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nmz-archiv
nmz 2007/12 | Seite 29-30
56. Jahrgang | Dez./Jan.
Verbandspolitik
Die GEMA sind wir: Plädoyer für den Schutz des Urhebers
Manfred Schoof im Gespräch mit der nmz über darbende
Jazzclubs und E-Musik als Musikforschung
Der Jazzmusiker Manfred Schoof sitzt seit einigen Jahren als Aufsichtsrat
an prominenter und verantwortungsvoller Stelle bei der GEMA. Martin
Hufner sprach mit dem international und national erfolgreichen
Musiker und Komponisten über Aufgaben der GEMA und die Stellung
des Jazz, die Bedeutung der zeitgenössischen Musik und „römische“ Abrechnungsmodalitäten
von improvisierter Musik.
neue musikzeitung: Was ist für Sie eigentlich monetär
oder musikalisch lukrativer, Ihre Tätigkeit als Jazzmusiker
oder die als Komponist für Funk, Fernsehen und Film? Manfred Schoof: Lukrativer ist natürlich das Komponieren für
die Medien. Jazz ist leider immer noch so eine Art Luxus, aber
ideell der wichtigere Teil meiner musikalischen Tätigkeit.
Ich würde immer wenn es irgendwie geht versuchen, Jazz zu
spielen. Aber leider geht es nicht anders. Wenn man einmal die
Chance bekommen hat, auch was für Fernsehen oder Film zu schreiben,
dann spürt man ziemlich schnell, dass es gut ist, zumal dann
das Urheberrecht greift, einen beschützt und hegt, dafür
Sorge trägt, dass man für das, was man geschrieben hat,
eine entsprechend zustehendes Entgelt bekommt.
Sein
Spiel auf dem Flügelhorn setzte Maßstäbe:
Manfred Schoof. Foto: M. Hufner
nmz: Gibt es also besondere Schwierigkeiten,
denen sich Jazzer im Gegensatz zu anderen Musikkünstlern bei
ihrer Rechtewahrnehmung ausgesetzt sehen? Schoof: Im Rahmen des Urheberrechtes werden sie
genauso behandelt wie alle anderen auch, allerdings finde ich,
dass im Rahmen des
Verteilungsplans der GEMA der zeitgenössische Jazz, wie er
von den heute lebenden Musikern gespielt wird, noch immer unterbewertet
ist. Wir haben vor einigen Jahren mit sehr viel Anstrengung erreichen
können, dass es jetzt im Rahmen des Verteilungsplans der GEMA
eine Höhereinstufung gibt, sofern diese Musik eine gewisse
künstlerische Qualität hat. Vorher war es so, dass sie
mit Schlagern oder Volksliedern gleichgestellt war.
nmz: Der zweite Korb des Urheberrechts
tritt am 1. Januar 2008 in Kraft. Was wird sich durch das neue
Urheberrecht für die
Jazzmusiker positiv verändern? Schoof: Es handelt sich, soweit ich es weiß, weil ich nicht
100 Prozent über den Korb II informiert bin, um eine etwas
verbesserte Fassung der Ursprungsfassung. Diese war eine von Leichtfertigkeit
und Unkenntnis der Politiker gekennzeichnete Einstufung der Kunst
und der Musik, die eigentlich unhaltbar und peinlich war. Insofern
hat man das etwas modifiziert und der Korb II hat jetzt eine einigermaßen
angemessene Form. Die Kunst kann man gar nicht vorsichtig genug
anfassen. Man kann sie gar nicht gut genug subventionieren und
fördern, denn sie ist tatsächlich das, wodurch die Menschen
eigentlich leben. Ohne Musik, ohne Kunst würde die Menschheit
in einer Düsternis versinken, die – glaube ich – der
Hölle gleichkäme.Auguste Rodin hat einmal gesagt: „Die
Kunst verkündet den Menschen ihre Daseinsberechtigung, sie
enthüllt ihnen den Sinn des Lebens.“ Das wissen leider
die wenigsten Menschen. Obwohl die Politiker sich, muss ich zugeben,
in letzter Zeit vor allen Dingen sehr um den Jazz bemühen.
