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1998
47. Jahrgang
Ausgabe 4
April

© nmz und
autoren 1998

  nmz - neue musikzeitung

Rezensionen · Bücher
Seite 16

Autor:
Felix Janosa

Fehlendes Gespür für Stil

Reclam-Bändchen zur Popularmusik

Markus Lonardoni: Popularmusiklehre Pop, Rock, Jazz, Harmonielehre – Komposition – Arrangement, Reclams Universal-Bibliothek 9604. Mit Begleit-CD, 39,80 Mark.
„Was man über Musik wissen muß“ hieß ein kleines Bändchen, das ich früher mit mir herumtrug und darin mit Vergnügen alles über Quintenzirkel, Skalen, Akkorde und Kadenzen las. Markus Lonardoni hat nun den lobenswerten Versuch unternommen, im handlichen Kleinformat der gelben Reclam-Hefte dasselbe für den Bereich der Popularmusik zu leisten. Neben einer 150 Seiten umfassenden „Musiklehre“ bietet er Regeln und Tips zur „Komposition“ und zum „Arrangieren und Orchestrieren“ nebst einer Übersicht zu „Epochen und Stilen der Popularmusik“. Das Buch ist – wenn man so will – die Essenz von Lonardonis bisherigen Erfahrungen als Buchautor vornehmlich praktisch orientierter Bücher für Musiker „vor Ort“. Weniger theoretische Stringenz (wie dies vor etlichen Jahren Axel Jungbluth in seiner „Jazz-Harmonielehre“ probierte) als Einfachheit der Erklärung und Praktikabilität sind die positiven Merkmale des Bändchens; die verschiedenen Ansätze von „klassischer“, popmusikalischer und Jazz-Harmonielehre werden in sinnvoller Weise miteinander verknüpft und dem Leser mit dem in popmusikalischen Lehrwerken üblichen „du“ angeboten. Vom Erlernen des Violinschlüssels über Kadenzen und Reharmonisation bis zu „Deceptive Resolutions“ oder „Drop-2-Voicings“ bietet das Werk ein gerüttelt Maß an Lern- und Übestoff – Aufgaben und Lernkontrollen inklusive. Für Interessierte sind diese „Basics“ als Fundament unverzichtbar.

Doch nun das Ärgerliche: Die schon erwähnte Einleitung „Epochen und Stile der Popularmusik“ mißlingt Lonardoni im Gegensatz zum praxisorientierten Hauptteil des Buches gründlich. Die mangelnde Klarheit der Diktion, die Pauschalisierungen und sachlichen Fehler sind eklatant: „Die Blütezeit des New Orleans Jazz beruhte vor allem auf der Vermischung der (...) kreolischen und der französisch-spanisch-schwarz-amerikanischen Kultur“ (S. 21); „Die Themen beinhalteten oftmals nur abgedroschene Riffs aus der Swingzeit.“ (über Bebop, S. 25f.); „Der Bop erlebte in den 50er Jahren durch Musiker wie (...) Count Basie eine Art Wiedergeburt.“ (dito S. 27). Noch gravierender indes sind Auslassungen; beim Kapitel Funk sind etwa als „Hauptvertreter“ Al Jarreau und „Level 42“ genannt, James Brown, Sly Stone oder George Clinton werden unterschlagen. Zur sprachlichen Unsicherheit in stilistischen Abgrenzungen kommt die musikalische. Auf der zum Bändchen miterworbenen CD möchten uns Lonardoni und seine Mitmusiker diese „Epochen und Stile“ auch klanglich näherbringen. Eine üble Barmusik wird da als „Swing“ verkauft, ein waschechter brasilianischer Bossa Nova als „Afro-Cuban(!) Jazz“ und ein bißchen Krach auf den Instrumenten als „Free Jazz“. So viel Erfahrung Lonardoni denn als „So-und-so-mußt-du-das-machen“-Autor ins Buch einbringen kann, so wenig Hintergrund und musikalisches Feingefühl besitzt er für akzeptable Aussagen zu Stil und Geschichte von Popularmusik. Er versteht verschiedene Stile wie „Reggae“ oder „Cool Jazz“ nicht als historisch und soziologisch gewachsen, sondern als ständig abrufbare Patterns, die einfach „funktionieren“. So ist der Weg von einem derartigen Musikverständnis nicht mehr weit bis zum Keyboard mit abrufbarer Begleitautomatik. Kurzum: Dieses Einleitungskapitel hätte niemandem gefehlt und außerdem „verbraucht“ Lonardoni mit seinen Stilproben wertvollen Platz auf der Begleit-CD, den er für das Kapitel „Arrangieren und Orchestrieren“ sich hätte aufsparen sollen. Gerade da, wo es interessant wird („Arrangieren für Bläser“) fehlt die klangliche Demonstration mit Saxophon und Trompete.

Felix Janosa

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