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nmz-archiv
nmz 2008/02 | Seite 16
57. Jahrgang | Februar
Kulturpolitik
Wege durch den europäischen Förderdschungel
Erstes Treffen von nationalen Geschäftsführern in der
EMU
Zum ersten Mal in der 34-jährigen Geschichte der europäischen
Musikschulunion (EMU) trafen sich in Prato (Toskana) Anfang Oktober
für drei Tage Geschäftsführer/-innen und Mitarbeiter/-innen
von 13 nationalen Musikschulverbänden. Aus Österreich,
Belgien, England, Estland, Finnland, Deutschland, Italien, Litauen,
Luxemburg, Niederlande, Slowakei, Slowenien und der Schweiz nahmen
insgesamt 24 Personen an dieser Tagung teil.
Eingeladen hatte der Präsident der EMU, Gerd Eicker vom Verband
deutscher Musikschulen (VdM), der diese Tagung gemeinsam mit dem
Geschäftsführer des VdM, Matthias Pannes, und dem Geschäftsführer
des niederländischen Verbandes, Ap de Vries, vorbereitet hatte.
Ein Ziel dieses Treffens war ein Informationsaustausch auf der
Arbeitsebene, da bei den jährlichen Generalversammlungen meistens
die ehrenamtlichen Präsidenten und Vorsitzenden den jeweiligen
Verband vertreten. Deshalb wurde bei diesem Treffen die Arbeit
der Geschäftsstellen dargestellt und verglichen. Zunächst
aber stellte Gerd Eicker die Schlüsselfrage: „Brauchen
wir eigentlich einen Verband?“ In der Plenumsdiskussion sowie
in den anschließenden Arbeitsgruppen wurden sehr schnell
die wesentlichen Arbeitsfelder und Aufgaben deutlich, die eben
nicht von einer einzelnen Schule zu leisten und abzudecken sind:
kulturpolitische Arbeit für die Musikschulidee auf nationaler
Ebene
inhaltlich-strukturelle Arbeit für die Musikschulen
Kommunikation innerhalb des nationalen Musikschulwesens.
Bei allen Diskussionen wurde immer wieder die Frage nach der
Finanzierung gestellt. Diese ist in den einzelnen Verbänden sehr unterschiedlich
geregelt. Mitgliedsbeiträge der Schulen, öffentliche
Mittel, Projektmittel und bezahlte Dienstleistungen wurden als
wesentliche Einnahmen mit unterschiedlicher Gewichtung genannt.
Es wurde auch deutlich, dass die Verbandsarbeit in manchen Ländern,
insbesondere in Osteuropa, ehrenamtlich geleistet wird, da noch
ein Großteil der Leistungen von Ministerien erbracht wird.
Weiterhin wurden als Beispiele die Qualitätssysteme aus Deutschland
(E-Dur und QSM) von Pannes und den Niederlanden von de Vries vorgestellt
und anschließend in Arbeitsgruppen diskutiert. Dabei zeigten
die Teilnehmer besonderes Interesse für die deutschen Qualitätssysteme.
Außerdem wurden Kommunikationswege einzelner Verbände
mit ihren Mitgliedern dargestellt und erörtert sowie die Weiterentwicklung
der EMU-Website.
In den Phasen IV bis VI standen die europäischen Perspektiven
im Vordergrund. Hierfür konnte Gerrit Walstra, ein ausgewiesener
Experte von „Haute Europe“, als Referent gewonnen werden. „Haute
Europe“ ist eine Organisation, die bei europäischen
Projekten berät und leitet.
Nahezu erschlagend war die Vielfalt der europäischen Förderprogramme,
deren Voraussetzungen und Bedingungen. Behutsam leitete Walstra
die leicht verwirrte Versammlung durch den „Förderdschungel“,
um schließlich in gezielter Gruppenarbeit zu Ansätzen
möglicher europäischer Projekte zu gelangen. Diese Ansätze
gilt es nun zu verfolgen. Ein Schritt in dieser Richtung wird das
Treffen des Präsidiums der EMU mit dem Europakommissar für
Kultur und Erziehung, Jan Figel, im November in Bratislava sein.