinen Opernhäusern. Manuel Brug,
erstklassiger und überdurchschnittlich begabter Chefkritiker
der „Welt am Sonntag“, hat sie alle besucht. In einer
Mischung aus Tagebuch, Sensationsreportage und Tatsachenbericht
zeigt uns Brug die Abgründe hinter den Kulissen der Opernhäuser;
die mit Sägemehl gestreckten Buletten, die gepanschten Weine
und nicht zuletzt die Verruchtheit der allzu menschlichen Opernstars.
Eines der nötigsten Bücher des Jahres.
Moritz Eggert,
Komponist
Ines von Ketelhodt, Peter Malutzki: Zweite Enzyklopädie
von Tlön. Katalog 2007, Ines von Ketelhodt, Peter Malutzki/Flörsheim
am Main 1997-2006, 50,- €
Reale Buchkunst.
Hans Joachim Hespos,
Komponist
Juliane Brand, Christopher Hailey und Andreas Meyer
(Hrsg.): Briefwechsel Arnold Schönberg – Alban Berg,
Schott/Mainz 2007, Teilband I: 709 Seiten, Teilband II: 669
Seiten, 69,95
€
Briefwechsel zwischen großen Künstlern – oder
Denkern – sind permanente Scharniere zwischen Werk und Leben.
Dabei überwuchern zwar die Trivialitäten des Lebens das
Werk, doch das Profil der ästhetischen Absolutheit schärft
sich durch den Schlagschatten all des widrigen Wustes, dem sie
abgetrotzt ist. Der Briefwechsel zwischen Schönberg und
Berg erstreckt sich von 1906 bis zu Bergs Tod 1935 und ist ein
Schatzhaus,
das dem Leser zur Fundgrube wird.
Heinz-Klaus Metzger,
Publizist
Klaus Huber (Musik-Konzepte 137/138), hrsg. von Ulrich
Tadday, edition text + kritik/München 2007, 181 Seiten,
22,- €
Diese musikwissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Schaffen
von Klaus Huber, dessen kritische Stimme heutzutage wichtiger
denn je ist, möge eine Rezeption und Aufführung seiner Werke
nachhaltig unterstützen.
Michael Haefliger,
Intendant LUCERNE FESTIVAL
Ashley Kahn: Impulse! Das Label, das Coltrane erschuf,
Rogner & Bernhard
bei Zweitausendeins/Berlin 2007, 344 Seiten, 24,90 €
Der Autor porträtiert eines der einflussreichsten amerikanischen
Plattenlabels für den neuen Jazz in den 60er- und 70er-Jahren: „Impulse!“.
Aus einer Vielzahl von Perspektiven beleuchtet er die unter wechselnden
Produzenten entstandenen, oft wegweisenden Platteneinspielungen.
Die umfänglich recherchierte Verknüpfung musikalischer, ökonomischer
und zeitgeschichtlicher Aspekte macht dieses Buch zu einer spannenden
Lektüre.
Bert Noglik,
Publizist
Philippe Olivier: Der Ring des Nibelungen in Bayreuth
von den Anfängen bis heute, Schott Music/Mainz 2007, 272
Seiten, 49,95 €
Manchmal hilft die Distanz. Der französische Musikwissenschaftler
Philippe Olivier widmet sich einem ausgesprochen „deutschen“ Thema:
130 Jahren Aufführungsgeschichte des Rings in Bayreuth in
14 Inszenierungen. Herausgekommen ist ein prachtvoller Band, ein
kluger Dialog von Bild und Text, der „Werkstatt Bayreuth“ und
Zeitgeschichte eindrucksvoll umschließt.
Stefan Pegatzky,
Leiter Verlagsbereich Buch bei Schott Music
Herfried Kier: Der fixierte Klang, Verlag Dohr/Köln
2006, 809 Seiten, 49,80 €
In seiner Art einzigartiges und sehr umfangreiches Werk über
die Ära der Tonträger in der zweiten Hälfte des
20. Jahrhunderts. Die Stellungnahmen von D. Barenboim, G. Wand,
G. Pichler, F. P. Zimmermann und vielen anderen bilden die ideale
Ergänzung zu den kenntnisreichen Ausführungen des Autors
Herfried Kier, der in mehr als 30 Berufsjahren bei Schallplattenfirmen
wahrlich genug Erfahrungen für die detailreichen Hintergrundschilderungen
sammeln konnte.
