1998
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Dossier
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Kommunikation wagen
Die Geschichte der Mailingliste MuWi@ |
Im Juni 1996 ging MuWi@ ans
Netz. Großes Vorbild war damals die Amslist es sollte ein deutschsprachiges
Pendant zu dieser in Kalifornien beheimateten Liste geben. Auf der ersten
deutschsprachigen Mailingliste zur Musik und Musikwissenschaft wurden musikalische Aspekte
diskutiert, Stellenausschreibungen, Call For Papers und Informationen zu Wettbewerben
veröffentlicht oder Literatur zu einem Thema gesucht. Auch die Frage nach Personen oder
deren e-mail-Adressen machte klar, daß hier ein Medium mit einem großen
Informationspotential ist und vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern geholfen werden kann. Über Ausrichtung der Musikwissenschaft, Interdisziplinarität, dem Problem, wie zeitgenössische Musik einem größeren Teil der Gesellschaft nahegebracht werden könne, wurde besonders intensiv diskutiert. Meistens erstreckten sich solche Diskussionen über mehrere Tage und etwa 5 bis 15 e-mails, so daß die Themen nicht totdiskutiert wurden. Leider bestand der Frankfurter Server nicht immer solche Tests, da er manchmal zusammenbrach, wenn ein Dutzend oder mehr e-mails an alle 230 Subskribenten verschickt werden mußten. Nie meldeten sich aber alle Subskribenten zu Wort. Nicht nur die breitgefächerte Zusammensetzung der Liste, neben Musikwissenschaftlern waren besonders auch Musikpädagogen, Musiker und Musikjournalisten zahlreich auf der Liste vertreten, sondern auch deren unterschiedliche Interessengebiete, Schwerpunkte und Kenntnisse vom Erstsemester über Doktoranden bis zum emeritierten Professor subskribierten MuWi@ lassen dies erklären. Allerdings kam es auch zu Problemen der Kommunikation, wie sie auch außerhalb der vernetzten, elektronischen Welt auftreten. Diese wurden durch das distanzierend-nahe Medium Internet aber verschärft. Einige Teilnehmer verloren jeglichen Respekt und die übliche Form des höflichen Umgangs, so daß auch Hinweise auf die Netiquette auf taube Ohren stießen. Anfang Februar häuften sich auch technische Schwierigkeiten, die eine Weiterführung der Liste als unverantwortlich erscheinen ließ: weder die äußere noch die innere, inhaltliche Form war vorhanden die Mailingliste konnte nicht mehr konstruktiv genutzt werden, und die MuWi@ wurde eingestellt. MuWi@, der mißglückte Versuch einer Kommunikation auf deutschen Datennetzen? Nein, das Wagnis hatte sich gelohnt die Liste hatte eine große Anzahl deutschschreibender Menschen angesprochen und davon überzeugt, daß eine deutsche Mailingliste einen Sinn hat. Daß diese Einschätzung nicht nur hohle Beweihräucherung ist, läßt sich daran erkennen, daß schon bald zwei neue Mailinglisten zur Musik(-wissenschaft) ans Netz gingen. Wenn durch das Ende der MuWi@-Mailingliste die differenzierte Ausrichtung der beiden neuen Listen muwi-l (an der TU Berlin) und MuWiSpektrum (an der Uni Saarbrücken) angeregt worden wäre, kann man nur froh sein, daß MuWi@ zum Jahresanfang zu existieren aufhörte. So widmet sich seit einigen Wochen muwi-l der Musikwissenschaft und möchte sich auch wissenschaftlicher verstanden wissen. MuWiSpektrum zieht diese Grenze nicht und lädt alle Musikwissenschaftler, Musikinformatiker, Musikpädagogen, Komponisten, Journalisten und Musikinteressierte ein, miteinander zu kommunizieren. Für weitere Informationen siehe http://www.kgw.tu-berlin.de/~fabri/forum/ beziehungsweise http://www.coli.uni-sb.de/~zey/MuWiSpektrum.html . Auf daß Kommunikation kultivierter werde und sie deshalb nicht nur gewagt, sondern auch genossen und geschätzt wird. Clemens Gresser |
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