nmz 2008/04 | Seite 24
57. Jahrgang | April
Musikbildung
Musikförderung – in Handwerk und Kunst
Das Kloster Michaelstein richtet den 5. Violin-Förderwettbewerb
aus
Dresden, Erlbach, Markneukirchen – im wahrsten Sinne klangvolle
Namen in Ostdeutschland, denkt man an Musikinstrumente und ganz
besonders an den Bau von Streichinstrumenten. Wie viele andere
Orte in Mittel- und Ostdeutschland sind sie Heimat für meisterhafte
Geigenbauerinnen und Geigenbauer. Diese widmen sich nicht nur der
Pflege, Restauration und dem Verkauf alter Instrumente. Herzstück
ihrer Arbeit ist der Neubau, und das heißt immer wieder auf’s
Neue erproben, erfahren, wie Instrumente von heute gebaut sein
müssen, damit die Musiker von heute sie lieben und schätzen
lernen.
Kein leichtes Unterfangen, gerade in Zeiten der Globalisierung,
wo ein Klick im Internet und ein wenig Geduld dem ambitionierten
Laien wie angehenden Profi mitunter ein passables Instrument bescheren
mag, zu einem ihm günstig scheinenden Preis. Und vielfach
entscheidet der Preis. Gerade jungen, begeisterten Geigerinnen
und Geigern in Ost- und Mitteldeutschland fehlt mitunter das geeignete
Instrument für die persönliche, musikalische Entwicklung
oder vielleicht das nötige Geld dazu.
In Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt,
den vier Ländern, in denen die Ostdeutsche Sparkassenstiftung
tätig ist, besteht nun seit einigen Jahren ein Förderprojekt,
das in Deutschland in dieser Form nicht noch einmal zu finden ist,
eine glückliche Symbiose von Wirtschafts- und Kulturförderung:
Die Sparkassenstiftung kauft Meisterinstrumente von ostdeutschen
Geigenbauern an, „nicht für die blankgeputzte Vitrine“,
wie die Stiftung unterstreicht, „sondern um in den Händen
junger Geiger die Augen der Zuhörer zum Leuchten zu bringen.“
Und das gelingt. Beim ersten Violinwettbewerb der Stiftung im
Jahr 2003 bestand ihr Instrumentenfonds aus zehn Meisterviolinen,
die
in den folgenden Jahren an insgesamt 18 junge, erfolgreiche Musikerinnen
und Musiker verliehen werden konnten. Darunter Schülerinnen
und Schüler von Musikschulen, privaten Musiklehrern oder von
Spezialschulen. Mit anspruchsvollen Programmen stellten sie und
ihre Lehrer sich der Wettbewerbsaufgabe. Einige von ihnen haben
inzwischen die Musik zum Beruf gemacht, und das geliehene Instrument
hat ihnen die Entscheidung dafür erleichtert.
Eine der jüngsten und zugleich auch in ihrer technischen wie
musikalischen Reife beeindruckendsten Teilnehmerinnen war die gerade
erst 13-jährige Elisabeth Gebhardt aus Halle a.d. Saale: Nicht
erst bei Pablo de Sarasates äußerst virtuos gespielten
Zigeunerweisen waren Publikum, Mitbewerber und Jury in den Bann
gezogen von der zierlichen Schülerin der renommierten Hallenser
Latina.
Der inzwischen jährlich in der Landesmusikakademie Sachsen-Anhalt
im Kloster Michaelstein stattfindende Violinwettbewerb ist dabei
nur der Anfang: Die Stiftung begleitet ihre Preisträger und
ihre Instrumente über den Wettbewerb hinaus – Auftrittsmöglichkeiten
in Konzerten tragen den Fördergedanken weiter. Im Frühsommer
2008 wird eine fachkundige Jury unter Leitung der Geigenbaumeisterin
Ingeborg Behnke die Empfehlung für den Ankauf weiterer acht
Geigen aussprechen. Alle Geigenbauer in den vier Ländern waren
eingeladen, sich an der Ausschreibung zu beteiligen, weit über
40 Meisterinstrumente wurden angemeldet.
Zum nunmehr fünften Violin-Förderwettbewerb im November
2008 wurde der Wettbewerb auch noch erweitert: das Alter der Teilnehmer
wurde auf 12 bis 21 Jahre festgelegt, zugelassen sind alle Geigerinnen
und Geiger, die seit mindestens vier Jahren in einem der vier Länder
der Sparkassenstiftung wohnen. Verändert hat sich auch sein
optisches Erscheinungsbild. Zierte bislang der Ausschnitt eines
Schalllochs des Instrumentes die Werbeträger, so lenkt nun
seine Schnecke den Blick auf den Violin-Förderwettbewerb,
ebenso formschön wie stolz – zu Recht.