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nmz-archiv
nmz 2000/11 | Seite 39
49. Jahrgang | November
Musik-Termine
Uraufführungen - Musik-Termine
Zwischen Hecheln und Hinken
Es gibt Künstlerfiguren, deren neue Werke beim Publikum ein
überdurchschnittliches Interesse, eine besonders große
Neugier wecken. Zum (einen) Beispiel György Ligeti:
Er ist längst zur Ikone der letzten hundert Jahre Musikgeschichte
geworden, und nimmt sich in seinen späten Jahren das gute Recht
heraus, sich mit Neuem sehr viel Zeit zu lassen. Von einem dritten
Streichquartett ist schon länger die Rede, jüngst auch
von einem Hornkonzert, und man wünscht sich natürlich
sehr, beides bald zu erleben. Über das Stadium der Vorfreude
hinaus gelangt man nun am 10.11. im Arsenal in Metz: Dort erlebt
Ligetis Sippal, Dobbal, Nádimegedüvel nach
Texten von Sándor Weöres für Mezzosopran und vier
Schlagzeuger seine Uraufführung.
Zum (anderen) Beispiel Adriana Hölszky: Kaum jemand,
der in steter Regelmäßigkeit mit neuen Musiktheaterwerken
so große Erfolge feiern konnte wie sie. Entsprechend gespannt
ist man auf den 17. November 2000, wenn am Stuttgarter Opernhaus
des Jahres Hölszkys neue Oper in 13 Bildern Premiere
hat: Giuseppe e Sylvia dito Verdi und Plath:
Komponist und Autorin treffen hier vor dem Hintergrund eines irrealen
Filmdrehs mit Toten aufeinander. Wie gewohnt fernab von aller
Literaturoper gestaltet Hölszky nach eigener Auskunft auch
in Giu-seppe e Sylvia verschachtelte musiktheatralische
Räume, bevorzugt mittels filmischer Techniken.
Es gibt neben jenen Erfolgreichen aber auch solche Figuren, deren
(sämtliche!) Novitäten niemals so richtig angekommen sind
im öffentlichen Bewußtsein, und zwar ganz und gar unverdient.
Hier hinkt das Interesse und die Neugier sozusagen um Jahrzehnte
hinterher. Im Falle des Berliners/New Yorkers Stefan Wolpe
(19021972) ist das die noch andauernde (!) Folge diktatorischer
Gewalt. Fluchtartig musste er 1933 Deutschland verlassen. Auf seiner
Odyssee durch halb Europa suchte er im Herbst 1933 Anton Webern
in Wien auf, möglicherweise um mit dessen Unterricht im Kompositorischen
den Halt zu finden, den er sonst entbehren musste. So wandte sich
der zwischenzeitlich zum Agitprop-Musiker gewandelte Wolpe wieder
verstärkt der Kunstmusik zu, setzte sich stark mit J.S. Bach
auseinander und komponierte mehrere Passacaglien, wie etwa in der
zweiten der Zwei Studien für großes Orchester, die er
sozusagen als Hausaufgabe für zwei Violinen und Klavier arrangierte.
Uraufgeführt werden diese Studien erst heute, nämlich
am 17.11. während des viertägigen Stefan Wolpe Festivals
& Symposiums in Freiburg. Damit ist wieder einer der inzwischen
vielen kleinen Schritte unternommen, um diesem Komponisten hier
zu Lande angemessene Anerkennung zu verschaffen.
Michael Zwenzner
Weitere Uraufführungen/Termine
3.11.:
Tomas Marco: (S)otto voce(i) für Vokalensemble; Franco
Oppo: Tetrafonie für 12 Stimmen, Musik der Jahrhunderte, Stuttgart
04.11.:
Liza Lim: Spirit weapons für Bass- und Kontrabassklarinette,
3 Schlagzeuger und Violoncello, Paris
7.11.:
Mauricio Kagel: Entführung im Konzertsaal. Musikalischer
Bericht eines Vorfalls für Tenor, gem. Chor und Instrumente,
Concertgebouw Amsterdam
7.11.:
Caroline Wilkins: Soundings in Fathoms für Kammerensemble,
Düsseldorf
8.11.:
Beat Furrer: Neues Werk für Stimme und Flöte, Klangspuren
München
8.11.:
Salvatore Sciarrino: Il clima dopo Harry Partch für
Klavier und Orchester, Festival dAutomne Paris, Bamberger
Symphoniker
10.11.:
John Casken: Gods Liar, Oper, Théâtre
Royal de la Monnaie Brüssel
11.11.:
Gerhard Schedl: a due für Violine und Violoncello,
Wien
11.11.:
Juliane Klein: Keineß für Stimme und Ensemble,
Berlin
11.11.:
Johannes S. Sistermanns: basalte/environment son plastic
für Basalt-Steine, Tonband, blaue Pigmente und dunklen Raum,
Festival rendez-vous musique nouvelle, Forbach
12.11.:
Matthias Pintscher: vers quelque part... facon de
partir. Version für Frauenstimmen a cappella; Wien modern
12.11.:
Dieter Schnebel: Kanonische Veränderungen über
Vom Himmel hoch für gemischten Chor, Wien Modern
18.11.:
Alois Bröder: Sept Variations für Orchester, Kammerphilharmonie
Merck, Darmstadt
19.11.2000:
Berthold Hummel: Veni Creator Spiritus für Bariton und
Orgel, München
19.11.:
Jörg Herchet: kantate zum letzten sonntag im kirchenjahr
für gemischten Chor, Dresden
23.26.11.:
Bludenzer Tage zeitgemäßer Musik: Neue Werke für
Viola damore von A. Cassidy, G. Eckert, K. Omura, K. Essl,
G. Knox und G.F. Haas, neue Ensemblewerke von Franck Christoph Yeznikian,
Alain Bancquart und Klaus Lang
29.11.12.:
Festival Klang-Aktionen mit Uraufführungen von Erwin
Stache, Dror Feiler, Dieter Schnebel, Christian Wolff und Peter
Manfred Wolf, München
30.11.2000:
Krzysztof Penderecki: Concerto per tre für 3 Violoncelli
und Orchester, Tokio