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nmz-archiv
nmz 2008/05 | Seite 48
57. Jahrgang | Mai
Musik-Termine
Massagemusik
„Ich will unbedingt Tiefenreliefs formen. Das Wichtige
daran ist der Pumprhythmus jedes einzelnen Tons. Also stelle ich
mir plastisch
vor, wie die Töne hin und her pumpen in die Tiefe und nach
vorne. Man kann sich sechzehn hydraulische Pumpen vorstellen, die
auf den Hörer zukommen und zurück pulsieren, mit einem
riesigen Motor dahinter (…), so könnte das Grundgefühl
in einem solchen polyrhythmischen und polydynamischen Massageraum
wahnsinnig sein, einfach verrückt (…), so erhält
man eine Massagemusik mit völlig neuen dynamischen Dimensionen.
Ich glaube, damit beginnt ein neues Jahrhundert für die Musik“.
Der solche Ideen entwickelte ist natürlich kein geringerer
als Karlheinz Stockhausen. Die zitierte Passage entstammt einem
Gespräch, das der ins Licht eingegangene Meister bereits 1991
geführt und dessen Transkription er noch 2007 kurz vor seinem überraschenden
Tod redigiert hat. Jetzt ist der Text im aktuellen Februar-Heft
der Zeitschrift „MusikTexte“ zu lesen.
Allein dieses
Gespräches willen, das wunderbar zwischen visionärem
Schöpfertum und Clownerie, zwischen technokratischer Pedanterie
und frei verspielten Assoziationen und Bildern changiert, verdient
der große Phantast und Visionär Stockhausen noch posthum – auch
mangels gegenwärtiger Alternativen – den Titel „Komponist
des Monats“, vielleicht auch des Jahres oder verflossenen
Jahrhunderts? Wer hat heute noch Pläne, Träume, Wünsche,
Vorstellungen von solcher Tragweite und vertritt diese auch mit
solchem Anspruch, solcher Deutlichkeit, Begeisterung, ja Besessenheit?
Die meisten Komponisten begnügen sich mit kleinen Schrittchen
auf den ausgetretenen Pfaden altbewährter Gattungen, etwa
dem Instrumentalkonzert, das schon seit geraumer Zeit wieder fröhliche
Urständ feiert. Das WDR-Sinfonieorchester und Solist Marcus
Weiss bringen unter Leitung von Emilio Pomárico am 3. Mai
in der Kölner Philharmonie das Konzert für Baritonsaxophon
und Orchester von Georg Friedrich Haas zur Uraufführung. Im
selben Konzert erstmals zu hören ist Fabio Nieders „Der
Bilderfresser“ für Chor und Orchester mit konzertantem
Klavier. Am 5. Mai leitet Krzysztof Penderecki in Bremen die Premiere
seines Hornkonzerts für Radovan Vlatkovic.
Rainer Nonnenmann
Weitere Uraufführungen
4.5.: Cristóbal Halffter, Lázaro, Oper in einem
Akt, Opernhaus Kiel
• Frank Zabel, Beyond Silence and Dispair, Teo-Otto-Theater Remscheid
•
Jan Müller-Wieland, Liebe und Krieg – Acht Lieder, Gare
du Nord Basel
10.5.: Helge Burggrabe, Jehoschua – ein Oratorium von der
Menschwerdung, Hof- und Stadtkirche St. Johannis Hannover
•
Manfred Trojahn, La Grande Magia (Der große Zauber), Sächsische
Staatsoper Dresden
•
Otfried Büsing, Orchestersuite aus Picknick im Felde, Meistersingerhalle
Nürnberg
15.5.: Eberhard Streul/Andreas N. Tarkmann, Na warte, sagte die
Schwarte, Ludwigshafen
22.5.: Sven-Ingo Koch, Hommages, Rohrmeisterei Schwerte
25.5.: Luca Francesconi, Animus III und Unexpected End of Formula,
Ensemble musikFabrik im WDR Köln
27.5.: Giselher Klebe, 8. Sinfonie, Detmold