nmz 2008/05 | Seite 31
57. Jahrgang | Mai
Bayerische Musikschulen
Hauptschüler erarbeiten Tanztheaterprojekt
Pilotprojekt „Mutate“ der Grafinger Musikschule an
der Hauptschule Glonn
„Übriggebliebene“ – das ist ein häufig
verwendeter Begriff für die Kinder an der Hauptschule. Die
Fünftklässler seien ein Haufen zusammengewürfelter
Sorgenkinder aus den vierten Grundschulklassen, so hört man
es oft. Dass das keinesfalls sein muss, hat in diesem Schuljahr
die Hauptschule in Glonn mit dem Pilotprojekt „Mutate“ bewiesen.
In Zusammenarbeit mit der Grafinger Musikschule (Musikschule im
Zweckverband Kommunale Bildung) hat man Jugendliche der fünften
Hauptschulklasse ausgesucht, ein eigenes Musik-Tanz-Theater zu
entwickeln und zur Aufführung zu bringen.
Die Jugendlichen erarbeiteten in zwei Projektwochen anstelle
des normalen Schulunterrichts ihr ganz eigenes Bühnenstück.
Das Besondere daran: Alle künstlerischen Impulse gingen dabei
von den Kindern selbst aus. Angeleitet wurden sie von den Musik-
und Bewegungspädagoginnen Eva Rautenberg und Bojana Pajtler,
beide sind Lehrkräfte an der Musikschule in Grafing. Mithilfe
von verschiedenen musik-, bewegungs- und sozialpädagogischen
Methoden eröffneten sie den Schülern die Welt der Kunst
und zeigten ihnen, welche harte Arbeit künstlerisches Gestalten
bedeutet. „Kreativ sein hat nicht nur mit Inspiration zu
tun, sondern ist auch ein mühsamer Prozess“, erklärt
Pajtler. Denn nicht alles, nicht jede Idee sei gut. „Wir
machen hier nicht irgendwas, sondern etwas ganz Bestimmtes, Gutes.
Die Jugendlichen sollen einen Blick für Qualität entwickeln“.
Das Ergebnis des Pilotprojektes „Mutate“ (auf deutsch:
Verändere dich!) konnten Eltern, Geschwister, Lehrer und Klassenkameraden
Ende Februar erleben. Sowohl die Klasse 5a mit ihrem Stück „Monsterkabinett“,
als auch die 5b mit ihrem Programm „The Dancing Stars of
parquet“ lieferten wunderbar anzusehende Vorstellungen ab.
Neben dem Erfolgserlebnis der öffentlichen Präsentation,
hinterließ das gesamte Projekt zahlreiche positive Veränderungen
bei den Schülern: eine bessere Wahrnehmung der eigenen Person
und der Umwelt, ein respekt- und vertrauensvolles Miteinander,
mehr Selbstbewusstsein und auch Teamgeist.
Musik und Tanz verbinden Menschen über Sprache hinweg, wecken
Emotionen und stärken soziale Kompetenzen. Nicht Konkurrenz,
sondern Kooperation standen beim Projekt „Mutate“ im
Vordergrund. Körperliche und emotionale Erfahrung sollen Schüler
dabei unterstützen, Körpergefühl und Selbstbewusstsein
zu festigen. Eine deutliche Veränderung hat die Klassenlehrerin
der 5b, Maria Timmermann, nach der Projektwoche festgestellt: „Die
Kinder wurden wesentlich schneller ruhig und arbeiteten konzentrierter
als vorher.“ Außerdem hätten sie in der Projektwoche
ganz demokratische Entscheidungen getroffen, bestätigten die
beiden Musikpädagoginnen.
Möglich gemacht wurde das Projekt durch die Förderung
dreier Sponsoren: Gemeinde, Lions-Club und der „Förderkreis
der Musik in Glonn“ trugen die Kosten in Höhe von 5.700
Euro. Ohne Sponsoren sei diese Form der Pädagogik nicht zu
realisieren, weiß Peter Pfaff, Leiter der Grafinger Musikschule.
Diese Art des Unterrichts sei Herzensbildung, die im gesamten Landkreis
Schule machen sollte, so die einhellige Meinung der Projektbeteiligten.