zur Startseite der nmzzur Startseite der nmz zum Kulturinformationszentrum Stellenmarkt/Jobbörsezum nmz Archiv / Sitemapbestellen Sie die nmz zu sich nach Hausenehmen Sie Kontakt mit der nmz aufnmz interaktiv aktuelle Neuigkeiten aus der Welt der Musik

1998
47. Jahrgang
Ausgabe 4
April

© nmz und
autoren 1998

  nmz - neue musikzeitung

Berichte
Seite 30

Autorin:
Susanne Schmerda

 

Seelenhandel vom Ammersee

Goggolori im Stadttheater Augsburg

Finster waren die Zeiten, karg und entbehrungsreich das Leben im 30jährigen Krieg – nicht nur in Finning am Ammersee. Hier aber suchte man sich sein Quentchen Glück und Erleichterung auf besonderem Wege zu sichern: durch Seelenhandel und Kungelei mit heidnischen Kräften oder dem Teufel gar. So zumindest will es die alte keltische Sage vom Goggolori, jenem bairischen Waldschratt und Erdgeist, der in Finning noch immer in mancherlei Gestalt sein Unwesen treiben soll und den armen Häuslerleut’ Reichtum verspricht gegen die erste Frucht aus Land und Hof: von jeder Ernte also einen Anteil, aber auch das erste Kind. Bei Bauer Irwing und seiner Frau, der Weberin, ist es Tochter Zeipoth, das einzige Kind. Einst hatte Irwing dem Goggolori Zeipoth versprochen als Gegenleistung für die Fruchtbarmachung seiner Felder; nun, da Irwing längst der wohlhabendste Bauer und Weber im Ort und Zeipoth heiratsfähig ist, erinnert der Schratt an den geschlossenen Pakt. Zeipoths Mutter aber mag sich nicht fügen und sucht Hilfe bei der Ullerin, einer Hexe. Heidnischer Glaube und Katholizismus, Himmel und Hölle, Pest, Tod und Teufel treffen in eigenwilliger, doch publikumswirksamer Mischung aus prallem Volksstück, Zaubermärchen und Erlösungsdrama aufeinander, um am Ende in eine Apotheose zu münden: Endlich findet der Goggolori Erlösung, denn die 14jährige Zeipoth schenkt ihm Seele und Leben, um selbst bis in Ewigkeit am Kronmantel der Heiligen Jungfrau zu weben.

1985 erlebte Michael Endes und Wilfried Hillers „Goggolori“ seine Uraufführung am Gärtnerplatz-Theater München (Regie: Friedrich Meyer-Oertel, Dirigent: Tristan Schick), über hundert Mal war die „Bairische Mär mit Musik“ dort seitdem zu sehen, inzwischen zur Familienoper der Münchner avanciert. Das Erfolgsrezept? Neben der lokalen Legende, bairischer Dialektdichtung und urig-lebensprallen Gestalten besonders die atmosphärische Musik Hillers zwischen Lyrik und Schlagkraft. Sie untermalt und akzentuiert stets sparsam, evoziert mit farbigen Holzbläsern Moor- und Waldlandschaft oder durch Einbeziehung von Volksliedern („Es tanzt ein Biba-Butzemann“) und -tänzen bäuerliches Milieu.

Am Augsburger Stadttheater nun wurden die verschiedenen Ebenen des „Goggolori“ in zeitlos-klaren Bildern (Bühne: Manfred Breitenfellner) umgesetzt, Regisseur Lukas Kindermann hat hinter dem deftigen Kobold-Schabernack auch die Bedrohung des Menschen durch seinesgleichen herausgearbeitet und die selbstlose Liebe Zeipoths, die sich von kindlicher Neugier zum selbstlosen Opfertod steigern wird. Gelungen war neben der szenischen die musikalische Umsetzung (Chöre der Städtischen Bühnen Augsburg, Philharmonisches Orchester der Stadt Augsburg) unter Hans-Norbert Bihlmeier; erspart hätte man sich indes lieber die zwei unsauber intonierenden Alphörner, die eigens für die Augsburger Fassung hinzugefügt worden waren. Auch die Zusammenkünfte der Dorfgemeinschaft, etwa beim Erntedank, fielen allzu dürftig aus. Das Sängerensemble indes war klug gewählt, des bairischen Dialekts ebenso mächtig wie mit volksschauspielerischem Talent ausgestattet. Gerhard A. Siegel gab mit falsettierendem Baß einen quicklebendigen Goggolori, Sylvia Rieser die Zeipoth mit anrührend-jungem Sopran, Siglinde Damisch deren Mutter als raffig-selbstgefällige Weberin, und Wolfgang Babl eine hinterlistig-durchtriebene Hexe Ullerin.

Susanne Schmerda

Social Bookmarking
Bookmark bei: Mr. Wong Bookmark bei: Webnews Bookmark bei: Linkarena Bookmark bei: Newskick Bookmark bei: Newsider Bookmark bei: Folkd Bookmark bei: Yigg Bookmark bei: Digg Bookmark bei: Del.icio.us Bookmark bei: Reddit Bookmark bei: Slashdot Bookmark bei: Netscape Bookmark bei: Yahoo Bookmark bei: Google Bookmark bei: Technorati Bookmark bei: Newsvine Bookmark bei: Ma.Gnolia Information

Links Counter @ leserbrief
@ nmz info (internetdienste) und hilfe

@ KIZ, das Kultur-Informations-Zentrum der nmz
@ taktlos - musikmagazin

@ aktuelle ausgabe
@ archiv
@ stellenanzeigen
@ abobedingungen

@ textrecherche
@ fortbildungen, wettbewerbe

@ anzeigenpreise print
@ anzeigenpreise web
@ weitere links
@ server-statistik

 Home

© copyright 1997 ff. by
neue musikzeitung
und den Autoren.
Alle Rechte vorbehalten.

@ impressum Print / Internet

Postanschrift
ConBrio Verlagsgesellschaft
Postfach 10 02 45
D-93002 Regensburg