1998
47. Jahrgang

Ausgabe 3
März

© nmz und
autoren 1998

Jazz & Pop
Seite 36

Autor:
Stefan Raulf

Der New Yorker DJ und Produzent Jason Nevins wollte vor ein paar Monaten seinen neuen Beat, eine simple House-Phrase, die aber unheimlich kräftig in die Beine fährt, in die Clubwelt senden. Und da man zur Zeit gern Bekanntes benutzt, er aber nicht irgendeinen Hit, sondern ihm Wertvolles bevorzugte, filterte er die Raps der HipHop-Helden Run D.M.C. aus einem ihrer alten Erfolge, bettete sie in seinen effektvollen Track und presste ein bestauntes Bootleg. Das bekam eine Plattenfirma in die Finger, klärte die Rechte und ließ flugs ein rasantes Video drehen, das via Breakdance-Battle-Szenerie das passende Eighties-Old School-Gefühl widerspiegelt. Und nun kann kaum jemand diesem Charts-Erfolg widerstehen. Run D.M.C. freuen sich übrigens über die Tantiemen.

AIR: Sexy Boy (Virgin)

Nach den Hits von Daft Punk wird die sowohl in den Hipster-Clubs als auch in den Charts angesagte Franzosen-Dancepop-Welle nun mit der Pastell-Variante bedient. Das Duo Air, in persona Nicolas Godin und Jean Benoit Dunckel, kommt da mit seinem samtig-eleganten Sound gerade recht. Die Single „Sexy Boy“, ein Loblied auf die schicken, schönen Jungs, schlendert bohemien-verspielt durch ein Sammelsurium voller Space-Keyboardeffekte, Gitarrenmotive und Kindermelodien: Zitat-Spuren, die bewußt auf die naive Discowelt der 70er Jahre verweisen.