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nmz-archiv
nmz 2008/03 | Seite 49
57. Jahrgang | März
Rezensionen-CD
Müheloser Schönberg
Arnold Schönberg: Violinkonzert; Jean Sibelius: Violinkonzert;
Hilary Hahn, Swedish Radio Symphony Orchestra, Esa-Pekka Salonen.
Deutsche Grammophon DG 477 7346
Neben Alban Bergs Epoche machendem Violinkonzert hat sich Arnold
Schönbergs nur ein Jahr danach fertig gestellter Beitrag zur
Gattung nie wirklich behaupten können. Schönbergs mitunter
leicht verbissener Ehrgeiz, sich mit der Zwölftontechnik alle
klassischen Gattungen erarbeiten zu wollen, schien nicht von ungefähr
bei der Konzertform an seine Grenzen zu stoßen.
Diesen Eindruck konnte man jedenfalls gewinnen, wenn man Aufnahmen
wie etwa die mit dem durchaus beachtlichen Zvi Zeitlin (1971 unter
Rafael Kubelik) zum Maßstab nahm. Hilary Hahns Einspielung
(ab Mitte März erhältlich) könnte nun zu einer Neubewertung
des Werkes führen. Der Grad der Bewältigung des höllischen
Soloparts ist derart exorbitant, dass allein schon dies den Höreindruck
radikal ändert. Die Violinstimme entfaltet bei aller Sperrigkeit
einen paradox-virtuosen Zauber, der die im Vergleich zu Berg weniger
originelle konzertante Struktur plausibel macht.
So kann der zweite Sonatensatzteil im eröffnenden Poco Allegro
mit seinen Sechzehntelarpeggien und Flageolett-Passagen tatsächlich
als Zugeständnis an die Spielepisoden-Tradition gehört
werden, und weil Hahn in der Lage ist, Schönbergs utopische
Tempovorstellungen scheinbar mühelos umzusetzen, mündet
er in einen Durchführungsfunktion und Scherzocharakter verschränkenden
Mittelteil von atemberaubender Zugkraft. Die aparten Klangmischungen
mit flatterzüngelnden Flöten, Xylophon oder – in
der frühen Kadenz des Finalsatzes – mit Becken und Trommel
werden genüsslich ausgekostet; die rhythmische Tiefenschärfe,
die Esa-Pekka Salonen mit dem fabelhaften Schwedischen Radio-Symphonieorchester
herstellt, gibt dem Konzert eine drahtige Gespanntheit und dem
diffizilen Zusammenspiel einen Grad an Selbstverständlichkeit,
der Staunen macht. Wie Hahns intensive Beschäftigung mit Schönberg
auf ihr übriges Repertoire ausstrahlt, demonstriert sie dann – was
hätte Adorno wohl dazu gesagt? – ausgerechnet am Sibelius-Konzert.
Der kühl objektivierende Blick, den Salonen wiederum ungeteilt
mitträgt, tut dem oft arg strapazierten Werk hörbar gut,
zumal er wie bei Schönberg Expressivität und mitreißende
Verve nie ausschließt. Ob wir dennoch auf Berg hoffen dürfen?