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1999
48. Jahrgang
Ausgabe 05
Mai (Inhalt)

© nmz und
autoren 1999

  nmz - neue musikzeitung

Rezensionen

Seite 17

Autorin:
Yvonne Drynda

 

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Kritisches und unabhängiges Denken

Vergessene Schüler Schönbergs in einer neueren Publikation

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Peter Gradenwitz: Arnold Schönberg und seine Meisterschüler – Berlin 1925-1933. Wien 1998, Zsolnay Verlag, 359 Seiten, 68 Mark

Mit dem Tod Ferrucio Busonis im Juli 1924 wurde ein Lehrauftrag für musikalische Komposition an der Preußischen Akademie der Künste frei und auf Empfehlung des damaligen Musikreferenten des Berliner Kultusministeriums Leo Kestenberg wurde dem umstrittenen Neutöner diese Position angeboten. Mit den Worten „Anerkennung tut wohl“ folgte Schönberg der Einladung und übersiedelte 1926 zum dritten und letzen Mal von Wien nach Berlin. Das Unterrichten stand für Schönberg zeitlebens im Mittelpunkt, doch neben Alban Berg, Anton Webern oder Hanns Eisler, hat Schönberg eigenen Angaben zufolge im Laufe seines Lebens mehr als 1.000 Schüler unterrichtet.

Der gebürtige Berliner Peter Gradenwitz, einstiger Kompositionsschüler Eislers, Herausgeber der ersten deutschsprachigen israelischen Musikgeschichte und langjähriger Freund Schönbergs, hat Leben und Wirken jener Schüler nachgespürt, die dessen Meisterklasse in den Jahren 1925 bis 1933 angehörten. Gradenwitz hat bislang unbekanntes Material aus öffentlichen Archiven, Nachlässen sowie Privatsammlungen zusammengetragen, und damit einen bislang kaum berücksichtigten Aspekt der Schönberg-Forschung aufgearbeitet.

Welchen Anforderungen hatten die Studenten aus verschiedenen Ländern gerecht zu werden, was verband sie und wie verlief ihre persönliche künstlerische Entwicklung? All diesen Fragen geht Gradenwitz in lebendig geschriebenen und biographisch konzipierten Kapiteln nach.

Aus der Perspektive der Schüler, meist anekdotenhaft verstreut, ist auch einiges über Schönbergs Unterrichtsmethode zu erfahren, die in erster Linie auf kritisches und unabhängiges Denken abzielte. Ferner wird ein Blick auf wichtige künstlerische und kompositorische Stationen des Meisters selbst geworfen, entstanden doch während dieser Zeit in Berlin unter anderem sein 3. Streichquartett op. 30, die beiden ersten Akte zu Moses und Aron sowie die Orchestervariationen op. 31, die 1928 unter der Leitung von Wilhelm Furtwängler mit den Berliner Philharmonikern uraufgeführt wurden. Die 25 Schülerbiographien interessieren hierbei weniger im Kontext der unmittelbaren Schönberg-Lehre, sondern vor dem Hintergrund des breit gefächerten Spektrums individueller Lebensläufe, die auch in die Unterhaltungsmusikbranche führen sowie in die Bereiche Film und Literatur. Einige Schüler, unter anderem der Dirigent und musikalische Leiter verschiedener Rundfunkanstalten Winfried Zillig oder der Monteverdi-Herausgeber und Dirigent Walter Goehr studierten bereits in Wien bei Schönberg. Zu den bis heute bedeutendsten Exponenten der Wiener Meisterschüler gehört Josef Rufer, von seinen Berliner Mitschülern auch liebevoll „Vertreter Schönbergs auf Erden“ genannt. Als genauer Kenner der Kompositionen und theoretischen Schriften des Zwölf-Töners hat sich Rufer zeitlebens um die Forschung und Vermittlung Schönbergscher Musik bemüht. Er will auch der erste gewesen sein, dem Schönberg im Juli 1921 bei einem sommerlichen Spaziergang seine Entdeckung der Zwölf-Tonmusik mitgeteilt hat.

Eher skuril mutet dagegen der künstlerische Werdegang des gebürtigen Spaniers Roberto Gerhard-Casells an, der seine Schwäche für Astrologie und Horoskope mit den Erfahrungen Schönbergscher Kontrapunktik in seinen eigenen Kompositionen verband und zu den wenigen Berliner Schönberg-Schülern zählt, die selbst ein Stück Kompositionsgeschichte geschrieben haben. So unterhaltsam sich ein Großteil der kursorisch skizzierten Viten liest, so sehr berührt zugleich die Darstellung einzelner Schicksale, die sich der Musik mit Anbruch des Nazi-Regimes nicht mehr hauptberuflich widmen konnten. Opfer dieser Schreckensherrschsft wurde auch Schönberg selbst, der im Mai 1933 seine dienstliche Tätigkeit von einem auf den anderen Tag beenden mußte, nachdem der Dirigent und damalige Präsident der Berliner Akademie der Künste Max von Schillings forderte, daß der jüdische Einfluß gebrochen werden müsse.

Ein Buch, das auch Schönberg Experten abseits musikästhetischer und -theoretischer Fragestellungen noch einige Details offenbaren könnte. Schließlich ist die Vielzahl seiner Schüler zugleich Garant für facettenreiche Blickwinkel auf Schönbergs Unterrichsmethode, die er nach eigenen Aussagen von seinen Schülern gelernt habe.

Yvonne Drynda

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