1998
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Rezensionen
· Tonträger
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Umschwung |
Benjamin Britten: Billy Budd (Gesamtaufnahme). Thomas Hampson, Anthony Rolfe Johnson, Eric Halfvarson u.a.; Manchester Boys Choir, Halle Orchestra & Choir, Dirigent: Kent Nagano. Erato 3984-21631-2 (2 CDs) | |
Als im Janauar 1966 Benjamin Brittens Billy Budd
in der zweiaktigen Zweitfassung als Deutsche Erstaufführung in Köln
herauskam, war die Reaktion der Kritik wenig schmeichelhaft. Hausherr Arno Assmann am
Regie- und Istvan Kartesz am Dirigentenpult vermochten der 1951 entstandenen und 1961
neugefaßten Männeroper nicht zum Dauererfolg zu verhelfen. Das änderte sich , als nach
einem Vierteljahrhundert, Ende 1992, wiederum die Kölner Oper das Werk in einer sehr
gelungenen Inszenierung von Willy Decker vorstellte. Angesichts des heutigen kompositorischen Pluralismus wird man das Nebeneinander von Ariosi, Shanties, Monologen, Chortableaus, Lyrik, raffinierten Orchesterintermezzi und pikant gewürzter Reizharmonik nicht mehr als degoutant empfinden. Dieser gewandelte Eindruck wird durch die Neuaufnahme, dem Live-Mitschnitt einer konzertanten Aufführung in der Bridgewater Hall Manchester, in vollem Umfang bestätigt. Seinerzeit geäußerte Bedenken gegen die krasse Schwarz-Weiß-Technik des Librettos von E.M. Forster sind insofern gegenstandslos, als diese ideologische Basis der Novelle von Herman Melville ist, auf die das Libretto zurückgeht. Kent Nagano wählte die vieraktige Urfassung von 1951. Damit stellte er vor allem den höchst wirkungsvollen Schluß des ersten Aktes mit der heroischen Rede des Kapitäns Vere wieder her, die Britten mit Rücksicht auf Peter Pears, den Darsteller der Rolle, in der Zweitfassung gestrichen hatte. Die 1951 bemängelte Spieldauer von zweidreiviertel Stunden kommt dem Hörer angesichts der prallen Lebendigkeit und ungewöhnlichen orchestralen Farbigkeit sowie der hervorragenden Besetzung kaum zu Bewußtsein. Kent Nagano präpariert die trotz der Größe der Orchesterbesetzung der größten aller Britten-Opern vielfach kammermusikalisch aufgelichtete Klangpalette mit ihrer stark von den Holzbläserfarben bestimmten, scharfgeschnittenen Koloristik der Musik glänzend heraus, was nicht zuletzt auch für die symphonischen Orchesterintermezzi gilt. Das Drama von dem guten Billy Budd und dem bösen Claggart, das der allzu gedankenüberfrachtete Kapitän Vere nicht zu entzerren vermag, wird von den Protagonisten Thomas Hampson, Eric Halfvarson und Anthony Rolfe Johnson ungemein suggestiv und packend ausgetragen, wobei das Gesangliche so überzeugend ist wie das charakteristisch-emotionale Profil dieser Rollenporträts. Alfred Beaujean |
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