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nmz-kopf-redaktionelles

1998
47. Jahrgang
Ausgabe 9
September (Inhalt)

© nmz und
autoren 1998

  nmz - neue musikzeitung

Wahl '98

Seite 11

Autor:
nmz

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Vernetztes Denken durch den Umgang mit Kunst und Kultur

nmz-Umfrage zu den parteipolitischen Programmen hinsichtlich Kulturpolitik und Jugendförderung

Im wichtigen Wahljahr 1998 fühlt die neue musikzeitung den Bundesparteien auf den Zahn. Die Resonanz auf unsere Umfrage zur öffentlichen Kulturförderung war – trotz Wahlkampf-Endphase – sehr gut. Unser Fragebogen umfaßte folgende Punkte:
  CDU CSU FDP
1. Welche Relevanz messen Sie dem jugendkulturellen Bereich zu? Wie sehen Ihre Förderungspläne hinsichtlich der Bundesakademien und der bundeszentralen Fachverbände mit ihren innovativen Angeboten an Weiterbildung und Begegnung aus? An der Schnittstelle zwischen Kultur-, Bildungs- und Medienpolitik mißt die CDU kultureller Bildungsarbeit eine Schlüsselstellung zu. Bewährt haben sich insbesondere die bestehenden Preise und Wettbewerbe, sie sind deshalb in den letzten Jahren immer weiter ausgebaut worden. Die CDU begrüßt es, daß die im Zuge der deutschen Einheit im Bereich der musikalischen Bildung in der DDR bestehenden zentralen Treffen junger Talente nahtlos in die Wettbewerbe von „Jugend musiziert" integriert wurden und auch das Rundfunkmusikschulorchester als ehemaliges Jugendorchester der DDR als permanente innerdeutsche Begegnungsmaßnahme in der Trägerschaft des Verbandes deutscher Musikschulen als „Deutsches Musikschul-Orchester" weitergeführt werden konnte. Die CSU mißt dem jugendkulturellen Bereich – auch was die Musik betrifft – einen hohen Stellenwert bei. Für Maßnahmen der musikalischen Begabten- und Nachwuchsförderung gibt Bayern jährlich Zuschüsse in Höhe von 1,2 Millionen Mark.

Dabei nehmen die Wettbewerbe „Jugend musiziert" und die damit verbundenen Anschlußmaßnahmen eine zentrale Bedeutung ein. Bayern bezuschußt primär jugendkulturelle Fördermaßnahmen auf Landesebene. Der Bundeswettbewerb „Jugend musiziert" findet alle drei Jahre in Bayern (Erlangen/Nürnberg/Fürth) statt. Bei Durchführung in Bayern (letztmals 1998) zahlt der Freistaat einen Zuschuß von 150.000 Mark.