Stefan Piendl,
Geschäftsführer der Arion Kultur & Management GmbH
Markus Kiesel (Hrsg.): Das Richard Wagner Festspielhaus
Bayreuth, nettpress/Köln 2007, 224, 68,- €
Ein umfassendes Kompendium über die Geschichte, die Architektur
und die besonderen bühnentechnischen und akustischen Eigenschaften
dieses in jeder Hinsicht einzigartigen Theaterbaus – dazu
eine höchst eindruckvolle photographische Dokumentation.
Peter Ruzicka,
Künstlerischer Leiter der Münchner Biennale
Elisabeth Schmierer: Geschichte des Liedes, Laaber-Verlag/Laaber
2007, 400 Seiten, 42,- €
Historisch umfassender Abriss über die Geschichte des Liedes,
sehr gute Übersicht über Aufführungspraxis und Interpretation
sowie die soziale Verankerung dieser Gattung unter Berücksichtigung
des Stellenwerts des Liedes am Ende des 20. Anfang des 21. Jahrhunderts.
Sehr empfehlenswert!
Ilona Schmiel,
Intendantin Internationales Beethovenfest Bonn
Samuel Charters: New Orleans – Playing a jazz
chorus, Marion Boyars Pul.Ltd./London 2006, 239 Seiten, 19.-
€
Der Autor besuchte New Orleans, das er sehr gut kennt, einige
Monate nach dem Hurrikan Kathrina und sprach mit Musikern, Bandleadern
und Clubbesitzern – so sie noch da waren. Ein sehr bewegendes
Buch – man muss es gelesen haben.
Joe Viera, Jazzmusiker und Dozent
Ludwig Holtmeier, Richard Klein, Claus-Steffen Mahnkopf
(Hrsg.): Musik und Ästhetik, Klett-Cotta/Stuttgart, zuletzt
Jahrgang 11 (2007), pro Heft 120 Seiten, vierteljährlich,
Einzelheft 19.- e, im Abonnement jährlich 56.- €
Eine Zeitschrift, die – auch international – ohne Vergleich
ist: Offen gegenüber jeglicher Richtung des „musikalischen
Denkens“ und jeglicher Art anspruchsvoller Musik – an-
und aufregend, daher: unverzichtbar.
Nike Wagner,
Intendantin Kunstfest Weimar
Biografisches
Oliver Hilmes: Herrin des Hügels, Siedler/München
2007, 495 Seiten,
24,95 €
Ungemein klug geschriebene Biographie über Cosima Wagner,
die Bayreuths Entwicklung zu den Staatsfestspielen der Nazi-Zeit
zeigt.
Andreas Braun,
Konzertbüro Andreas Braun
Holger Hof: Gottfried Benn, sein Leben in Bildern und Texten,
Klett-Cotta/Stuttgart 2007, 280 Seiten, 49.- €
Text/Bilder vom gezeichneten Ich.
Hans-Joachim Hespos,
Komponist
Daniel Hope: Familienstücke. Eine Spurensuche,
rowohlt/Reinbek 2007, 319 Seiten, 19,90 €
Spannende Spurensuche eines britischen Geigers, der durch Zufall
seine deutschen Familienwurzeln entdeckt.
Persönlicher Einblick in Europäische Geschichte des
zuweilen dramatischen 20. Jahrhunderts.
Ulf Werner,
Konzerthausorchester Berlin
Roman
Helmut Krausser: Melodien, rowohlt/Reinbek Nov. 2002, 2. Aufl.,
864 Seiten, 12,90 €
Eine außergewöhnliche Erzählform, die von fern
sogar an Robert Musil und Thomas Mann erinnert, verbindet sich
mit einem faszinierenden kulturellen Gemälde der italienischen
Renaissance und ihrer musikalischen Erscheinungsformen.
Siegfried Mauser,
Präsident der Hochschule
für Musik und Theater
München