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nmz-archiv
nmz 2008/05 | Seite 35
57. Jahrgang | Mai
Bayerischer Kulturrat
Einblick in die Arbeitsweise eines Freskanten
Das ehemalige Benediktinerkloster Asbach bietet interessante
Ausstellung an
Im ehemaligen Benediktinerkloster Asbach (zwischen Bad Griesbach
und
Rotthalmünster gelegen) findet von Mai bis August 2008 unter
dem Titel „Vom Akt zum Fresko“ eine Ausstellung mit
Werken von Joseph Schöpf statt. Die Kunstgeschichte hat in
den vergangenen Jahren verstärkt ihren Blick auf die Zeit
des frühen Klassizismus gerichtet. Opulente Monographien (wie
Steffi Roettgens Band zu Anton Raphael Mengs oder Edgar
Baumgartls Werk über Martin Knoller) widmeten sich einzelnen
Künstlern, ambitionierte Ausstellungen (wie der „Herbst
des Barock“) ganzen Dynastien und deren Umfeld.
Bisher wenig beachtet blieb der Tiroler Maler Joseph Schöpf
(1745–1822), der im deutschsprachigen Raum als eine der interessantesten
Künstlerpersönlichkeiten dieser Zeit gelten muss. Schöpfs
frühe Biographie ist bewegt wie kaum eine andere. Aus dem
noch dem Barock verhafteten Umfeld seiner Heimat kommend, wurde
er Schüler von Martin Knoller, erfuhr die eigentliche Prägung
aber schließlich an der Römischen Accademia di San Luca.
Die Prinzipien der Akademie wurden ihm zur unbedingten Grundlage
seines eigenen künstlerischen Schaffens. Nach sieben
Jahren in Rom kehrte er nach Tirol zurück. Sein Oeuvre als
Freskant und Tafelbildmaler wurde bereits von Zeitgenossen stark
beachtet und gelobt. Werke finden sich vor allem in Nordtirol,
Südtirol und Süddeutschland. Dem Münchner Generalinspektor
Georg von Dillis galt Schöpf 1810 als der „erste damalige
Freskomaler“ in Tirol. Eine Besonderheit macht Joseph Schöpf
zum faszinierenden Forschungsgegenstand: Sein künstlerischer
Nachlass ist vollständig überliefert. Annähernd
3.000 Objekte dokumentieren vor allem seine Arbeitsprojekte. Der
im Kloster Stams verwahrte Nachlass spiegelt in eindrucksvoller
Weise die Biographie des Malers wider. Am umfassendsten ist darin
aber der Werkprozess zur Ausmalung der Klosterkirche Asbach im
Rottal belegt. Mit weit mehr als 60 Entwürfen dürfte
das 1784 kurz nach Schöpfs Rückkehr aus Rom geschaffene
und bereits von Zeitgenossen hoch gelobte Hauptwerk des Tirolers
in seiner Entstehung so gut dokumentiert sein wie kaum ein anderes
Werk der Kunstgeschichte. Asbach und Schöpfs Nachlass eröffnen
damit eine nahezu einzigartige Gelegenheit, einen detailgenauen
Blick auf die Arbeitsweise eines aus barock-er Tradition kommenden,
akademisch gebildeten Freskanten zu gewinnen. Verblüffend
wirkt die aus dem akademischen Denken stammende Arbeitsstrategie,
systematisch jede Figurenkomposition über Aktstudien nach
dem lebenden Modell vorzubereiten. Die Ausstellung „Vom Akt
zum Fresko“ widmet sich einführend der Thematik, Joseph
Schöpf als Maler des Frühklassizismus darzustellen. Den
Schwerpunkt bildet aber der Nachvollzug des gesamten Werkprozesses
für die Freskierung der Klosterkirche Asbach, der prototypisch
für andere Werkkampagnen Schöpfs, seiner Zeitgenossen
und Vorläufer stehen kann.
Ü
ber diese Ausstellung hinaus wird anlässlich des Internationalen
Polarjahrs 2008 in den Monaten September bis November 2008 ein
diesbezügliches Projekt („Leben am Rande der Welt – Die
Kultur der Inuit“) im Museum Kloster Asbach zum Klima- und
Umweltschutz realisiert. Die international koordinierte Polarforschung
begann vor 125 Jahren mit dem ersten Internationalen Polarjahr
1882/83. Polarforschung ist unentbehrlich für das Verständnis
des „Systems Erde“: Das gilt für die arktischen
Gebiete der nördlichen Hemisphäre ebenso wie für
die Antarktis im Süden. Ohne intensives Grundlagenwissen über
die komplex-en Wechselwirkungen zwischen Ozean, Eis und Atmosphäre
können keine wirksamen Strategien für den Klima- und
Umweltschutz entwickelt werden. Für die Menschheit haben die
Erkenntnisse, die durch die Polarforschung gewonnen werden, daher
existentielle Bedeutung. Die Polargebiete nehmen eine Schlüsselstellung
im globalen Klimageschehen ein. Die zunehmend zweifelhaften Errungenschaften
der Globalisierung haben inzwischen auch die Dörfer und Städte
innerhalb des Polarkreises erreicht. Die Veränderung der klimatischen
und sozialen Bedingungen stellen ihre Lebensweise vor gewaltige
Herausforderungen. Die Ausstellung soll einen Beitrag leisten zum
besseren Verständnis der Ureinwohner am Polarkreis, deren
Existenz durch die globale Klimaerwärmung mehr und mehr gefährdet
wird.
Info: Museum Kloster Asbach, 94094 Rotthalmünster; Tel. und
Fax: 08533/2300 bzw. Kulturreferat des Landkreises Passau, Tel.
0851/94960; www.klosterasbach.kulturserver–bayern.de