Kulturpolitik steht in unmittelbarer Wechselbeziehung mit der Bildungspolitik. Kreativität und Innovationskraft, Teamfähigkeit und vernetztes Denken werden nicht zuletzt auch durch den Umgang mit Kunst und Kultur vermittelt. Vor allem die jugend- und soziokulturellen Einrichtungen leisten hier einen wichtigen Beitrag zur aktiven Lebensgestaltung von Jugendlichen und sind deshalb weiterzuentwickeln. Kultureinrichtungen benötigen zu ihrer Entfaltung Unabhängigkeit von Bürokratien sowie materielle Unterstützung durch private und öffentliche Mittel.
2. Für welche repräsentativen Maßnahmen werden Sie sich auf Bundesebene einsetzen, damit Musik in Deutschland ihre gesellschafts- und kulturpolitisch wichtige Rolle behält? In welcher Weise gedenken Sie Projekte weiterzufördern, wie sie zum Beispiel der Deutsche Musikrat durchführt? In der vergangenen Legislaturperiode hat sich die CDU unter anderem dafür eingesetzt, daß der Deutsche Musikrat neben dem Bundesjazzorchester mit der Bundesbegegnung „Jugend jazzt" sein zweites bundesweites Projekt im Bereich des Jazz starten konnte. Sie setzt sich dafür ein, daß auch in Zukunft die gesamte Palette der Jugendwettbewerbe „Jugend musiziert" bis „Jugend und Video" aufrechterhalten und auf dem erreichten Niveau fortgeführt werden kann. Musikwettbewerben im vorberuflichen wie auch im beruflichen Bereich mißt die CSU eine hohe Bedeutung zu. Soweit Wettbewerbe auf Bundesebene oder Vorausscheidungen dazu in Bayern stattfinden, werden sie vom Staat gefördert. Gleiches gilt teilweise für bayerische Teilnehmer, die an Wettbewerben außerhalb Bayerns teilnehmen. Der Freistaat Bayern fördert bisher als einziges Land der Bundesrepublik das Manuskriptearchiv des Deutschen Tonkünstlerverbandes mit jährlich 12.000 Mark. Musik muß wie alle anderen Bereiche der Kultur seine gesellschafts- und kulturpolitisch wichtige Rolle behalten. Kulturförderung muß auch weiterhin eine öffentliche Aufgabe bleiben. Die F.D.P. unterstützt auch die freie Initiative außerhalb staatlicher und kommunaler Einrichtungen. Einrichtungen wie der Deutsche Musikrat müssen auch bei angespannter Haushaltslage in die Lage versetzt werden, ihre erfolgreiche Arbeit fortzuführen.
3. Welche Pläne haben Sie für die auswärtige Kulturpolitik? Wie soll das deutsche Musikleben im Ausland repräsentiert werden? Für die CDU ist Auswärtige Kulturpolitik ein integraler und gleichberechtigter Bestandteil deutscher Außenpolitik. Dies gilt insbesondere in Zeiten des sich verschärfenden Wettbewerbs auf den Weltmärkten. Kulturelle Ausstrahlung und Präsenz sind für den wirtschaftlichen Erfolg auf den Weltmärkten mehr denn je entscheidende Faktoren. Die CDU sieht die Auswärtige Kulturpolitik daher verstärkt in ihrer Verantwortung für die Sicherung des Standortes Deutschland.

Die Europäische Kommission hat im Mai dieses Jahres als Programmvorschlag das „Erste Rahmenprogramm der Europäischen Gemeinschaft zur Kulturförderung (2000 bis 2004)" vorgelegt. Die Bundesregierung nimmt zu den Vorschlägen der Kommission Stellung und bringt eigene Vorstellungen in die Beratungen ein. Bei der Erarbeitung der Position der Bundesregierung hat für die CDU die Beratung durch interessierte Dachverbände einen hohen Stellenwert.

Die CDU hat sich dafür eingesetzt, daß sich die Vertreter kultureller Einrichtungen und Verbände, die sich kulturpolitisch betätigen, jederzeit mit Anfragen,Vorschlägen und Eingaben an die Europäische Kommission, das Europäische Parlament oder die national zuständigen amtlichen Einrichtungen wenden können. Zu einem großen Teil sind diese Verbände bereits auf europäischer und internationaler Ebene organisiert.

Das deutsche Musikleben im Ausland wird durch Gastspielreisen von bayerischen Musiktheatern, Orchestern und sonstigen Ensembles im Ausland repräsentiert. So unternehmen die Bamberger Symphoniker, deren nicht gedeckte Kosten zu 48 Prozent vom Freistaat Bayern getragen werden, Konzertreisen in alle Welt. Zum dauerhaften Frieden gehört der Frieden der Kulturen. Deswegen fordert die F.D.P., daß der Kulturdialog fester Bestandteil der deutschen Außenpolitik sein muß. Internationale Dialogformen, wie beispielsweise das „Haus der Kulturen" in Berlin, müssen ausgebaut und gefördert werden. In Zeiten knapper öffentlicher Mittel und im Interesse einer aktiven Standortsicherung bedarf es in der Auswärtigen Kulturpolitik einer wachsenden Bereitschaft zum Sponsoring durch die Wirtschaft und eines modernen Stiftungsrechts, das auch auf das Ausland bezogene private Anstrengungen steuerlich erleichtert. Künstlerische und kulturelle Aktionen auf europäischer Ebene sollen zur Regel werden.
4. Welche Perspektiven ergeben sich hinsichtlich des weiteren Zusammenwachsens Europas in bildungskonzeptioneller und kultureller Hinsicht? Ziel des Zusammenwachsens in der Europäischen Union und darüber hinaus muß es nach Auffassung der CSU sein, Information und Austausch zu intensivieren und gleichzeitig die eigene kulturelle Identität zu wahren. Erforderlich ist eine Harmonisierung der derzeit noch unterschiedlichen Regelungen für den Handel mit Musikprodukten, für Steuern und Abgaben, für den Austausch von Künstlern und Veranstaltungen. Zum dauerhaften Frieden gehört der Frieden der Kulturen. Deswegen fordert die F.D.P., daß der Kulturdialog fester Bestandteil der deutschen Außenpolitik sein muß. Internationale Dialogformen, wie beispielsweise das „Haus der Kulturen" in Berlin, müssen ausgebaut und gefördert werden. In Zeiten knapper öffentlicher Mittel und im Interesse einer aktiven Standortsicherung bedarf es in der Auswärtigen Kulturpolitik einer wachsenden Bereitschaft zum Sponsoring durch die Wirtschaft und eines modernen Stiftungsrechts, das auch auf das Ausland bezogene private Anstrengungen steuerlich erleichtert. Künstlerische und kulturelle Aktionen auf europäischer Ebene sollen zur Regel werden.

