[an error occurred while processing this directive]
nmz-archiv
nmz 2000/11 | Seite 15
49. Jahrgang | November
Kulturpolitik
Bekenntnis zum musikalischen Bildungsauftrag
10 Jahre Sächsischer Musikrat: eine Diskussion zur Musikschulförderung
Welch prägenden Einfluss musikalische Bildung auf die nachwachsende
Generation hat, muss hier nicht erläutert werden. Der Sächsische
Musikrat e.V., der am 6. Oktober auf zehn Jahre erfolgreiche Arbeit
zurückblicken konnte, ist sich der Rolle der Musikschulen längst
bewusst.
Sin zehnter Geburtstag war ihm nicht nur Anlass zu feiern, sondern
auch mit Politikern zu diskutieren. Entgegen den Gepflogenheiten
seines übergeordneten Gremiums, des Deutschen Musikrates, legt
er die Probleme seiner Mitgliedsverbände auf den Tisch und
macht sie öffentlich. Am 14. Oktober fanden sich im Block-Haus
Dresden in den Vormittagsstunden vier Vertreter des sächsischen
Landtages ein, um sich den aktuellen Fragen eines besonders prekäres
Thema zu stellen, nämlich der Förderung von Musikschulen
im Freistaat Sachsen.
Vorausgegangen war die Vorstellung des Staatsministeriums für
Finanzen, die Musikschulen aus dem Förderbereich des Sächsischen
Staatsministeriums für Kultur herauszulösen und an die
Kulturräume, sprich Landkreise und Kommunen, anzubinden. Darüber
hinaus soll eine Streichung der Fördermittel um 12 Millionen
Mark vorgenommen werden. Es ist nur verständlich, dass die
Elternvertretung und der VdM, Landesverband Sachsen, mit Protest
auf derartige Pläne reagieren. Immerhin hat die bisherige zehnjährige
Förderung ein dichtes Musikschulnetz von 34 Musikschulen mit
zirca 39.000 Schülern stabilisiert und eine zusätzliche
Begabtenförderung ermöglicht. Musikpädagogen mit
Hochschulabschluss sichern die qualitativ hochwertige Ausbildung
der Musikschüler von den ersten Schritten bis zur Hochschulreife.
Sollte sich der Freistaat jetzt aus seiner Verantwortung zurückziehen,
und die Kommunen mit der hundertprozentigen Finanzierung der Musikschulen
belasten, sind die Konsequenzen leicht denkbar. Sachsen würde
den Einfluss auf eine wichtige Bildungseinrichtung aufgeben, Weiterbildungsprogramme
und Fachberatungen würden wegfallen, genauso wie die Begabtenförderung.
Immerhin hat sich der Freistaat die fachliche Begleitung bisher
220.000 Mark und die Begabtenförderung 240.000 Mark pro Jahr
kosten lassen.
Da das sächsische Kulturraumgesetz nur noch bis zum Jahr
2004 existiert und dann neu formuliert werden muss, fürchtet
der VdM, Landesverband Sachsen, um die künftige Existenz seiner
Musikschulen. Sie sollen praktisch in einen luftleeren Raum mit
ungewisser Zukunft geschickt werden.
Zu dieser Problematik sollten Robert Clemen (MdL, CDU), Friedbert
Groß (Sächsischer Staatsminister für Kultus a.D.,
CDU), Dr. Karl-Heinz Kunckel (MdL, SPD) und Gunild Lattmann-Kretschmer
(MdL, PDS) Stellung beziehen. Vier Standpunkte wurden erläutert
und am Ende musste man feststellen, dass alle eine ähnliche
Meinung vertraten: Musikschulen sollen weiter vom Staatsministerium
für Kultus gefördert werden, alle vier Mitglieder des
Landtages wollen sich dafür einsetzen. So hatte es Ingo Zimmermann,
Präsident des Sächsischen Musikrates, als Diskussionsführer
nicht schwer, ein Fazit zu ziehen. Die interessierten Zuhörer
wurden damit entlassen, dass keiner der Diskussionsteilnehmer so
recht glaube, das Finanzministerium könne seine Vorstellungen
im Sächsischen Landtag durchsetzen. Schade war nur, dass von
dieser Behörde kein Vertreter am Podium teilnahm.
Trotz Einmütigkeit, allseits lobender Worte und Grußadressen
für den Sächsischen Musikrat sind solche Diskussionen
notwendig und wichtig. Sind doch Probleme wie Rechtsradikalismus
unter Jugendlichen gerade in den letzten Jahren unter den Tisch
gekehrt und damit tot geschwiegen worden. So weit soll es beim Thema
musikalische Bildung nicht kommen.