[an error occurred while processing this directive]
nmz-archiv
nmz 2008/04 | Seite 34
57. Jahrgang | April
Bayerischer Kulturrat
Schlösser, Schlüssel, Truhen, Kästchen
Das Benediktinerkloster Asbach bietet dem Betrachter Schätze
aus vielen Jahrhunderten
Das ehemalige Benediktinerkloster Asbach (zwischen Bad Griesbach
und
Rotthalmünster gelegen) blickt auf eine Geschichte von mehr
als 800 Jahren zurück. 1127 gegründet, war es bis zu
seiner Auflösung im Jahr 1803 kulturelles und geistiges Zentrum
im Rottal. Nach der Säkularisation im Jahre 1803 blieb nur
die um 1770/80 vermutlich von Francois Cuvilliés d.J. erbaute
Klosterkirche unversehrt erhalten, da sie als Ersatz für die
abgebrochene Pfarrkirche Verwendung fand. Die barocken Abteigebäude
hingegen kamen in private Hände und wurden teilweise abgerissen
oder in ein landwirtschaftliches Anwesen verwandelt. Nur ein als
Pfarrhof dienender Trakt blieb weitgehend intakt, während
die übrigen als Stall, Scheune und Abstellräume genutzten
Bauten immer mehr verfielen.
Erst durch die private Initiative des 1976 ins Leben gerufenen „Kulturkreises
Kloster Asbach“ gelang es, die Wiederherstellung der völlig
heruntergekommenen Gebäude in die Wege zu leiten. So ist heute
der Baukomplex des ehemaligen Klosters mit neuem Leben erfüllt.
Die Aktivitäten des „Kulturkreises Kloster Asbach“,
der auch Wechselausstellungen und Konzerte veranstaltet, sowie
die Einrichtung des Zweigmuseums des Bayerischen Nationalmuseums
mit seinen drei Abteilungen und die Einrichtung einer Gaststätte
haben Asbach zu einem beliebten Ausflugsziel im Rottal gemacht.
Im Jahr 1984 richtete das Bayerische Nationalmuseum in einigen
Räumen des ehemaligen Benediktinerklosters Asbach ein Zweigmuseum
ein, in dem mittlerweile drei wichtige Abteilungen präsentiert
werden. Dazu zählt eine bedeutende Sammlung von Repliken aus
der Mitte des 19. Jahrhunderts nach Werken bayerischer Bildhauer,
die seit 1984 in Kloster Asbach gezeigt wird. Ein großer
Raum ist der Gotik, ein kleinerer der Romanik gewidmet. In einigen
Fällen sind die Abgüsse heute das einzige dreidimensionale
Zeugnis von Arbeiten, die durch Krieg und Umwelteinflüsse
zerstört oder schwer beschädigt wurden. Vor allem aber
bietet die wirkungsvolle Präsentation im Kloster Asbach eine
einmalige Gelegenheit, die zentralen Werke der bayerischen Bildschnitz-
und Bildhauerkunst im unmittelbaren Vergleich betrachten oder sonst
nur schwer zugängliche Arbeiten studieren zu können.
In mehreren Räumen des Obergeschosses ist darüber hinaus
eine umfangreiche Sammlung kunstvoll bearbeiteten Eisens aus den
Beständen des Bayerischen Nationalmuseums ausgestellt. Hier
finden sich Schlösser und Schlüssel, Truhen und Kästchen,
Beschläge und Geräte in aufwändiger Gestaltung,
aber auch großformatige Werke wie etwa Grabkreuze, Zunft-
und Wirtshausschilder und verschiedene Gitter. Die Sammlung bietet
somit einen hervorragenden Überblick über die anspruchsvollen
Leistungen des Schmiedehandwerks vom 15. bis zum 19. Jahrhundert.
Ebenfalls im Obergeschoss werden knapp eintausend Hauptwerke aus
der weltweit einzigartigen Sammlung Rudolf Kriss zum Volksglauben
Europas gezeigt. Der Volkskundler und Religionswissenschaftler
Prof. Dr. Rudolf Kriss (1903-1973) trug seine bedeutende Sammlung
von Bildern und Zeichen der Frömmigkeit in Süddeutschland
und Österreich, Frankreich, Spanien, Italien und Griechenland
zusammen.
Die meisten Objekte entstammen dem 19. Jahrhundert, doch sind – vor
allem unter den Skulpturen – auch ältere Werke zu sehen.
Anhand von Hinterglasbildern, Kleinskulpturen, Rosenkränzen,
Wachsstöcken und Gebetbüchern, Sakramentalien und Devotionalien
wird gezeigt, wie die Menschen ihre häusliche Umgebung als
Andachtsraum gestalteten und sich mit geweihten Dingen vor Unglück
und Krankheit zu schützen suchten. Bildzeugnisse der Christus-,
Marien- und Heiligenverehrung schließen sich an, die wichtigen
Stationen des Kirchenjahres werden exemplarisch an Darstellungen
der Passion anschaulich gemacht. Die Hilfsbedürftigkeit früherer
Generationen, aber auch ihre Zuversicht, verdeutlichen die Votivgaben
aus Holz, Ton, Silber oder Eisen und die gemalten Votivtafeln,
die im Rahmen einer Wallfahrt dargebracht wurden.
Öffnungszeiten: Di. bis So. 11 bis 17 Uhr; 1. November
bis 28. Februar geschlossen. Tel. 08533/23 00