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nmz-archiv
nmz 2008/02 | Seite 33
57. Jahrgang | Februar
Deutscher
Tonkünstler Verband
Mozartsonaten mit Grieg’scher Untermalung
Neue CD des Dena Piano Duo erschienen
Viel zu lange blieben die Studienwerke der großen Meister
unbeachtet, in Nischen gedrängt oder fehlinterpretiert. Zu
diesen interessanten Stücken gehören die Bearbeitungen
der vier Mozartsonaten von Edvard Grieg. Der Komponist hatte sie
ursprünglich zu Unterrichtszwecken geschrieben, einerseits
sicher, um den Mozartstil vorsichtig in eine romantische Hülle
zu verpacken und auf diese Weise den Schülern schmackhafter
zu machen, andererseits aber als Herausforderung an sich selbst.
Der Erfolg im Konzertsaal gab ihm recht, sein Verlag Peters nicht: „Die
Welt erwartet von Ihnen bedeutende Originalkompositionen und nicht,
gestatten Sie mir die Bemerkung, ein 2. Klavier zu Mozartschen
Sonaten! Solche Arbeit, so fein und geistreich sie auch sein mag,
würde ich an Ihrer Stelle gar nicht herausgeben, wenigstens
nicht in den nächsten Jahren.“ Und noch offensiver urteilte
ein schwedischer Kritiker 1886 über die Bearbeitung der f-Moll-Fantasie: „Griegs
Bearbeitung von Mozarts Phantasie für 2 Pianos ist nur eine
Stümperei, eine Norwegisierung Mozarts, vor dem ein wirklicher
Musiker mehr Respekt haben sollte.“
Respektlosigkeit kann man dem Komponisten Edvard Grieg nun wirklich
nicht vorwerfen, ist diese Arbeit als ein „Hommage an M.“ zu
werten.
Grieg wuchs im norwegischen Bergen auf, seine Mutter veranstaltete
Salonkonzerte und führte den jungen Musiker so an die Werke
der gro-ßen Meister Mozart, Mendelssohn und Schumann heran.
In Griegs Bibliothek befand sich die, von seinen Musiklehrer signierte,
Mozartbiographie von 1856.
Allein die Tatsache, dass Grieg die jeweilige Mozartsonate im
1. Klavier unangetastet beließ und ein 2. Klavier hinzukomponierte,
unterstreicht die Ehrfurcht vor dem Komponisten…
Bei genauem Hinhören ist ohne weiteres der analytische Blick
auf die Sonaten zu erkennen. In allen vier Sonaten – Facile
C-Dur KV 545, F-Dur KV 533/494, G-Dur KV 283, c-moll KV 475/457 – verwendet
Grieg andere Schwerpunkte, jeweils seiner Sichtweise auf das Werk
angepasst. Mal ist es der Rhythmus, den er focussiert und verstärkt
beziehungsweise in leichte Schwebung versetzt, mal das dynamische
Konzept, dann die Harmonik oder die thematische Korrespondenz.
Hätte Grieg hier mehr Unterstützung durch seine Verleger
erfahren, hätte hieraus durchaus ein Orchestersatz werden
können.
Die beiden Pianistinnen des Dena Piano Duos, Heide Görtz und
Tina Margareta Nilssen, arbeiten dieses Konzept mit äußerster
Präzision und Klarheit heraus – nie wird die Mozart-Sonate
durch die Grieg’sche Untermalung bedrängt oder überdeckt,
deutlich legt sich der ehrfürchtige zarte Schleier um die
Musik Mozarts, oder wie es Patrick Dinslage im ausgezeichneten
Booklet-Text bezeichnet, als „Mozart im romantischen Gewand“.
Als Leiter der Edvard-Grieg-Forschungsstelle an der Universität
Berlin hat er maßgeblich zur Einspielung dieser wenig beachteten
Komposition beigetragen.
Heide Görtz ist seit 1990 Professorin für Klavier an
der Universität der Künste Berlin. Sie erhielt ihre Ausbildung
bei dem bekannten Pianisten Conrad Hansen in Hamburg, sie war Preisträgerin
verschiedener bedeutender Wettbewerbe (u.a. Steinway-Wettbewerb)
und vor ihrer Berufung an die UdK Berlin Dozentin an den Musikhochschulen
in Hamburg und Köln.
Tina M. Nilssen wuchs in Trondheim in Norwegen auf und absolvierte
in Oslo sowohl das Klavierdiplom, als auch das Konzertexamen. Nach
ihren Studien bei den Osloer Professoren J. Larsen, J. Hlinka sowie
J.H. Bratlie vervollkommnete sie ihre pianistischen Leistungen
bei Prof. Heide Görtz. Seit mehr als einem Jahr spielen beide
Musikerinnen als Dena Piano Duo zusammen und erreichten dank ihrer
musikalischen Spontaneität, ihrer deutlichen Phrasierung und
nuancierten Klangbehandlung große Erfolge bei Festivals in
Berlin, Trondheim, Bergen und Oslo. Das Duo konzentriert sich vor
allem auf in Vergessenheit geratene Stücke wie diese auf der
CD eingespielten Sonaten für 2 Klaviere.
Adelheid Krause-Pichler
Mozart/Grieg: Klaviersonaten von Mozart mit frei hinzukomponierter
Begleitung eines zweiten Klaviers von Edvard Grieg – Dena
Piano Duo 2007 Lindberg Lyd AS ( 2L40SACD )
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