nmz 2008/03 | Seite 28
57. Jahrgang | März
Musikbildung
Musik bewegt Kinder
3. Symposion des Arbeitskreises Elementare Musikpädagogik
Musik ist hörbar gemachte Bewegung – Bewegung macht
Musik sichtbar. Beide Aspekte bilden ein Ganzes, wenn sich Kinder,
und nicht nur diese, aktiv mit Musik beschäftigen. Ob sie
singen, tanzen, ein Instrument spielen oder aktiv Musik hören,
die äußere Bewegung, aber auch das innere Bewegtsein
im Sinne des emotionalen Erlebens schwingen mit.1
Ein interessanter Aspekt aus der Semantik zentralafrikanischer
Sprachen unterstreicht die enge Verbundenheit von Musik, Melodie,
Text, Rhythmus, Tanz und Bewegung. Hier existiert kein eigenes
Wort für Melodie, denn Melodie ist Text und auch kein spezielles
Wort für Rhythmus, denn Rhythmus ist Tanz.2
Auch ein Blick in die Anthropologie der Musik ist aufschlussreich.
Ob Medizinmann, Schamane, Priester, sie alle verwenden Texte und
Melodien verbunden mit oft ritualisierter Körpersprache und
klarer Bewegungs-Choreografie in einem definierten Raum.3
Es ist immer wieder faszinierend, in der Praxis zu erleben und
in der wissenschaftlichen Forschung bestätigt zu finden, dass
Musik und Bewegung wesentliche Bereiche im Menschen ansprechen.
Sei es die Psychomotorik, die Wahrnehmungsfähigkeit, die Sprachentwicklung
oder die Kommunikation, das Denken im Handeln oder die Hördifferenzierung:
Musik wirkt aus sich heraus anregend und steht immer im direkten
Bezug zur Bewegung. Kein gesungener Ton entsteht ohne Bewegung
der Stimmbänder und des ganzen Atemsystems, kein Geigenton
ohne die durch den Widerstand der Bogenhaare erzeugten Schwingung
der Saite. Umgekehrt reagiert selbst der erfahrendste Abonnement-Konzertgänger
zumindest mit einem leichten Wippen des Fußes oder der Beschleunigung
des Herzschlages auf eine furiose Passage einer Symphonie. Musik
bewegt also den Rezipienten, der Musikmachende bewegt sich, um
Töne zu erzeugen. Innerlich findet oft auch Bewegung statt,
denn Musik hören oder Musik machen kann sich kaum ohne Emotionen,
also innerer Bewegtheit, abspielen.
Die Verwobenheit von Musik und Bewegung zeigt sich auch deutlich
in der speziellen Ausformung des kinästhetischen Sinnes. Er
kann im Gegensatz zu den anderen eindimensionalen Sinnen sowohl
Wahrnehmungs- als auch Handlungsorgan sein und somit zum Beispiel
spüren, wie sich ein richtig intonierter Ton auf dem Griffbrett
anfühlt, bevor das Ohr die Hörkontrolle liefert. Mit
seiner Hilfe kann auch die Bewegungsabfolge beim spontanen oder
gebundenen Tanzen perfekt zum Musikhören synchronisiert werden.
Das 3. Symposion des Arbeitskreises Elementare Musikpädagogik
in Zusammenarbeit mit der Landesakademie Ochsenhausen bietet also
ein hoch komplexes, viele Entwicklungs- und Lebensbereiche tangierendes
Thema an. Es werden neue wissenschaftliche Erkenntnisse und praktische
Erfahrungen im Bereich der musikalischen Bildung von Kindern in
Schulen und außerschulischen Einrichtungen aufgezeigt. Dabei
stehen die Prinzipien des Elementaren Musizierens, wie sie im Lehrgebiet
Elementare Musikpädagogik (EMP) vermittelt werden, im Vordergrund.
In Vorträgen, Workshops und Konzerten werden praxiserprobte
Modelle und innovative Ansätze vorgestellt und reflektiert.
Bewegung und Singen in Verbindung mit Hören bilden die Schwerpunkte
des Elementaren Musizierens, die in den unterschiedlichsten Arbeitsfeldern
vom Eltern-Kind-Musizieren über die Streicherklasse an der
Grundschule bis hin zum generationsverbindenden Musizieren im Seniorenheim
in ihrer Bedeutung für Mensch und Musik erschlossen werden
können.
Die gemeinsame Konzeption dieser drei intensiven Begegnungstage
einmal durch den Arbeitskreis Elementare Musikpädagogik an
Ausbildungsinstituten in Deutschland (AEMP), zum anderen durch
die Landesakademie Ochsenhausen ermöglicht eine hohe Dichte
an Kompetenz und große Vielseitigkeit im Themenangebot. Über
vierzig Referenten werden ihr Können und Wissen in Workshops,
Vorträgen und Seminaren erlebbar machen. Der Eröffnungsvortrag
zum Thema „Musik in Zeiten des Bildungsutilitarismus“ und
ein weiterer Vortrag zum „Einfluss des Singens und Musizierens
im Kindesalter auf Denken und Fühlen“ deuten bereits
die Aktualität und Informationsbreite der Angebote an.
Unter der Rubrik Perspektiven werden unter anderem Gedanken zur
Didaktik musikalischer Bildungsarbeit im Kleinkindalter, Erfahrungen
zum intergenerativen Musizieren und Informationen zur Entwicklung
des musikalischen Vorstellungsvermögens im Kindesalter vorgestellt.
Das Angebot an Workshops unter der Rubrik Modelle ist in drei Schwerpunktbereiche
unterteilt: Bewegung, Stimme und Arbeitsfelder. Bewegt gehörte
Musik verdeutlicht Unterrichtsprinzipien der Elementaren Musikpädagogik
(EMP) im Bezug zur interaktiven Konzertpädagogik. Die Workshops
Lieder in Bewegung, Tanzen nach Bildern, elektronische Musik im
Rhythmikunterricht oder Moving Music stehen beispielhaft für
die Vielfalt an praktischen Angeboten für diesen Bereich.
Mit Stimmspielen und der Frage, welche Lieder wir eigentlich unsere
Kinder lehren, wird das Thema Stimme vielseitig erschlossen, wobei
das Symposion so konzipiert ist, dass allen zahlreiche Gelegenheiten
geboten werden, um selbst zu singen.
Barbara Metzger
Anmerkungen:
1) vergl. Manfred Spitzer: Musik im Kopf,
S. 213 ff, Verlag Schattauer, 2004
2) ebenda S. 217
3) vergl. Wolfgang Suppan: Der musizierende Mensch, Verlag Schott,
1984
Informationen:
25. bis 27. April 2008
3. Symposium des AEMP und Kongress „Musik bewegt Kinder“
Perspektiven – Modelle – Ansätze
Kosten: 110–160 € (Kongressbeitrag, Übernachtung
und Verpflegung)
Bitte fordern Sie weiterführende Informationen an.
Landesakademie für die musizierende Jugend in Baden-Württemberg
Schlossbezirk 7
88416 Ochsenhausen
Tel. 07352/9110-0, Fax 07352/9110-16
sekretariat@landesakademie-ochsenhausen.de
www.landesakademie-ochsenhausen.de