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nmz-archiv
nmz 2008/05 | Seite 30
57. Jahrgang | Mai
DTKV Bayern
Weiterhin göttliche Eingebung erwünscht
Zu den Festreden des Vorsitzenden Dirk Hewig und von Minister
Thomas Goppel
60 Jahre alt geworden ist der Landesverband Bayerischer Tonkünstler
dieser Tage. Am 10. April wurde der runde Geburtstag in einem Festakt
in München im Saal des Künstlerhauses am Lenbachplatz
gefeiert. Mit Reden, einem Büffet und – wie es sich
für einen Musikverband gehört – mit viel Musik
(siehe separater Beitrag). Integriert war dieses Ereignis in das
bayernweit stattfindende siebte Tonkünstlerfest.
Nur wer seine Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft“, zitierte
Vorsitzender Dr. Dirk Hewig Wilhelm von Humboldt. Da sei es höchst
beunruhigend, wenn Schüler in den neuen Bundesländern
nicht einmal über die DDR-Vergangenheit Bescheid wüssten.
Der Landesverband besinne sich hingegen auf seine Herkunft, „um
aus dieser Vergangenheit Erkenntnisse und Antrieb für die
Gestaltung der Gegenwart und der Zukunft zu gewinnen“. Dann
zeige sich, dass die Herausforderungen im Gründungsjahr 1948
nicht völlig andere gewesen seien als heute. Auf der anderen
Seite erforderten neue Anforderungen für den Landesverband
wie die Regionalverbände neue Antworten. Professor Rolf Hempel,
Präsident des Deutschen Tonkünstlerverbands, würdigte
den Wiederaufstieg des Münchner und des Bayerischen Verbands
nach dem Krieg. „Nicht zufällig“ sei der Bundessitz
in der bayerischen Landeshauptstadt. Wilfried Hiller äußerte
sich gewohnt humorvoll. Der Präsident des Bayerischen Musikrats
wollte das Logo – zwei Notenhälse in schwarzer Umgebung – keineswegs
politisch gedeutet wissen. Vielmehr zog er einen Bogen vom Tarot
zum Buddhismus, wo der untere Notenhals Kraft bei Mutter Erde tanke,
der obere kraftvoll ins Licht führe. Hiller wünschte
in Anlehnung an Ludwig Thoma „weitere göttliche Eingebung
in der Zukunft“.
Der mittlerweile eingetroffene Staatsminister Dr. Thomas Goppel
wies in seiner launigen Festansprache erst einmal auf einen Druckfehler
hin: In seinem Manuskript sei vom Landesvorsitzenden „Ewig“ die
Rede. Dies wünsche er dem Verband, und wenn Menuhin konstatiert
hatte, dass Musik das Leben verlängere, sei das beim Landesverband
Bayerischer Tonkünstler nicht auszuschließen.
Goppel, nach humorvoller Selbsteinschätzung wohl von seinem
Ministerialdirektor zu der Veranstaltung abgeordnet, ging auf Programmpunkte
des Tonkünstlerfests genauso ein wie auf den Gedanken der
Regionalisierung und Dezentralisierung des Verbands. Er hob hervor,
dass sich der Musikplan bewährt hätte. Sport, Musik und
Bildende Kunst bewegten Körper, Geist und Hände. Sie
müssten miteinander, nicht in einer hintereinander angeordneten
Konkurrenzposition stehen. Der Minister hob auch die Verdienste
des Verbandes hervor, bei breiten, aktiv wie passiv involvierten
Schichten, Verständnis für die Klangsprache zeitgenössischer
Musik zu wecken. Dazu trügen die Konzerte des siebten Tonkünstlerfestes
ebenso bei wie Hiller als „Unikat der bayerischen Musikszene“.
Goppel ging auf die zuvor von Hewig geäußerte Kritik
an der unzumutbar niedrigen Besoldung von Lehrbeauftragten
ein. Das Problem sei ihm bekannt, er treffe sich in einer halben
Stunde mit Finanzminister Erwin Huber und werde ihm die Dringlichkeit
einer Verbesserung der Situation erneut erläutern. Durch den Übergang
des Richard-Strauss-Konservatoriums in die Hochschule böten
sich aber konkrete Chancen einer besseren Stellung. Hinsichtlich
des Landesverbands, so Goppel abschließend, sei man vor keiner Überraschung
sicher. Und er hoffe, dass dies auch so bleibe. fi