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nmz-archiv
nmz 2008/03 | Seite 10
57. Jahrgang | März
Cluster
Hörklappen
Wenn man in Werbung oder anderen Medien der Selbstdarstellung
mit Musik konfrontiert wird, ist es immer ein Problem, Musik sichtbar
zu machen – so abstrakt wie nötig, so eindringlich
wie möglich. Dabei hat sich eine Art Seuche ausgebreitet.
Menschen werden Kopfhörer aufgesetzt. Zumindest sehen sie
für einen unbedarften Zuschauer so aus. Ein anderes Detail
fällt auch noch auf: Die Menschen auf den Fotos versuchen
offensichtlich, sich diese Dinger vom Kopf zu reißen.
Denn normalerweise, das weiß der Altanwender von Kopfhörern
aus eigener Erfahrung, halten die Dinger ganz gut von selbst,
auch auf den glatzbirnigsten Köpfen, wenn man nicht gerade
extremes Headbanging betreibt; ein Festhalten am Hörer wäre
damit eigentlich nicht nötig.
Es stellt sich die Frage: Was will man uns damit eigentlich sagen,
oder besser zeigen? Und vor allem, fast alle machen mit: Bundesverband
Musikindustrie, GEMA, Musikinformationszentrum, Bayern4Klassik… Steht
dahinter vielleicht eine große Verschwörung, ein Angriff
der Tontomaten? Symbolfoto dafür, dass Musikkonsum einsam
macht, ja grundsätzlich asozial ist?
Am Ende sind es doch nur die aktuell notwendigen Schallschützer.
Die werden ja demnächst Pflicht in Konzerten und anderen akustischen
Veranstaltungen. Ton-Protektoren! Neue EU-Norm, zum Hören
lauter Musik geht man dann besser vor die Tür.