nmz: Ist der Jazz besonders gefährdet? Schoof: Nehmen wir einmal den Jazz-Standard. Zum
Beispiel „I
remember April“ oder „All the things you are“,
das sind Stücke, die gibt es schon seit den 30er-Jahren, die
sind natürlich im Rahmen des Verteilungsplans der GEMA in
römisch XI, 1 enthalten, in dem auch normale Songs enthalten
sind. Das finde ich auch so richtig, nur: Das, was sonst die Jazzmusik
macht, wird durch Neuerungen, die innerhalb des Verteilungsplans
bestehen, nicht erfasst. Der Werkausschuss, der die Werke der Kollegen
beurteilt, hat hier die Möglichkeit, die Werke so einzuordnen,
dass sie nicht benachteiligt sind. Jazz ist eine im wesentlichen
improvisierte Musik, aber sie muss natürlich auch einen thematischen
Bestandteil haben, der als Vorgabe für das gilt, was später
der Musiker improvisiert. Da muss natürlich eine kompositorische
Substanz sein, denn wir sind ja Komponisten – wenn auch Jazzmusiker
in ihrer Spontaneität auch Komponisten sind, während
sie improvisieren. Wenn aber jemand nur improvisiert und keinerlei
geschriebenes Werk aufweisen kann, dann ist es eine Einteilung,
die entweder nach römisch XIII geht, als Spielanweisung, das
heißt, es ist eine Einzelabrechnung erfolgt, oder aber nach
römisch XII. Das ist eine Stufe der Verteilung, die es ermöglicht,
dass Werke, die einen Charakter haben, der auch in gewisser Weise
der E-Musik nahekommt, aber auch Jazz ist, einzustufen. Diese Einstufung
ist dann sogar noch höher als die bei der U-Einstufung von
normalen zeitgenössischen Jazzwerken. Die Jazzmusiker brauchen
keine Angst haben, dass sie durch ihre Improvisationen schlechter
stehen. Im Gegenteil, sie sind mittlerweile fester Bestandteil
des Verteilungsplans.
nmz: In der nmz wies Matthias Bäumel auf die folgende Problematik
hin. „Der Jazzclub Neue Tonne in Dresden berichtet von Fällen,
dass Musiker für die Aufführung von eigenen Werken in
der Tonne auch nach drei Jahren von der GEMA dafür überhaupt
kein Geld gesehen haben oder nach mehreren Nachfragen gerade mal
zwölf Euro, obwohl der Jazzclub in allen Fällen die GEMA-Gebühren
in vollem Umfange abgeführt hat.“ Ist die GEMA ein Verhinderer
von Jazz-Kultur, gerade auf der organisatorischen Mikro-, also
Kleinstklubebene, die doch eigentlich die Zelle von Jazzkultur
ist? Schoof: Wenn die Autoren dieser Werke möchten,
dass sie das bekommen, was eingenommen wurde, dann müssen
sie Netto-Einzelverrechnung beantragen. Das heißt, sie bekommen
abzüglich der Bearbeitungsgebühren
das ausgezahlt, was dort eingenommen worden ist. Diese Möglichkeit
haben die Leute. Das bedeutet aber leider gleichzeitig, dass sie
nicht an der Wertung teilnehmen. Die Wertung ist eine zusätzliche
Vergütung, die je nach Einnahmen, beziehungsweise Aufführungen,
an die Mitglieder ausgeschüttet wird. Die kommt aber dann
dadurch, dass die Künstler das volle Geld bekommen, was sie
eingespielt haben, nicht zum Tragen, denn sie haben ja nichts in
die Wertung einbezahlt, sondern alle Einnnahmen erhalten. Da ist
aber noch ein viel größeres Problem: Die Jazzclubbesitzer
beschweren sich sehr darüber, dass sie so viel GEMA abführen
müssen. Wenn man dann hört, dass die Leute so wenig bekommen,
liegt das zum Teil auch am Verteilungsplan, das heißt am
neuen Verteilungsmodus, der Methode PRO, die zwar eine bessere
Methode ist als die, die vorher da war, für öffentliche
Aufführungen wohlgemerkt, aber noch nicht der Weisheit letzter
Schluss ist. Das heißt sie ist verbesserungswürdig.
Daran wird in verschiedenen Ausschüssen und Kommissionen gearbeitet.
Aber noch einmal zurück zu diesen Beschwerden der Jazzclubs.
