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1998
47. Jahrgang
Ausgabe 4
April

© nmz und
autoren 1998

  nmz - neue musikzeitung

Rezensionen
Tonträger
Seite 17

Autor:
Dietmar Jürgens

Göttliches Stimmwunder im Viererpack

Eine Video-Edition stellt Sänger und ihre Kunst vor: Belcanto
Interpretation
 
Editorischer Wert
 
Technik
 
Tenöre und kein Ende, nein nicht die drei, sondern Caruso, Gigli, Schipa, Tauber, Slezak, Joseph Schmidt, Melchior, Rosvænge, Björling, McCormack, Thill, Koslowsky, die sich eben unter den gemeinsamen Nenner zusammenfassen lassen, der da heißt: „Belcanto“. Wenngleich die Mechanismen zum Ruhm im Grunde die gleichen sind. Darum gibt es ein dreizehntes Portrait: der singende Automat, „his masters voice“, das Grammophon. (Es ist nun mal so: die Mediatisierung entscheidet über das Wohl und Wehe.) Jedes Portrait ist ganze pralle 30 Minuten lang. Ja, es ist die hinreichend bekannte Serie der ARD, deren ein oder andere Folge man verpaßt hat, weil der Zeitschalter nicht funktionierte, der Strom ausfiel und, und, und... Jetzt gebannt auf vier Videocassetten in anspruchsvoller schwarz-weiß Kartonage und mit einer Zugabe: einem Buch mit Texten zur Serie in feinstem Layout.

Und damit gleich mitgeliefert, und das bietet eben nur das Buch, eine Übersicht über und die in sich schlüssige Disposition selbst des Gesamt-Œuvres: nach jeweils drei Portraits – entspricht einer Videocassette – jeweils einen eindrucksvollen Aufsatz und Gedanken über Themen wie „Enrico Caruso und die Stimme des Tenors“ von Jürgen Kesting, „Seismischer Schock – Gilbert-Louis Duprez und das hohe C der Bruststimme“ von Stefan Zucker, „Belcanto auf dem Schlaginstrument?“ von Peter Feuchtwanger und „Mit den Augen hören“, ein Gespräch von Rebecca Fajnschnitt mit dem Autor Georg-Albrecht Eckle und dem Direktor der Serie Jan Schmidt-Garre. Das Ganze gespickt mit Portrait- und Lifestyle-Fotos.

Ein multimediales Gesamtpaket unserer Zeit also, das diesem Anspruch bis ins Kleinste gerecht wird, das subjektiv emotionale Inhalte genauso austeilt wie objektive Sachverhalte, eine Mischung, die einem gesangbezogenem Thema wohl am besten guttut: gefüllt mit authentischem Bild- und Tonmaterial, nicht immer synchron, damit man schön aufmerksam bleibt, oder auch authentischem Bild-Ton-Material mit den tenoralen Highlights wie aus Leoncavallos „Bajazzo“, Puccinis „Tosca“, Massenets „Werther“ oder aus Flotows „Martha“ – um nur wenige zu nennen.

Dazwischen werden erinnernde aber auch fachbezogene Gespräche aufgenommen, die im Schwarz-weiß des Gesamten – es geht ja um Edles, und dies ist schließlich auch die Farbe der Dokumentarizität – Atmosphäre schaffen. Alles auch strukturell zentriert sich um das eine, eine fachlich detaillierte Höranalyse eines jeden Stimmportraits durch Jürgen Kesting: mal an „Una furtiva“ aus Donizettis „L’ Esire d‘ Amore“ bei Caruso von 1904, mal an „Ora per sempre addio“ aus Verdis „Otello“ bei Slezak von 1912 oder an Wolfs „Der Feuerreiter“ bei Rosvænge von 1938 und viele andere, und zwar getreu der idealen Mischung unterlegt mit Szenen- und Erinnerungsfotos.

Bevor es aber in dieses atmosphärische Ambiente eines jeden Portraits aus Fachkennern, Kollegen- und Freundeskreisen sowie Familienangehörigen an biografischen Schau- und Lebensplätzen geht, durchlebt der Zuschauer den geschickt schellackzeitgemäß inszenierten Countdown eines Bühnenauftritts, ist dabei, vielleicht in der Rolle eines Disponenten, Technikers oder einfach eines Bühnenarbeiters: Scheinwerfer an – Mikrofon in Stellung – in der Garderobe, dem Maskenbilder durch einen Türspalt über die Schulter gelugt – „Aufnahme“-Schild leuchtet auf – Füße, die zur Tat schreiten – Scheinwerfer leuchten gegen, dabei dem Sänger und Pianisten von hinten aus der imaginären Gasse zugeschaut – gleitender Kamerawagen – die Akteure von schräg oben, vom virtuellen Schnürboden aus – der Toningenieur vor seiner Apparatur – das Aufnahmeteam ehrfürchtig, ganz ehrfürchtig – und dann, fast unmerklich der Name des jeweiligen Sängers schleicht sich als Schriftbild ins Mikrofon hinein, quasi auf den Frequenzen des Gesangs, und alle singen sie, fast alle: „O Paradiso“ aus Meyerbeers „Afrikanerin“. Und man ist leise geworden. Ganz leise. Die beste Voraussetzung für einen erlebnisreichen Event: für Liebhaber und Fachleute gleichermaßen. Den einen zum Genuß, den anderen zur Mahnung.

Dietmar Jürgens

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