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VdM
nmz-archiv
nmz 2008/02 | Seite 31
57. Jahrgang | Februar
Verband deutscher Musikschulen
Jedem Kind seine Stimme
Singende Grundschulen in Münster
Jedes Grundschulkind mit Gesang erreichen. Wirklich jedes Kind,
unabhängig von Bildung, Kultur oder sozialem Stand. Dieses
ehrgeizige Ziel hat sich das bundesweit einmalige Modellprojekt „Jedem
Kind seine Stimme“ gesteckt. „Singen“, so sagen
die Ideengeber aus der Westfälischen Schule für Musik
Münster, „ist die elementarste Form des Musizierens.
Sie stiftet kulturelle Identität und fördert den interkulturellen
Dialog“.
Erste Erfahrungen in einem sozialen Brennpunkt mit Kindern aus
20 Nationen machen den Münsteranern Mut, das Projekt auszuweiten.
Es kommt ohne Instrument aus und braucht keinen zeitintensiven
Unterricht. Der Einstieg in die Welt der Musik wird vielmehr leicht
gemacht. Singende Kinder, singende Lehrkräfte, singende Schulen:
Bis zum Jahr 2010 sollen 46 Grundschulen der westfälischen
Stadt eine musikalische Grundversorgung erhalten.
Wie das geht? Herzstück von „Jedem Kind seine Stimme“ ist
eine Kombination aus Kinderchor und Lehrerfortbildung. Die Kinder
eines Auswahlchores erfahren die intensivste Förderung. Sie
lernen über aktives Singen, Bewegen, Spielen und Sprechen, über
Ausdruck und Emotion, wie sie die eigene Stimme einsetzen und genießen
können. Der Kinderchor ist die Keimzelle einer „Singenden
Grundschule“.
Alle Lehrkräfte der Schule – egal ob sie eigentlich
Mathematik oder Sport unterrichten – werden musikalisch fit
gemacht. Fortbildungen befähigen die Pädagogen, das Singen
quasi als „tägliche Grundnahrung“ in den Schulalltag
einfließen zu lassen. Dies wird – das hat die Erprobungsphase
bereits gezeigt – umso leichter gelingen, da es in jeder
Klasse einige Kinderchormitglieder gibt, die mit dem gemeinsamen
Liedgut (es ist in Chor und Schulklassen immer gleich) vertraut
sind und die anderen mitziehen. So wird schließlich eine
ganze Schulgemeinschaft zu einer „Singenden Grundschule“.
Das auf drei Jahre angelegte Modellprojekt wird von drei Partnern
geschultert: Die Gesamtkosten von 250.000 Euro stellen das Land
Nordrhein-Westfalen, die Sparkasse Münsterland Ost und die
Stadt Münster zur Verfügung. Zusätzliche Unterstützung
leistet der Lions Club Münster Annette von Droste-Hülshoff. „Jedem
Kind seine Stimme“ wird von der Universität Münster
wissenschaftlich begleitet. Erfahrungen und Ergebnisse sollen Thema
eines Symposiums sein, das für Mitte 2009 geplant ist.
Noch in diesem Schuljahr gehen die ersten neun Grundschulen in
Münster an den Start. Neun Schulen, das heißt in Zahlen:
2.100 täglich singende Schüler; 60 Lehrkräfte, die
in Sachen „Singen und Stimme“ fortgebildet werden;
15 neue Schulchöre mit 500 Chorkindern. Anders ausgedrückt:
Mit den neun Schulen erhalten 22 Prozent aller Grundschüler
in Münster ein Stück elementarer musikalischer Bildung.
Das Modell „Jedem Kind seine Stimme“ wird nicht allein
vom Land, der Sparkasse Münsterland Ost und der Stadt Münster
als wegweisend angesehen. Es könnte, so die Westfälische
Schule für Musik, eine vielversprechende, auch auf andere
Städte übertragbare „westfälische“ Variante
oder Ergänzung des zunächst auf die Ruhr-Region fokussierten
Projektes „Jedem Kind ein Instrument“ sein. (Infos:
Westfälische Schule für Musik der Stadt Münster,
Ulrich Rademacher, Inga Mareile Reuther, Tel. 0251/98103-12, www.muenster.de/stadt/musikschule)