Nun, da der Müll sommerlicher Festivitäten aufgekehrt
und in den Depots kultureller Gedächtnisse entsorgt ist, da
jeder, der es nicht zu vermeiden wusste, ferne Länder bereist
oder sich in die Schlangen vor näher liegenden Länder-Pavillons
eingereiht hat, nun also ist es Zeit, sich wieder aufzumachen ins
kulturelle Dickicht der Städte.
Der Veranstaltungskalender ist prall gefüllt, das Opernensemble
probt seinen Verdi, die Plakate der internationalen Konzertreihe
prangen von den sanierten Fassaden: Pflück uns, pflück
uns, wir sind schon überreif!. Die kommunalen Volksvertreter
versammeln sich zum Ortstermin, Haushaltslöcher zu besichtigen.
Wer jetzt keine Stadthalle hat, baut sich keine mehr, wer jetzt
pleite ist, wird es lange bleiben. Eine Delegation der Partnerstadt
hat sich angekündigt, für die Woche darauf die NPD mit
einer Kundgebung. Das Verwaltungsgericht berät über eine
einstweilige Verfügung.
Volkshochschule und Kulturamt laden zum Literaturabend: Deconstructing
Harry Potter, anschließend Diskussion mit der renommierten
Anglistik-Professorin. Und da ist es wieder, dieses herbstliche
Gefühl nach Hause zu kommen, das uns einst der Schulanfang
bescherte. Auch in dieser Saison werden wir die wichtigen Termine
im Kalender pflichtschuldig eintragen, die seltenen Filme in Originalsprache
verpassen, werden auf den letzten Drücker durch sensationelle
Wanderausstellungen eilen und neidisch auf die Hauptstädter
blicken, die ihre drei Opernhäuser regelmäßig nicht
besuchen.