Die gehen zum Teil soweit, dass sie sogar Musiker erpressen, indem
sie sagen, du kannst bei mir spielen, wenn du deine Werke nicht
bei der GEMA anmeldest. Das dürfen die Musiker natürlich
nicht. Sofern sie GEMA-Mitglied sind, müssen sie ihre Werke
anmelden. Sie haben gar keine andere Wahl. Die GEMA ist eine Monopolgesellschaft
und sie ist rechtlich verpflichtet, das so zu machen. Und damit
sind die Mitglieder auch verpflichtet, das so zu machen. Das ist
natürlich ein schlimmer Zustand, wenn solche Veranstalter
einem so kommen. Andererseits hört man oft von den Veranstaltern
das sicherlich nicht ganz unbegründete Gejammer, sie haben
so wenig Eintritt bekommen, sie müssen die Musiker bezahlen,
jetzt müssen sie auch noch die GEMA bezahlen, ist es nicht
möglich, dass wir darüber reden können? Am liebsten
würden sie die GEMA-Gebühren ganz abschaffen. Das geht
natürlich überhaupt nicht, aber es könnte durchaus
sein, dass man in solchen Sonderfällen, in denen nachgewiesenermaßen
die Clubs darben – ich kann natürlich hier keine entscheidenden Äußerungen
machen –, dass man über eine Modifizierung nachdenken
könnte. Denn im Rahmen der Entwicklung ist ja der Verteilungsplan
ständig veränderungsbedürftig.
Es gibt leider auch Clubs und Musiker, die ihre eigenen Kollegen
benachteiligen beziehungsweise übervorteilen und betrügen,
indem sie Werke aufschreiben, die sie gar nicht gespielt haben.
In Bars, wo den ganzen Abend „New York,
New York“ und „Lili Marleen“ gespielt wird, da
steht auf dem Anmeldezettel, ich habe den ganzen Abend fünf
Stunden lang nur meine eigenen Werke gespielt. Und dann wundert
sich die GEMA, dass solche Leute, die in irgendwelchen Bars in
Recklinghausen oder Ingolstadt spielen, ein fünfstelliges
Aufkommen haben. Das ist ein regelrechter Betrug. Auch hier ist
die GEMA natürlich an vielen Fronten aktiv und muss wachsam
sein.
Die meisten Menschen sehen im Zusammenhang mit GEMA nur eine
Gesellschaft, die horrende Geldsummen kassiert. Sie sehen nicht,
dass die GEMA
nicht nur ein Inkassounternehmen, sondern vor allem eine Solidargemeinschaft
ist, die auch einen bestimmten Prozentsatz für kulturelle
und soziale Zwecke vom Aufkommen aller Mitglieder aller Einnahmen
abzieht, um bedürftigen Kollegen zu helfen.
Vor allen Dingen, und das möchte ich hier dicke unterstrichen
sehen, ist die GEMA: Wir, die Autoren, die Komponisten, die Textdichter
und auch die angeschlossenen Verleger. Wir sind die Autoren. Wir,
die Mitglieder, wir sind die GEMA. Das kann man gar nicht oft genug
wiederholen. Die Plattenfirmen, die Rundfunkstationen, alle partizipieren
und verdienen mit der Musik, sie verkaufen und benutzen die Musik,
sie haben also ungeheure Vorteile davon. Und der Autor soll eigentlich
nichts bekommen. Das kann ja nicht sein. Wir wollen ja nicht wieder
zurück zu Mozarts Zeiten. Denn eine Urheberrechtsgesellschaft
gab es damals nicht. Gott sei Dank hat Richard Strauss das erfunden
und jetzt geht es den Künstlern auf der ganzen Welt eigentlich
besser. Obwohl die GEMA von all diesen Verwertungsgesellschaften
mit die beste ist, die wir auf der Welt haben. Viel besser als
in Amerika, wo es das Copyright gibt, das im Unterschied zum deutschen
Urheberrecht im Wesentlichen von Produzenten und Verlegern kontrolliert
wird. Alle Gesellschaften hier in Europa sind korrekt in ihrer
Abrechnung und haben genaue Kontrollmechanismen, die verhindern,
dass Missbrauch betrieben wird oder irgendjemand sich bereichert.
Das ist in Amerika schon anders. Da muss man immer wieder darauf
hinweisen, dass die GEMA hier wirklich äußerst korrekt
ist, dass die Aufsichtsräte alle ehrenamtlich arbeiten. Die
bekommen außer ihren Reisespesen ein Tagegeld, und das ist
es. Da gibt es keine Honorare oder ähnliches. Nichts dergleichen.
