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nmz-archiv
nmz 2007/12 | Seite 46
56. Jahrgang | Dez./Jan.
Bücher
Ökologie des Dirigierens
42 Jahre Dirigiertagebücher Joseph Keilberths
Thomas Keilberth:
Joseph Keilberth. Ein Dirigentenleben im XX. Jahrhundert. hrsg.
v. Hermann Dechant, Phonographie v. Edeltraut
Schneider, Apollon Musikoffizin Austria., Wien 2007, 794 S.,
Abb., € 69,00, ISBN 978-3950119060
Ein bedeutendes Stück deutscher Musikgeschichte mit den Hauptstationen
Karlsruhe, Prag, Dresden, Berlin, Hamburg, Wien, München und
Köln rollt hier anhand authentischer Quellen ab: 42 Jahre
hindurch, 1926 bis 1968 lückenlos geführte Dirigiertagebücher,
Briefe und Dialoge des sorgenvollen Vaters und eine Vielzahl von
Selbstzeugnissen aus erster Hand geben in einzigartiger Weise den
Blick frei in das turbulente Berufs- und Privatleben dieses Künstlers,
wie er lebte, arbeitete, wie er mit der Ökologie des Dirigierens,
seinem Steckenpferd, umging und wie er schließlich das jeweilige
musikalische Ergebnis selbstkritisch durchleuchtete und dokumentierte.
Ergänzt von einigen künstlerischen Partnern kommentiert
Sohn Thomas aus teilweise eigenem Miterleben Keilberths unruhigen
Alltag, aufregende politische und kulturpolitische Situationen,
zeitbedingte Krisen- ebenso wie künstlerische Hoch-Zeiten
dieses hochsensiblen Musikers, den wir so bislang nicht kannten.
Der Herausgeber Hermann Dechant vermittelt schließlich, wie
er das Dirigat dieses Bayerischen Generalmusikdirektors erfahren
und begriffen hat. Hilfreicher, ja notwendiger Schlüssel zu
dieser als Lesetext allzu kompressen Biographie mit ihrer Informationsfülle
von rund 5.000 Namen und Spielorten sind die angehängten 100
Registerseiten. Am 19. Juli 1968 brach Keilberth während seines
Dirigates von „Tristan und Isolde“ zusammen.