[an error occurred while processing this directive]
nmz-archiv
nmz 2008/04 | Seite 30
57. Jahrgang | April
DTKV Bayern
Spielfreude und natürlicher Zugang zur Musik
Meisterkurs Klavier mit Karl-Heinz Kämmerling in der Musikakademie
Alteglofsheim
28 Teilnehmer waren teilweise von weither angereist (z.B. Irland,
Italien, Japan und Kanada), um am diesjährigen Meisterkurs
Klavier mit Prof. Karl-Heinz Kämmerling und seiner Assistentin
Prof. Heidi Köhler teilzunehmen, der zum 5. Mal in Folge vom
Landesverband Bayerischer Tonkünstler in den schönen
Räumlichkeiten der Musikakademie Alteglofsheim veranstaltet
wurde. Begeisterung herrschte über die Art des Unterrichtens
von Prof. Kämmerling. „Seine Energie ist faszinierend.
Er bekommt jede Nuance mit, ahnt schon im Vorfeld, was passieren
wird“, „Jedes Jahr komme ich gerne hierher. Habe ich
ein Problem in einem Stück, weiß Prof. Kämmerling
garantiert die Lösung“, „Er lehrt mich Respekt
vor den Komponisten – zeigt mir, wie ich einen natürlichen
Zugang zur Musik finden kann“, so einige Kommentare der Kursteilnehmer.
In einem eindrucksvollen Abschlusskonzert zeigten 12 Teilnehmer
im Alter von 12 bis 27 Jahren einen Ausschnitt aus der Kursarbeit.
Von den Ausführenden waren mehrere Preisträger des Wettbewerbs „Jugend
musiziert“, aber auch internationale Preisträger, wie
die deutsch-japanische Pianistin Alice Sara Ott (19) aus München
und die in Moskau geborene deutsche Pianistin Katja Huhn (26) traten
auf. Der Schwerpunkt des Programmes lag bei den großen romantischen
Komponisten Robert Schumann, Frédéric Chopin, Franz
Liszt und Carl-Maria von Weber, neben Kompositionen des Barocks,
der Wiener Klassik und des französischen Impressionismus.
Nach einer Begrüßungsansprache des Akademiedirektors
Herrn Frank Ebel eröffnete der 13-jährige Aaron Pilsan
das Konzert. Mit strahlender Freude betrat er das Podium und spielte
Webers „Aufforderung zum Tanz“ – das Stück
wurde von Berlioz auch als Ballettmusik arrangiert – schwungvoll
und ansprechend. Amadeus M. Wiesensee (14) überzeugte mit
einer Scarlatti Sonate und dem dritten Satz aus Beethovens Sonate
op. 14 Nr. 1 durch konzentriertes, überlegtes Spiel und Leichtigkeit
in den schnellen Passagen. Die jüngste Pianistin des Abends
Kiveli Dörken (12) zeigte erstaunliche Gefühlstiefe und
Gestaltungskraft in Ausschnitten aus den „24 Préludes“ op.
28 von Chopin. Als bedeutender Repräsentant der Epoche der
Klassik gilt Muzio Clementi und ist dennoch selten im Konzertsaal
zu hören. Von seinen 60 Sonaten interpretierte Mario Häring
(17) die breit angelegte Sonate op. 40 Nr 2. Mario Häring
folgte den Feinheiten der Stimmführung und vertiefte sich
mit innerer Ruhe in den künstlerischen Ernst der Komposition.
Es wurden anschließend hochvirtuose Werke von Franz Liszt
vorgetragen. Die drei jungen Pianistinnen spielten mit brillianter
Klaviertechnik, stellten sich auf den jeweiligen Charakter der
Stücke ein: Die als Gast auftretende Mariam Battsashvili (14)
präsentierte Liszts Tarantella feurig temperamentvoll, Mona
Asuka Ott (16) die Rhapsodie Espagnole virtuos zupackend und voller
Klangfarben, Danae Dörken (16), zu Beginn des zweiten Konzertteiles
Liszts Rigoletto-Paraphrase glitzernd und elegant.
Aus Debussys mittlerer Schaffensperiode erklang das Klavierstück „L‘isle
joyeuse“, zu dem der Komponist durch Watteaus Gemälde „L‘embarquement
pour Cythère“ angeregt worden sein soll. Die Interpretin
Kim Dahae (18) leuchtete dieses Werk intensiv bis in den letzten
Ton aus. Beeindruckend im olgenden zwei Schumann-Beiträge:
Ng Eldon (27), der Teile aus den Davidsbündler Tänzen
außerordentlich sensibel spielte und Yoshioka Yui (16), die
in „Kreisleriana“ Nr. 1 und Nr. 2 ausgewogenes Formgefühl
zeigte. Alice Sara Ott verstand es, bei der Interpretation von
vier Chopin-Walzern in eine poetische Welt einzutauchen und mit
prägnantem Anschlag jedem Walzer ein eigenes Gesicht zu geben.
Mit Liszts Ungarischer Rhapsodie Nr. 12 schloss Katja Huhn das
Konzert. Gekonnt setzte sie die virtuosen Effekte und gestaltete
mit enormer Bühnenpräsenz eine Interpretation von großem
Format. Dafür und für den gesamten glanzvollen Klavierabend
gab es vom Publikum starken Beifall.