Alles ehrenamtlich. Alle Ausschüsse und auch die Aufsichtsräte
arbeiten ehrenamtlich.
nmz: Aber Sie sind ja nicht immer
einer Meinung mit der GEMA. Die Verleger haben schließlich andere Interessen als die Autoren
und innerhalb der Autoren sind die Gruppen auch nicht immer einer
Meinung. Man hört auch ab und zu, dass die E-Musiker quasi
bevorteilt würden, dass, wenn man das anders regeln würde,
der Komponist, der auch Telefonanlagen komponiert, ein bisschen
mehr zum Zug kommen wollte, weil er in gewissem Sinne auch präsenter
ist als beispielsweise Musik von Bernd Alois Zimmermann. Schoof: Trotzdem sind Werke, die Bernd Alois Zimmermann
komponiert hat, sehr viel weittragender und wichtiger für die Entwicklung
der Musik. Dieser Telefonkomponierer hat möglicherweise von
dem Werk, das der Zimmermann da gemacht hat, einiges partizipiert,
was er gar nicht weiß. Er benutzt Geräte und Klangmöglichkeiten,
die zum Beispiel in der zeitgenössischen modernen Musik entwickelt
wurden, die ja immer noch die eigentlich treibende Kraft für
die Weiterentwicklung der Musik im allgemeinen ist. Der Telefonanlagenkomponist
schreibt sein Werk unter Umständen zwischen Frühstück
und Mittagessen, wenn er einen guten Einfall hat. Bernd Alois Zimmermann
schreibt an einem Werk wie „Requiem für einen Dichter“ zwei
Jahre. Wenn Sie bei einer Sinfonie von Brahms die Themen zählen,
die in einer einzigen Sinfonie vorkommen, das sind so viele wie
zwanzig Schlager, die geschrieben werden müssten, um auf die
gleiche musikalische Substanz zu kommen, die dann natürlich
immer noch anders ist. Deswegen hat die E-Musik bis auf weiteres
das Recht, eine höhere Einstufung zu erfahren, weil sie forschenden
Charakter hat. Das heißt, sie treibt die Musik voran, sie
speist die U-Musik. Wenn Sie eine Klangwolke, die wir früher
als Free Jazzer gespielt haben, die ihren Ursprung in der E-Musik
hatte, hören, solche Klangwolken hören sie jetzt bei
jeder zweiten Rockgruppe, zwar auf eine etwas einfachere Art, aber
ihren Ursprung hat sie ganz woanders. Das wissen die wenigsten
Menschen. Die meisten Menschen denken, das ist alles so einfach
zu machen. Deswegen finde ich, hat die E-Musik das Recht, eine
bessere Gruppierung, eine bessere Einstufung zu erhalten.
nmz: Das amerikanische Recht kennt
die Möglichkeit, dass man
das Urheberrecht verkaufen kann. Da die GEMA aber auch das Inkasso
für amerikanische Künstler macht, bekommt unter Umständen
ein Nichturheber das Geld. Alle Errungenschaften, die man für
die Autoren in Deutschland erreicht, kommen auch den Firmen als
Nichturheber zugute. Schoof: … verschwinden im Schlund großer Konzerne.
Das ist natürlich ein schlimmer Zustand, den wir nicht verhindern
können. Im Rahmen der EU findet jetzt auch eine sehr starke
Entwicklung statt, die am liebsten hätte, dass die nationalen
Verwertungsgesellschaften sich gegenseitig über- oder unterbieten,
dass hier ein Konkurrenzkampf entsteht, der völlig falsch
ist. Die Musik ist nicht so sehr Ware, wie die sich das vorstellen.
Die Musik kann natürlich auch Ware sein, aber man kann sie
doch nicht an den Meistbietenden verscherbeln. Der eine sagt, ich
verlange weniger als die Nachbargesellschaft, wenn du zu mir kommst.
Ich finde, das ist ein Ausspielen der Verwertungsgesellschaften.
