Zu einer Ausstellung im Museum Moderner Kunst Passau
Noch bis zum 6. Januar 2008 dauert eine Ausstellung mit dem Titel „Stationen
eines Künstlerlebens“ im Passauer Museum Moderner Kunst
(MMK). Die aktuelle Herbst/Winter-Ausstellung gibt einen umfassenden
Einblick in das künstlerische Schaffen des Passauer Künstlers
Georg Philipp Wörlen, dessen Werke zu einem großen Teil
vom Museum Moderner Kunst Passau, Stiftung Wörlen, beherbergt
werden, das vom Sohn des Künstlers, dem Architekten Hanns
Egon Wörlen gegründet und 1990 eröffnet wurde.
Gezeigt werden Werke aus allen Schaffensperioden in chronologischer
Folge, darunter eine Reihe von bislang völlig unbekannten
Arbeiten. Die Rundreise durch das bewegte Leben des Künstlers
beginnt mit Ansichten der ersten Heimatstadt des Künstlers,
Dillingen, und vielen meisterlichen Akademiearbeiten, die der Student
an der Nürnberger Kunstschule schuf. Die Erfahrungen des Krieges
prägten die künstlerische Arbeit G. Ph. Wörlens
in den Jahren von 1915 bis 1919. Es haben sich zahlreiche postkartengroße
Zeichnungen erhalten, die der Soldat Wörlen an der Westfront,
zum Beispiel im Schützengraben, anfertigte und die eine bewegende
Geschichte des Soldatenlebens erzählen. In dem englischen
Gefangenenlager Ripon, in dem G. Ph. Wörlen über ein
Jahr lang interniert war (Ende 1918 bis Anfang 1920), erfolgte
dann ein enormer künstlerischer Umbruch: Die realistische
Darstellungsweise einer Aufsplitterung der Formen und einer Expressivität
des Ausdrucks, die schließlich zu so mitreißenden Werken
wie der gesellschaftskritischen „Narretei“ (1923) führten.
Der expressionistischen Phase, in der G. Ph. Wörlen sich als
Exponent zeitgenössischer Kunstströmungen integrierte,
folgte eine weitere Wandlung im Kunstschaffen, hin zur europäischen
Bewegung der „Neuen Sachlichkeit“, und damit einhergehend
eine starke Beschäftigung mit religiösen Themen. Als
Beispiel hierfür präsentiert die Ausstellung unter anderem
die eindrucksvollen Kreuzwegstationen (1931/1932), deren eine nur
mit den Darstellungen von Köpfen arbeitet.Ein besonderer Schwerpunkt
der Werkschau schließlich ist das bislang weitgehend unbekannte
Spätwerk G. Ph. Wörlens, in welchem der Künstler
zunächst die gegenständliche Malerei mit neuer Ausdruckskraft
wieder aufgriff (in den 40er-Jahren), dann plötzlich Bilder
malte, die an die geometrisch aufgesplitterten Werke der Kriegsgefangenenzeit
zurückdenken lassen (1949/1950), und sich schließlich
in den Jahren vor seinem Tod noch der abstrakten Kunst zuwandte:
All diesen Werken aber ist eine leuchtende, ausgewogene Farbigkeit
gemeinsam und ein sozusagen klarer, liebender Blick auf die Dinge.
Und durch alle Schaffensperioden und Kunstströmungen hindurch
hat Gültigkeit, was der Künstler G. Ph. Wörlen 1926 über
sich und seine Kunst sagte: „Der Drang zur Raumgestaltung
ist mir alles. Das Leben im Raum, das Erleben der Räumlichkeit
macht mich lebendig, macht mich Schaffen. Die Wirklichkeit ist
mir Wahrheit, ist mir alles, mehr will ich nicht wissen, ich will überhaupt
nichts wissen, ich möchte nur in der Wirklichkeit im wirklichen
Raum lebendig sein. Annehmen und glauben ist phantasieren.“
Gleichzeitig zeigt das MMK anlässlich des 40-jährigen
Bestehens des Brücke-Museums Berlin einen Überblick über
das Aquarell-Schaffen der „Brücke“-Maler. Neue
Wege des kreativen Ausdrucks zu finden – das stand im Mittelpunkt
der 1905 gegründeten Künstlergruppe „Brücke“.
Ob Ernst Ludwig Kirchner, Fritz Bleyl, Erich Heckel oder Karl Schmidt-Rottluff – das
Aquarell als expressionistische Kunstform reflektiert wie kein
anderes Medium die Faszination für Farbe. Mit circa 130 Exponaten
unterstreicht diese bedeutende Ausstellung nicht nur den Stellenwert
des Aquarells innerhalb der „Brücke“-Zeit, sondern
widmet sich auch intensiv der Entwicklung jedes einzelnen Künstlers.
Info: MMK Passau, Tel. 0851/38 38 79-0, info@woerlen-mmk.de, www.mmk-passau.de