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nmz-archiv
nmz 2008/02 | Seite 38
57. Jahrgang | Februar
Bayerischer Kulturrat
Kooperationsprojekt von Tanzschaffenden
Die Access to Dance-Saison 2008 hat begonnen
Im Rahmen der diesjährigen „Access to dance“ -
Saison, einem 2006 ins Leben gerufenen Kooperationsprojekt verschiedener
Münchner Tanzschaffender und Tanzinstitutionen, dessen Ziel
eine breite und langfristige Förderung des zeitgenössischen
Tanzes in München und Bayern ist, gastiert Meg Stuart mit „Blessed“ am
28. und 29. Februar 2008 in der Münchner Muffathalle. Die
amerikanische Tänzerin und Choreographin Meg Stuart und ihr
portugiesischer Kollege Francisco Camacho arbeiteten bereits
1991 in Stuarts Debüt-Choreographie zusammen und markierten
mit Disfigure Study den Beginn einer neuen Tanzästhetik. „Blessed“ ist
das Ergebnis einer erneuten Kooperation der beiden Künstler
sowie dem Sounddesigner Hahn Rowe und der Bühnenbildnerin
Doris Dziersk. Die im März 2007 am Kunstzentrum Vooruit in
Gent (Belgien) uraufgeführte Performance verbindet Bewegungs-,
Ton- und Bildsprache und erzählt von der Sehnsucht des Menschen
nach Sicherheit und Glück und seinen verzweifelten Versuchen,
sich gegen Untergang, Bedrohung und Schicksal zu wehren. Obwohl „Blessed“ zu
den dunkleren Stücken von Meg Stuart zählt, fokussiert
das Werk das unerbittliche Ringen um das Leben und tröstet
mit der sinnlichen Kraft der Ästhetik der Zerstörung.
Ein immer wiederkehrendes Element in Meg Stuarts Arbeiten ist die
Verletzlichkeit des menschlichen Körpers, seine Abhängigkeit
und zugleich Abkehr von gesellschaftlichen Normen. „Blessed“ hinterfragt
die Sicherheiten und Unsicherheiten des menschlichen Lebensraums – die
von Doris Dziersk geschaffene Rauminstallation, eine Scheinidylle
aus Pappe, die sich im Verlauf der Performance zunehmend in sintflutartigen
Regenfällen auflöst, steht als Sinnbild für Hoffnung
und Zerstörung. Zur Klangkulisse von Hahn Rowe stellt Francisco
Camacho in einem speziell für ihn choreographierten Solo die
Frage nach Leben und Überleben, nach der Konstruktion und
Dekonstruktion der Welt. Der Macht der Naturgewalt ausgeliefert
sucht der Darsteller seinen Platz zwischen Pfützen und Pappe,
skizziert gelegentlich Fragmente der Ballettgeschichte und tanzt
sonst eher minimalistisch gegen die realen und imaginären
Bedrohungen der menschlichen Existenz an. Die Modeschau-Einlage
der in grelle Töne gekleideten Tänzerin Kotomi Nishiwaki
am Ende des Stückes fungiert als Bruch und Kontrast: Wie viele
Illusionen brauchen wir, um überleben zu können? Ist
es der Luxus der Privilegierten, sich in den Traum der Utopie flüchten
zu können? Und ist Hoffnung eine Frage der Lebensumstände,
in denen man sich befindet? Infos unter: www.accesstodance.de