Da muss die EU ganz vorsichtig sein, da sollten sich die Verwertungsgesellschaften
zusammentun und sagen, Leute, wir können uns hier und da zu
Interessengemeinschaften zusammenschließen, aber wir müssen
sehen, dass wir nicht einander etwas wegnehmen, dadurch dass wir
uns gegenseitig unterbieten.
nmz: Wie verstehen Sie eigentlich
Ihre Aufgabe als GEMA-Aufsichtsrat? Schoof: Ich sehe die Arbeit im Aufsichtsrat der
GEMA als eine Ehre an, als eine Verpflichtung, als ein Vertrauensbeweis
in meine Person
beziehungsweise in die Person der Aufsichtsräte, die nur alle
drei Jahre neu gewählt werden. Sie müssen sich in dieser
Zeit beweisen und zeigen, dass sie was für ihre Kollegen tun.
Denn dafür sind sie schließlich da, dass sie die GEMA
als Institution, die ihnen ja gewissermaßen gehört,
kontrollieren. Dazu ist ein Aufsichtsrat da. Das machen wir oft.
Sie haben ja vorher gesagt, dass wir nicht immer einer Meinung
sind. Aber generell ziehen wir sehr gut an einem Strang und es
herrscht eine sehr positive und konstruktive Stimmung innerhalb
des Aufsichtsrats. Ich bin froh, dass wir in der Vergangenheit
doch einiges schon bewegen konnten und wie gesagt, wir werden in
naher Zukunft die Verteilungsmethode PRO verbessern. Wir werden
den Verteilungsplan weiter verbessern.
nmz: Welche Entwicklungen hat eigentlich
der Wechsel des GEMA-Vorstands ausgelöst? Schoof: Die Vorstände sind bemüht – und ich finde
sie tun es sehr erfolgreich – die GEMA den neuen Anforderungen
auch durch die EU-Richtlinien anzupassen. Wir leben in einer Zeit,
die sich ständig verändert. Insofern müssen sich
auch solche Inkassogesellschaften verändern.
Der neue Vorstand versucht, eine bessere Positionierung für
die GEMA zu erreichen. Das geht auf die inneren Strukturen der
GEMA zurück, das geht auch auf die Positionierung der GEMA
im internationalen Vergleich zurück, denn auch da muss die
GEMA sehen, dass sie ihren Standpunkt behält, damit wir uns
bestätigen als die Gesellschaft, die, finde ich, noch immer
die beste von allen Verwertungsgesellschaften ist. Das ist das
Ziel auch der neuen Vorstände, das dies so bleibt.
nmz: Gehören da zum Beispiel die GEMA-Scouts dazu oder die
GEMA-Präsenz bei der Otto-Verleihung der BRAVO? Schoof: Ja gut, ok. Ich denke, wenn die GEMA versucht, das was
die Politik im Bereich von Kultur und Bildung unterlässt,
zu tun und dem Publikum die Augen öffnet für das, was
kulturelles Eigentum, was Urheberrecht ist, dann finde ich das
absolut richtig. Stellen Sie sich mal vor, solche Leute wie Grönemeyer
oder Westernhagen oder Peter Maffay – das sind alles nette
Kollegen – sind noch nie in ihrem Leben in einer GEMA-Versammlung
gewesen. Die haben noch nie darüber nachgedacht, wie es kommt,
dass sie jedes Jahr ihr Geld bekommen. Die spielen und stehen zum
Teil auf einem arroganten Hügel. Wie kann so ein Mensch die
GEMA, seine eigene Gesellschaft, negieren und dann so tun, als
sei das eine Pflicht, dass man sein Geld dafür bekommt. Die
Vorstände müssen für die GEMA-Mitglieder die Kohlen
aus dem Feuer holen, sie müssen sich mit den Justitiaren der
Rundfunkstationen herumschlagen und die Prozente rausholen. Das
ist eine ganz, ganz harte Arbeit. Denn diese Leute sind gewieft
und mit allen Wassern gewaschen. Dafür brauchen Sie, genau
wie in jedem anderen Industrieunternehmen, clevere, mutige Manager,
die in der Lage sind, mit solchen Leuten auf Augenhöhe zu
verhandeln und zu sagen, hier, das und das müsst ihr bezahlen,
weil ihr das und das von unseren Autoren verbraucht und benutzt.
Zum Teil gab es Anfeindungen, wieso verdient ein Vorstand soundsoviel
Geld. Ein Vorstand in einem vergleichbaren Industrieunternehmen
würde ein Zehnfaches davon verdienen. Insofern ist das, was
die GEMA-Vorstände verdienen, geradewegs angemessen. Aber
mehr auf keinen Fall. Ich sehe die GEMA als eine hervorragende
Gesellschaft und ich bin froh, dass wir sie haben.