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nmz-archiv
nmz 2008/05 | Seite 35
57. Jahrgang | Mai
Landesmusikräte
Kontaktbörse für junge Musiker
Musik im Schloss: Zum Krickenbecker Kammermusikkurs 2008
Es war bereits das zehnte Mal, dass „Jugend musiziert“ NRW
ausgewählte junge Kammermusikerinnen und Kammermusiker einladen
konnte, sich für vier Tage in ausgesprochen noblem Ambiente
ganz ihrer Musik zu widmen. Anlass war der 10. Krickenbecker Kammermusikkurs,
der alljährlich in der Karwoche in der WestLB Akademie Schloss
Krickenbeck veranstaltet wird.
Der Kurs richtet sich an alle diejenigen Jugendlichen, die in
den Kammermusikwertungen des Landeswettbewerbs „Jugend musiziert“ NRW
so erfolgreich waren, dass sie zum Bundeswettbewerb weitergemeldet
wurden. Von Montag bis Donnerstag waren diese jungen Musikerinnen
und Musiker geladen, zusammen mit ihren Kammermusiklehrern auf
Schloss Krickenbeck intensiv am Wettbewerbsprogramm zu arbeiten.
Unterstützt wurden sie von renommierten Dozenten aus dem europäischen
Konzertleben, die kommentierten, bewerteten, lobten, tadelten,
gute Ansätze herausmodellierten, technische Kniffe zeigten,
neue Ideen lieferten und somit die Vortragswerke auf Hochglanz
brachten. Dass hierbei die vertrauten Lehrerinnen und Lehrer „von
zu Hause“ nicht außen vor bleiben müssen, erhöht
die Effektivität der Arbeit erheblich, profitieren diese doch
ebenfalls enorm von den gemachten Vorschlägen und Anregungen.
Dass hierbei nicht immer alles eins zu eins übernommen werden
kann, somit mitunter also eine Abwägung zwischen unterschiedlichen
Lehrermeinungen notwendig wird, schärft obendrein die Sinne
der jungen Musiker und ihrer Lehrer und regt zu weiterer kritischer
Beschäftigung mit der Werkinterpretation an.
In diesem Jahr waren Streichensembles, Bläserformationen und
Ensembles für Neue Musik geladen, die von Prof. Sylvia Viertel
(Graz, Violine), Prof. Alexander Hülshoff (Essen, Vio-loncello),
Prof. Michael Faust (Düsseldorf, Flöte), Prof. Ole Kristian
Dahl (Mannheim, Fagott), Prof. Paul Leenhouts (Amsterdam,
Blockflöte) und Andreas Frölich (Aachen, Klavier) unterrichtet
wurden. Ergänzt wurde das Kursangebot durch Unterweisungen
in Dispokinese durch Astrid Bohnenstengel-Pannes.
Ü
ber das reine Unterrichtsangebot hinaus bleibt den Jugendlichen
und Lehrern auf Schloss Krickenbeck zudem viel Zeit für individuelles Üben
und Proben in gediegener Atmosphäre. Gerade von größeren
Gruppen wird diese Möglichkeit sehr hoch geschätzt, ist
es doch bei größeren Ensembles immer sehr schwer, alle „unter
einen Hut“ zu bringen und ausreichende Probentermine zu finden.
Vier volle Tage gemeinsamer Arbeit mit dem Lehrer stellen hier
im Allgemeinen eine große Ausnahme dar, die für sich
allein genommen schon für gewaltige musikalische Qualitätssprünge
zu sorgen vermag.
Aber dann bleibt immer noch Zeit, und auch die kann auf Schloss
Krickenbeck aufs Angenehmste verbracht werden: Schwimmbad, Sauna,
Kegelbahn, Leihfahrräder stehen kostenfrei bereit, und ausgedehnte
Spaziergänge im wunderschönen Schlosspark sowie Jogging
um die Krickenbecker Seen runden das Freizeitangebot ab. Unterkünfte
und Verpflegung lassen ebenfalls keine Wünsche offen. All
das führte in neun Jahren dazu, dass sich hier auch neue Ensembles
formierten, treffen sich auf Schloss Krickenbeck doch regelmäßig
die Besten der Besten. Die Kurse sind also auch Kontaktbörse
junger Kammermusikerinnen und Kammermusiker.
Nun stellt sich natürlich die Frage: „Wer bezahlt das
alles?“ Der Träger des Wettbewerbs „Jugend musiziert“,
der Landesmusikrat NRW, ist in der überaus glücklichen
Lage, mit der WestLB Stiftung Zukunft NRW einen potenten Förderer
zu haben, der alljährlich die nicht unerheblichen Mittel für
diese Maßnahme zur Verfügung stellt. So konnte Dr. Frank
Borstelmann als Vertreter der Stiftung in seiner Ansprache im Rahmen
des Abschlusskonzerts am Gründonnerstag darauf verweisen,
dass seit 1999 bereits mehr als 1000 Jugendliche an den Kursen
teilgenommen haben. Er zeigte sich sehr zufrieden mit den erreichten
Ergebnissen, die zu messbarer Steigerung der Leistungen der nordrhein-westfälischen
Kammermusikgruppen im Vergleich des Bundeswettbewerbs „Jugend
musiziert“ führten.