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nmz-archiv
nmz 2008/03 | Seite 52
57. Jahrgang | März
Noten
Wenn drei sich musikalisch treffen
Alte und neue Entdeckungen für Triobesetzungen
Friedrich Cerha
(*1926): Trio für Violine, Violoncello und
Klavier (2005), 16’ Doblinger 37214, ISMN M-012-19700-3
Wohl eines der jüngsten Werke des knapp 80-Jährigen
und seine aktuellste Uraufführung im Wiener Musikverein am
30. April 2007 durch das Altenberg-Trio. Von ihm wurde „Österreichs
Avantgardepapst“ zu diesem viersätzigen Trio angeregt
und er widmete es ihm auch mit der Erklärung: „Ich wollte
erreichen, dass alle drei Instrumente wirklich gleichberechtigt
in den musikalischen Satz integriert sind und nur gelegentlich
ein Wechsel in Führungsrollen stattfindet.“ Heftig zupackend
der Eingangssatz, poetische Ruhe im Nachtstück, dann ein vitales
Scherzo und graziös pizzicato hingetupft das Finale. Ein
im Zusammenspiel anspruchsvolles, aber tolles, in der Tonsprache
zeitgerechtes
Geschenk an das Klaviertrio-Repertoire von heute.
Max Reger (1873–1916): Serenaden op. 77a und 141a für
Flöte (Violine), Violine und Viola. Urtext. Herausgegeben
von Michael Kube. Stimmen. Henle HN 786, ISMN M-2018-0786-7
„Allerleichtestes, einfachstes u. sehr melodiöses“,
meinte Max Reger geschrieben zu haben, als er sein op. 77a 1904
zum Druck und bald danach in München zur Uraufführung
gab, die „pompös, ganz außerordentlich“ gelang,
mit „ganz blödsinnig viel Applaus“. Und die
andere „Miniaturkammermusik“,
wie Reger seine Serenade op. 141a bezeichnete, ist für ihn
eine „absolut klare einfache Musik“. Diese beiden
Besetzungspendants zu Beethovens Serenade op. 25 stehen jetzt
als Stimmen im Neudruck in der bewährten Henle-Urtextausgabe
zur Verfügung. Das
werden die Interpreten goutieren, gerade weil es sich im Gegensatz
zu Regers subjektiver Meinung im Zusammenspiel doch um recht
anspruchsvolle und technisch haarige Kammermusik handelt, für
die eine solch saubere Lesevorlage Voraussetzung ist. Gemäß Regers
ausdrücklichem Wunsch ist für sein op. 141a auch die
extra Violinstimme für die Alternativbesetzung beigegeben.
Lesenswert die Beigabe: Michael Kubes Werkgeschichte. Die Taschenpartitur
ebenfalls bei Henle (HN 9786).
Franz Möckl (*1925): Streichtrio für Violine, Viola und
Violoncello, MWV 302. 15’. Wolfgang G. Haas Musikverlag Köln,
ISMN M-2054-0745-2
Eine durchweg musikantische Suite von fünf im Charakter gegensätzlichen
Sätzen im mittleren Schwierigkeitsanspruch. Mal jagen, mal
schleichen einprägsame, rhythmisch geprägte motivische
Wendungen im raschen Wechsel durch die Stimmen oder lösen
sich in der Führung ab. Alles auf kurzen Strecken unter
Verzicht auf ausgedehnte Entwicklungen. Im Klangbild, fern tonaler
Bindung,
pendelnd zwischen bewusst aggressiv und melancholisch.