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nmz-archiv
nmz 2008/02 | Seite 48
57. Jahrgang | Februar
Oper & Konzert
Neue Musik für junge Menschen
Mehr als ein Festival: Das „Chiffren“-Projekt in Kiel
In Donaueschingen oder bei den Tagen für neue Kammermusik
in Witten werden auf jeden Fall mehr Uraufführungen neuer
Kompositionen angeboten. Die vor zwei Jahren in der schleswig-holsteinischen
Landeshauptstadt Kiel erstmals veranstalteten „Kieler Tage
für neue Musik“ wollen mit diesen tradierten Musica-Nova-Festivals
gar nicht in unmittelbare Konkurrenz treten, sondern versuchen
ein eigenes thematisches Profil zu gewinnen. „Chiffren“,
so nennt sich geheimnisvoll verschlüsselt das Festival, möchte über
die bloße Aufführung neuer Musik hinaus auch eine wichtige
Vermittlungsfunktion wahrnehmen. Speziell jungen Menschen will
man „Neue Musik“ über die zweijährig veranstalteten
Musiktage hinaus kontinuierlich nahe bringen. So wird es einen „Composer
in Residence“ geben, der mit Kindern und Jugendlichen über
einen längeren Zeitraum intensiv zusammenarbeitet, diese zu
eigenen künstlerischen Gestaltungen ermutigt.
In einem „Ensemble in Residence“ sollen Schüler
an allgemeinbildenden Schulen und Musikschulen zu einem kreativen
Umgang mit Instrumenten und der eigenen Stimme angeregt werden.
Für das „Komponieren in der Schule“ werden Lehrkräfte
als fachqualifizierte „Komponisten“ ausgebildet. In
einem Landesjugendensemble für neue Musik möchte man
engagierte experimentierfreudige Nachwuchsmusiker versammeln, die
auf hohem Niveau zeitgenössische Werke interpretieren wollen.
Bei allem wird es eine enge Kooperation mit der Musikhochschule
Lübeck und der Muthesius Kunsthochschule Kiel geben. „Chiffren“ ist
von 2008 bis 2011 in das von der Kulturstiftung des Bundes initiierte
Förderprojekt Netzwerk Neue Musik eingebunden und erhält
eine Förderung in Höhe von 500.000 Euro. Weitere Geldgeber
sind das Land Schleswig-Holstein, die Kulturstiftung Schleswig-Holstein,
die Landeshauptstadt Kiel, die HSH Nordbank, die PwC-Stiftung,
Feldtmann Kulturell und die Ernst von Siemens Musikstiftung.
Für das Eröffnungskonzert der zweiten „Chiffren“-Biennale
am 8. Februar 2008 hat man mit dem Frankfurter „Ensemble
Modern“ gleichsam die „Spitze“ der Neuen-Musik-Szene
verpflichtet. Unter dem Titel „West meets East meets West“ (etwas
Englisch muss schon sein) erklingen Werke von Claude Vivier, Tan
Dun, Manfred Stahnke, Isang Yun und Dieter Mack. Ein zweites Konzert
mit dem „ensemble reflexion K“ aus dem Kiel benachbarten
Eckernförde bringt die Uraufführung eines neuen Werkes
von Gordon Kampe, die deutsche Erstaufführung von Sergej Newskis „Blindenalphabet“ sowie
Kompositionen von Nils Roensholdt, Nicolaus A. Huber, Gerald Eckert
und James Saunders. Das „ensemble mosaik“ aus Berlin
wird unter dem Titel „Schnittstellen“ experimentelle
Werke von Harald Muenz, Stefan Streich, Michael Beil, Orm Finnendahl
und Enno Poppe aufführen. In einer Matinee „Junge Musik“ gestalten
qualifizierte junge Musiker aus Schleswig-Holstein, Preisträger
des Bundeswettbewerbs „Jugend musiziert“ und Studierende
der Musikhochschule Lübeck, ein Programm mit Werken namhafter
Gegenwartskomponisten sowie von Kompositionsstudenten.
Komponistengespräche, ein Workshop für Schüler und
Interessierte, Vorträge im Vorfeld der „Chiffren“ sowie
eine abschließende Podiumsdiskussion komplettieren das umfangreiche
Programm der drei „Chiffren“-Tage vom 8. bis 10. Februar
2008.