 

  Bündnis 90 / Die Grünen PDS SPD
1. Welche Relevanz messen Sie dem jugendkulturellen Bereich zu? Wie sehen Ihre Förderungspläne hinsichtlich der Bundesakademien und der bundeszentralen Fachverbände mit ihren innovativen Angeboten an Weiterbildung und Begegnung aus? Der jugendkulturelle Bereich hat für die Bündnis 90/Die Grünen eine hohe Relevanz, und wir werden alles tun, um auch unter erschwerten finanziellen Rahmenbedingungen die Fortschreibung und Weiterentwicklung der Förderpläne für die Bundesakademien in Trossingen, Remscheid und Wolfenbüttel zu gewährleisten. Der Umgang mit modernen und „alten" Medien und die zur Auswahl zwischen den vielfältigen Kultur- und Unterhaltungsangeboten nötige Urteilskraft erfordern ein hohes Maß an Kompetenz und Bildung. Deshalb kann es aus unserer Sicht eigentlich keine Obergrenze für die Förderung von Kinder- und Jugendkulturarbeit geben. Wir halten es nicht für sinnvoll, uns als Partei mit konkreten Aktivitäten in die Belange von Kultur- und Bildungseinrichtungen einzumischen. Die PDS wird vielmehr auf politischer Ebene in Zusammenarbeit mit den kulturellen Fach- und Interessenverbänden ihre Kompetenz und ihren Einfluß geltend machen. Kulturelle Jugendbildung hat einen hohen Stellenwert in unserer Kinder- und Jugendpolitik. Die kulturelle Jugendbildung hat eine wesentliche Bedeutung für die Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen. Musizieren kann besonders bei jungen Menschen die personale und soziale Identitätsfindung fördern. Singen und Musizieren können die Verantwortung für ein gemeinschaftliches Zusammenwirken und damit die soziale Kompetenz fördern.Wir sehen gerade in der regionalen Kulturpolitik und in der Förderung soziokultureller Ansätze die Chance, Jugendlichen neue Horizonte der Freizeitgestaltung zu eröffnen und sie in vielfältiger Weise zur kulturellen Eigeninitiative zu motivieren. Ein wesentlicher Teil der Förderung kultureller Jugendbildung erfolgt durch den Kinder- und Jugendplan.
2. Für welche repräsentativen Maßnahmen werden Sie sich auf Bundesebene einsetzen, damit Musik in Deutschland ihre gesellschafts- und kulturpolitisch wichtige Rolle behält? In welcher Weise gedenken Sie Projekte weiterzufördern, wie sie zum Beispiel der Deutsche Musikrat durchführt? Um die bedeutende gesellschafts- und kulturpolitische Bedeutung der Musik in Deutschland zu erhalten, wollen wir die Kulturpartnerschaft zwischen der öffentlichen Hand und der Gesellschaft weiterentwickeln und insbesondere den Kontakt zu intermeditären Instanzen wie dem Deutschen Musikrat und den anderen Gremien suchen. Der weitere Ausbau der verschiedenen Bundesfonds im Bereich der Kultur wird als eine wichtige Aufgabe angesehen. Die PDS tritt dafür ein, daß die Förderung von Kunst und Kultur sowohl im Bund als auch auf Länderebene als Verfassungsauftrag festgeschrieben wird. Damit Musik in Deutschland ihre kulturpolitisch wichtige Rolle behält, steht die öffentliche Hand in der Pflicht, eine umfassende Kulturförderung zu gewährleisten. Eine SPD-geführte Bundesregierung wird erst nach dem erwähnten Kassensturz darüber entscheiden können, welche repräsentativen Maßnahmen sie weiter unterstützen beziehungsweise wo sie neue Schwerpunkte setzen wird. In jedem Falle muß der Deutsche Musikrat seine eminent wichtige Arbeit im Rahmen der innerstaatlichen, aber auch der auswärtigen Kulturpolitik weiter wahrnehmen können.
