1998
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Rezensionen
· Noten
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Witz, Spannung und Dramatik |
Neue Literatur für Violine und Violoncello | |
Erwin Schulhoff: Duo für Violine und Violoncello,
Universal, Wien Erwin Schulhoff, galt als der große Autodidakt der Komposition. Obwohl er ein hervorragender Pianist war, wendet sich dieses Stück an Streicher. Von Schulhoffs großer Leidenschaft für Jazz und Jazzimprovisation ist in diesem Duo für Violine und Violoncello nichts zu erspähen. Eher erinnert es an zwölf-Ton-Musik, wenn auch nicht durchgehend und nicht in reiner Form. Die langsamen Sätze sind melodiös und euphonisch. An vielen Stellen sind nach dem Vorbild von B. Bartók und Z. Kodály ansprechende folkloristische Motive eingearbeitet. Das Duo wendet sich nicht nur an Kenner, sondern für die Ausführung vor allem an Könner. Die Ansprüche an die Instrumentalisten sind beachtlich. Schulhoff verlangt hier alle virtuosen Techniken natürliche und künstliche Flageoletts, Glissandi, gleichzeitiges Streichen und Zupfen et cetera. In der nicht gerade üppigen Literatur für diese Besetzung ist dies sicherlich ein gleichwertiges Stück mit den Duos von Kodály und Martinu. Leider sind die Noten etwas eng und klein gedruckt. Der willige Musiker, der nicht über optimale Scharfsicht verfügt, muß entweder blinzeln oder die Brille aufsetzen was bei dem sonstigen Rang des Stücks ein marginales Manko darstellt.
Ivan Tcherepnin, Duo Fantasia, Variations and Theme A rose is a rose is a" für Violine und Violoncello, Verlag M.P. Belaieff, Frankfurt/M. Das Stück ist technisch heikel, durchaus auf Profi-Ebene angesiedelt durch seine verlangten Doppelgriffe, hohen Lagen, dichten und rasant aufeinander folgenden Metrumwechsel und allerlei rhythmische Tücken. Es fesselt, da das Thema unüblicherweise verschleiert bleibt bis zur Enthüllung am Schluß. Die Spannung baut sich auf, da das Thema sich durch das gesamte Werk immer wieder flüchtig zeigt, allerdings stark verfremdet, als wolle es mit seinem Versteckspiel den Hörer necken. Ständig möchte das Auditorium glauben, es erwischt" zu haben, doch bevor es sich fangen läßt, entgleitet es wieder. Durch die Variationen kommt immer wieder Neues, was die Spannung immer weiter erhöht. Erst in Variation 7 kommt eine deutliche Vorahnung des Themas - jetzt hat man es fast, aber eben nur beinahe. In Variation 9 steigern mitreißende rhytmische und artikulatorische Wechsel die Dramatik. Variation 11 prescht dem Höhepunkt entgegen: Die Offenlegung des reinen Themas, das Prelude Nr. 7 von F. Chopin. Ein faszinierendes Stück, das unbedingt zum Repertoire gehören muß.
Luigi Borghi: Duett für Violine und Violoncello (Original), Duett für zwei Violoncelli, Edition Kunzelmann, 1994 (GmbH & Co.KG 1329 bzw. 1330), hrsg. bzw. bearbeitet von Werner Thomas-Mifune. Das zweisätzige Stück gehört sicherlich nicht zu den besten Kompositionen der Epoche, hat aber durchaus Berechtigung als gefälliges Schülerstück. Der Schwierigkeitsgrad liegt bei ca. 3, ist also geeignet für die Mittelstufe. Die Cellostimme bzw. 2. Cellostimme bietet nicht nur Begleitungsfiguren, sondern tritt gleichberechtigt solistisch vor. Ärgerlicherweise haben sich entweder Druckfehler eingeschlichen, die konsequent in beiden Ausgaben vorkommen, oder harmonische und rhytmische Fehler im Manuskript wurden gedankenlos im Druck übernommen. Als Duo für zwei Violoncelli bietet das Duett Möglichkeiten, sich in den höheren Lagen zu erproben, sozusagen als Alternative zur Etüde. Hier hat die erste Stimme eine Schwierigkeit durch die Läufe in den hohen Lagen von ca. 3 bis 4; die zweite Stimme ist etwas leichter, also 3. Beide Stimmen erfordern bzw. fördern eine ziemliche Routine in der Daumenlage. Linda Langeheine |
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