zur Startseite der nmzzur Startseite der nmz zum Kulturinformationszentrum Stellenmarkt/Jobbörsezum nmz Archiv / Sitemapbestellen Sie die nmz zu sich nach Hausenehmen Sie Kontakt mit der nmz aufnmz interaktiv aktuelle Neuigkeiten aus der Welt der Musik

1998
47. Jahrgang
Ausgabe 4
April

© nmz und
autoren 1998

  nmz - neue musikzeitung

Rezensionen
Tonträger
Seite 14

Autorin:
Isabel Herzfeld

Vergessene Klänge

Edition „Entartete Musik“: Ignace Strasfogel: Klaviersonate Nr. 1, Preludio fugato, Scherzo Nr. 2, „Dear Men and Women“, Klaviersonate Nr. 2; Kolja Lessing, Klavier; Martin A. Bruns, Bariton
DECCA 455 359-2
Interpretation
 phono-0.gif (85 Byte)phono-0.gif (85 Byte)
Editorischer Wert
 
Technik
 phono-0.gif (85 Byte)
Die (Wieder)-Entdeckung und Rehabilitation von durch die Nazidiktatur unterdrückten, vernichteten und ins Vergessen gestoßenen Komponisten erlebte in den letzten Jahren Konjunktur, was die Decca-Edition „Entartete Musik“ in beträchtlichem Maße dokumentierte. Im Falle Ignace Strasfogel jedoch blieb man lange Zeit zurückhaltend; zu stark waren seine Spuren verwischt. 1912 als Dreijähriger von Warschau nach Berlin gekommen, machte er als pianistisches Wunderkind von sich reden, fiel im Studium durch geniale Frühwerke auf und startete als Begleiter von Carl Flesch und Josef Szigeti zu einer Weltkarriere. Im amerikanischen Exil seit 1933 betätigte er sich überwiegend als Dirigent und ließ sich erst seit 1983 bis kurz vor seinem Tode 1994 wieder verstärkt zum Komponieren ermutigen. Der Geiger und Pianist Kolja Lessing setzte sich für Nachlaßerforschung und Aufführungsmöglichkeiten hartnäckig ein. Die bei der ersten öffentlichen Vorstellung präsentierte Decca-Einspielung gibt mit Strasfogels wichtigsten Werken einigen Aufschluß über seiner Begabung. Vor allem die beiden Klaviersonaten von 1925/26 lassen die Reichhaltigkeit des Schaffens neben Schönbergs schmalem Pfad ins Paradies der Zwölftönigkeit erahnen – expressiv wuchernd in an Alban Berg gemahnender Klangsinnlichkeit die erste, von konstruktivem, explosivem Witz die zweite, für die der 17jährige Strasfogel den Mendelssohn-Preis erhielt. Hier ist bereits die Qualität voll entfaltet, durch die der Komponist bei allen Brüchen und Lücken Schaffenskontinuität wahren konnte: die stupende, sich manchmal in hintersinnigen „Maskierungen“ zeigende Beherrschung traditioneller Formen, insbesondere der Variation. „Preludio fugato“ – eines der wenigen, völlig unbeachtet gebliebenen Nachkriegswerke – zeugt schon im Titel von dieser Durchdringung der Formen, erreicht eine Art „verspieltes Pathos“ durch die improvisatorischen Weiterführungen eines strengen, transparent-spröden Satzes. Von eher tonalem, reduziertem Zuschnitt wie dieser „letzte Gedanke“ auch das Liedepos „Dear Men and Women“: Der große Atem wird hier durch die Reihung kürzerer, tonal einmündender Elemente gebrochen, was die Interpreten in nachdenklicher Verhaltenheit allerdings ein wenig überbetonen. Zuviel Weihrauch verströmt übrigens auch der übertriebene Nachhall, mit dem die Technik insgesamt den Klavierklang aufplustert. Dennoch eine reizvolle, tiefsinnige Vergangenheitsbeschwörung, die den Bogen zum Frühwerk durch den zitierten Passacaglia-Baß aus der zweiten Klaviersonate spannt. So ruft der Komponist vergessene Klänge zurück – eine Aufforderung, auch sein übriges Werk klingend zu vermitteln, das aufschlußreich und faszinierend ist.

Isabel Herzfeld

Social Bookmarking
Bookmark bei: Mr. Wong Bookmark bei: Webnews Bookmark bei: Linkarena Bookmark bei: Newskick Bookmark bei: Newsider Bookmark bei: Folkd Bookmark bei: Yigg Bookmark bei: Digg Bookmark bei: Del.icio.us Bookmark bei: Reddit Bookmark bei: Slashdot Bookmark bei: Netscape Bookmark bei: Yahoo Bookmark bei: Google Bookmark bei: Technorati Bookmark bei: Newsvine Bookmark bei: Ma.Gnolia Information

Links Counter @ leserbrief
@ nmz info (internetdienste) und hilfe

@ KIZ, das Kultur-Informations-Zentrum der nmz
@ taktlos - musikmagazin

@ aktuelle ausgabe
@ archiv
@ stellenanzeigen
@ abobedingungen

@ textrecherche
@ fortbildungen, wettbewerbe

@ anzeigenpreise print
@ anzeigenpreise web
@ weitere links
@ server-statistik

 Home

© copyright 1997 ff. by
neue musikzeitung
und den Autoren.
Alle Rechte vorbehalten.

@ impressum Print / Internet

Postanschrift
ConBrio Verlagsgesellschaft
Postfach 10 02 45
D-93002 Regensburg