3. Welche Pläne haben Sie für die auswärtige Kulturpolitik? Wie soll das deutsche Musikleben im Ausland repräsentiert werden? Die auswärtige Kulturpolitik soll aus ihrer Funktionalisierung im Rahmen der Außenpolitik gelöst und in ihrer Eigenbedeutung gestärkt werden. Bündnis 90/Die Grünen treten für die Erhaltung der Goethe-Institute ein und haben in der Vergangenheit hier bereits engagiert Position bezogen. Auswärtige Kulturpolitik ist für die PDS ein wichtiger Baustein der internationalen Repräsentation Deutschlands. Unserer Ansicht nach krankt diese Repräsentation gegenwärtig zum einen daran, daß Kunst und Kultur im Inneren nicht hegemonial als Felder gesellschaftlicher Innovation, als Möglichkeiten von Experimenten zu gesellschaftlichen Problemlösungen begriffen werden, weshalb die äußere Repräsentation unter einem Übergewicht von „Tradition" und „Erbe" leidet, statt internationale Kommunikation über heutige Lebensweisen zu befördern. Auswärtige Kulturpolitik war und ist eine der zentralen Aufgaben deutscher Politik im Ausland – die dritte Säule der Außenpolitik. Seit den 70er Jahren besteht im deutschen Bundestag weitgehender Konsens in den Grundlagen der auswärtigen Kulturpolitik. Die Aufgaben der auswärtigen Kulturpolitik sind nach dem Wegfall des „Eisernen Vorhangs" und im Zeitalter der Globalisierung breiter geworden. Gleichzeitig hat die Bundesregierung ungeachtet der weiter gewachsenen neuen Herausforderungen die Mittel für die auswärtige Kulturpolitik kontinuierlich reduziert. Wenn sich diese Entwicklung weiter fortsetzt, wird das erreichte Niveau in der auswärtigen Kulturpolitik nicht mehr weiter zu halten sein.
4. Welche Perspektiven ergeben sich hinsichtlich des weiteren Zusammenwachsens Europas in bildungskonzeptioneller und kultureller Hinsicht? Bündnis 90/Die Grünen betreiben eine demokratische Kulturpolitik, die von der Überzeugung getragen ist, daß die kulturellen Bedürfnisse der verschiedenen Bevölkerungsgruppen und Nationalitäten in der Bundesrepublik Deutschland gleichberechtigt sind und gleichberechtigt nebeneinander bestehen sollen. Dabei geht es zugleich auch um die Gleichwertigkeit von traditionellen Kulturinstitutionen, neuen innovativen Kunstformen und freien soziokulturellen Projekten. Ein besonderer Augenmerk liegt hierbei auf der Begegnung der Kulturen, dem innergesellschaftlichen Kulturaustausch und dem interkulturellen Dialog sowie der verstärkten Förderung von Kunst und Kultur der in der Bundesrepublik Deutschland lebenden Migrantinnen und Migranten. Bündnis 90/Die Grünen plädieren entschieden für eine größere interkulturelle Aufgeschlossenheit und die Öffnung des kulturellen Arbeitsmarktes innerhalb von Europa. Die PDS spricht sich sehr dafür aus, daß ein reger Austausch von Künstlerinnen und Künstlern stattfindet. Sie wehrt sich allerdings dagegen, daß ausländische Künstlerinnen und Künstler, wie leider zu beobachten ist, als Billigarbeitskräfte mißbraucht werden. Wenn die PDS in Fraktionsstärke im Deutschen Bundestag, und wenn sie wieder im Europäischen Parlament vertreten sein wird, dann werden sich auch unsere Möglichkeiten der Einflußnahme auf europäische Kulturprogramme und deren öffentliche Beratung und Bekanntmachung verbessern. Die SPD-Bundestagsfraktion mißt der Kultur im Zuge der europäischen Einigung eine herausragende Bedeutung zu. Allerdings kann nur eine verbesserte Abstimmung und Koordinierung zwischen Bund und Ländern für eine ausreichende Interessenvertretung auf europäischer Ebene sorgen.

 

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