1998
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Leitartikel
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Windschnittiger Musikrat? Zur Diskussion um die Amerika Tournee des Bundesjugendorchesters äußert sich Theo Geißler |
Im Zwist um die Thank-You-America-Tournee des
Bundesjugendorchesters sprach nun der Präsident des Deutschen Musikrates, Franz
Müller-Heuser, ein Machtwort (Seite 27 dieser Ausgabe). Er wirft der nmz-Redaktion zum
Beispiel Unkorrektheit" und Etikettenschwindel" vor. Wir wissen
nicht, welche Form von correctness Müller-Heuser aus den USA mitbrachte. Korrekt
ist: Den Beitrag von Reinhard Schulz hat der zuständige Mitarbeiter des DMR in Auftrag
gegeben, freilich nicht autorisiert", weil ein solcher Vorgang zwischen
Redaktion und Musikrat gar nicht verabredet wurde. Bisher und seit vielen Jahren funktionierte diese Zusammenarbeit vertrauensvoll und effektiv. Die Seiten für den Deutschen Musikrat in der nmz sind freiwillige, unsubventionierte Leistungen des Verlages mit dem Ziel, Projekte des Musikrates nicht nur einer Fach-Öffentlichkeit in (Bundes)-Fachgruppen bekannt zu machen. Vorsichtig, wie wir sind, wittern wir deshalb hinter der harschen Präsidentenrüge kräftigen Sponsoren-Druck. Nach dem Motto Wer zahlt, schafft an" gerät hier der gewählte Kopf der wichtigsten deutschen Musikorganisation augenscheinlich zum Büttel einer nicht ganz uneitlen, aber einflußreichen Sponsoren-Crew mit teils merkwürdigem Selbstverständnis. Nachdenklich stimmt auch der Fortgang der präsidialen Argumentation. Da wird additiv gelobt und quantitativ kritisiert, als wäre eine Mischung aus Dow-Jones und McKinsey die (post)-moderne ästhetische Gebotstafel des Deutschen Musikrates. Die fragwürdige pädagogische Positionierung des amerikanischen Traumes" findet hingegen kein Wort. Sind die geistigen Inhalte egal, ist die erzieherische Qualität schnuppe, wenn nur die Kasse stimmt und das Erlebnis-Potential allseits befriedigend ausgereizt werden konnte? Wir sind nicht so sicher, ob die Mehrzahl der im Musikrat vertretenen Verbände und Interessengruppen solches Windkanal-Styling für die gebotene Reaktion des Musikrates auf den Abbau musikalischer Bildung allerorts hält. Oder auf die multimediale Volksverblödung schier amerikanischen Zuschnitts vielerorts. Andererseits vermissen wir seit einiger Zeit deutliche kulturpolitische Signale aus der Bonner Weberstraße, die sich mit derartig bedrohlichen Erosionserscheinungen qualifiziert, aber lautstark auseinandersetzten. Hat sich da zeitgeistige Resignation breitgemacht? Halb unter der Hand haben wir nämlich erfahren, daß die Aktion Musik" ein von der Generalversammlung als Auftrag an das Präsidium erteilter Maßnahmenkatalog zur Förderung musikalischer Bildung auf breiter Ebene sanft entschlafen ist. Das würde ins traurige Bild passen, Herr Präsident. Sponsoren gibts wohl nur für coole Events. |
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