Massive Attack: Tear Drop |
Mit ihrer neuen Platte schafft es die Band aus der Urzelle des sogenannten TripHop,
Bristol, sich wieder im Zwischengeschoß ("Mezzanine") zwischen Insider-Szene
und Mainstream einzunisten. Der Erfolg klappt nicht zuletzt wegen des faszinierenden
Videos zu der ersten, sehr schlicht gehaltenen Singleauskopplung "Tear Drop". Zu
einem ruhigen Herzschlag-Beat gesellen sich eine sanfte akustische Gitarre, ein warmer
Synthesizerklang und die ätherische Stimme von Elisabeth Fraser, die früher bei den
Cocteau Twins sang. Die rührende Melancholie, mit der sie die ansprechenden melodischen
Bögen belebt, findet in den liebevoll gestalteten Bildern vom singenden und am Ende durch
grelles Licht erschrockenen Fötus im Mutterleib ihre kongeniale Umsetzung. |
Garbage: Push It |
Die Band des ehemaligen Nirvana-Produzenten Butch
Vig brachte mit dem ersten Hit "Queer" vor gut zwei Jahren das zum Mainstream
geronnene "alternative"-Format ansprechend auf den Punkt. Professionell austarierte Beats sowohl für gern tanzende
Rock-Anhänger, ein raffinierter Aufbau und melodische Eleganz sprachen für sich. Um so
enttäuschender, daß nun die Single des zweiten Albums versucht, "Queer" zu
recyceln, aber weder dessen melodische noch die Song-dramaturgischen Qualitäten erreicht:
Alles aus dem gleichen Baukasten, rhythmisch natürlich wieder dicht, aber dennoch
uninspiriert. Da hilft auch das Video nicht weiter, das die skurril-düsteren Phantasien
der jungen Sängerin Shirley Manson aufwendig umzusetzen versucht. |
Stefan Raulf |