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nmz-archiv
nmz 2000/11 | Seite 4
49. Jahrgang | November
Cluster
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Verbleit
Christoph Daum wird nicht neuer Trainer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft.
(Bitte lesen Sie weiter, Sie sind hier richtig.) In einer vor wenigen
Wochen spektakulär unter staatlich geprüften Augen entnommenen
Haarprobe haben Kölner Gerichtsmediziner Rückstände
von Koks oder einer anderen bewusstseinserweiternden Droge, also
unerlaubten Substanz, also Dopingmittel (?) gefunden.
Der
selbsterklärte Saubermann Daum konnte angesichts des völlig
überraschenden Ergebnisses natürlich nicht hinter seinem
Wort zurückstehen und räumte gleich mehrere Stühle:
den des designierten Bundestrainers und den des Bayer-Leverkusen-Trainers
(den übrigens Rudi Völler besetzen wird). Das liegt im
Ruhrgebiet und vielleicht haben sich der dortigen schlechten Luft
wegen gewisse Rückstände im Kopf und dessen Auswüchsen
angesammelt. Wahrscheinlich aber nicht.
Daum und Beethoven
Christoph Daum kann sich jedoch trösten. Er ist nicht der
erste, dem mit analytischen Methoden auf den Kopf (in diesem Fall
Gott sei Dank nicht hinein) geschaut wird. Einer seiner berühmtesten
Vorgänger ist wohl Ludwig van Beethoven, in dessen Haaren kürzlich
Bleirückstände (aus den alten Wiener Wasserleitungen)
entdeckt wurden. Dass es sich um die selben Pathologen handelt und
dass die Haarproben vertauscht wurden, muss in das Reich der Spekulation
verwiesen werden. Dadurch wird aber Beethovens Taubheit erklärt,
die im Alter von ungefähr 30 Jahren einsetzte, und sein angeblich
nicht so schöner Tod. Kein Geheimnis ist indes, dass Beethoven
wie Daum gerne mal ein Gläschen mehr getrunken
hat. Überliefert sind Beethovens letzte Worte: Ach, zu
spät... angesichts des nahen Todes und des nahenden Weines.
Der wurde durch seinen Verleger Breitkopf geliefert, Daums Versorger
sind wohlweislich unbekannt. Auf dessen letzte Worte
werden wir jedoch noch warten müssen, denn im Vergleich zu
Beethoven hat er Glück gehabt. Er lebt nämlich noch.