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1998
47. Jahrgang
Ausgabe 10
Oktober (Inhalt)

© nmz und
autoren 1998

  nmz - neue musikzeitung

CD

Seite 13

Autor:
Alfred Beuajean

 

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Absage an philharmonischen Klang

Zu John Eliot Gardiners Aufnahme der Schumann-Sinfonien

Robert Schumann: Complete Symphonies, Overture, Scherzo and Finale, Konzertstück for 4 Horns; Orchestre Révolutionaire et Romantique, Dirigent: John Eliot Gardiner / DG Archiv 457 591-2 (3 CDs)

Der Sinfoniker Schumann ist nie ganz vom mehr oder weniger lauten Vorwurf des Problematischen losgekommen. Gewiß wird heute niemand mehr die instrumentationstechnischen Retuschen, die einst Mahler und Weingartner für unabdingbar hielten, akzeptieren. Aber noch 1984 hielt Sinopoli es für notwendig, im Kommentar seiner Aufnahme der C-Dur Symphonie mit den Wiener Philharmonikern die Probleme, vor die das Werk den Interpreten stellt, als Niederschlag der sich ankündigenden Krankheit Schumanns festzumachen.

Und wenn man die neueste Einspielung dieser Zweiten Symphonie, kombiniert mit der Vierten in der Endfassung von 1851, unter Sir Neville Marriner mit seiner zum großen Sinfonieorchester aufgestockten Academy of St. Martin in the Fields hört, kann man sich angesichts dieses fülligschweren Klanges des Eindrucks nicht erwehren, Schumann sei in der Tat nicht immer ein genialer Instrumentator gewesen. Diesem Vorurteil rückt nunmehr John Eliot Gardiner zu Leibe. Sein Rezept zur Ehrenrettung Schumanns: mittelgroße Streicherbesetzung, die eine klare Präsenz der Bläser gewährleistet, Verwendung von Blasinstrumenten des frühen 19. Jahrhunderts, vor allem der Naturhörner, und anspringendes Musiziertemperament. Und daß der späte Schumann tatsächlich als Instrumentator irrte, zeigt Gardiners Gegenüberstellung der Erstfassung der Vierten Sinfonie mit der überarbeiteten Fassung von 1851, die heute fast ausschließlich gespielt wird. Daß die Frühfassung die aufregendere, klarere, schlankere ist, was übrigens schon Brahms wußte, wird nach Kenntnisnahme der beiden Fassungen ernstlich niemand mehr bestreiten wollen.

Und wie sich die Klangprobleme etwa des gefürchteten, weil ungemein dicht gearbeiteten Kopfsatzes der C-Dur-Sinfonie scheinbar von selbst lösen, wenn man auf die historische Besetzung des Leipziger Gewandhausorchesters von 1849 zurückgreift, auch das demonstriert Gardiner überzeugend. Entscheidend ist die konsequente Absage an den „philharmonischen“ Klang unserer modernen Großorchester, der seinen Ursprung in Wagner hat. Daß auch eine gewisse Zurückhaltung des Streicher-Vibrato zu diesem Konzept gehört, verwundert nicht. Dennoch klingen die espressiven Linien der langsamen Sätze keineswegs trocken.

Alles Bemühen um „Original“-Klang würde nichts helfen, stünde nicht ein Höchstmaß an Energie und Frische des Musizierens, verbunden mit offenkundiger Freude an virtuoser Perfektion, dahinter. Das gilt für die vier – beziehungsweise fünf – Sinfonien, das sicherlich schwächere Ouvertüre, Scher- zo und Finale sowie das Konzertstück für vier Hörner, das Gardiner vorsichtshalber nun doch auf Ventilinstrumenten blasen läßt. So ist denn die Produktion nicht nur eine überzeugende Ehrenrettung des Sinfonikers Robert Schumann, die eingefleischte Vorurteile wegwischt, sondern auch ein Hörvergnügen ganz besonderer Art. Nicht zuletzt auch deshalb, weil man endlich einmal das Gegeneinander der beiden Geigengruppen deutlich hört: sie sitzen, der alten Orchesterordnung entsprechend, einander gegenüber.

Alfred Beaujean

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