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nmz-archiv
nmz 2000/11 | Seite 27
49. Jahrgang | November
Noten
Kantaten zur Gemüths-Ergötzung
Interessantes und originelles Werk von Reinhard Keiser erschienen
Reinhard
Keiser: Der glückliche Fischer. Kantate für Sopran, zwei
Violinen und Basso continuo, hg. v. Thomas Ihlenfeldt, Deutscher
Verlag für Musik, DVfM 9527, Leipzig 2000.
Reinhard Keiser erhielt seine erste musikalische Ausbildung als
Thomaner unter Kantor Johann Schelle. Seine Karriere gipfelte in
Hamburg, wo Keiser 1697 Kapellmeister der Oper am Gänsemarkt
wurde. Von 1723 an arbeitete er dort mit G.Ph. Telemann zusammen
und wurde, als Nachfolger von J. Mattheson, auch Domkapellmeister.
Keisers Kantate Der glückliche Fischer für
Sopran (Umfang: ca), zwei Violinen und Basso
continuo ist die erste von sieben Kantaten aus der Sammlung Gemüths-Ergötzung
von 1689. Obwohl hauptsächlich als Opernkomponist mit einem
sehr großen uvre eingeschätzt, hat Keiser doch
auch gerade die Gattung der weltlichen Solokantate entscheidend
weiterentwickelt, und zwar durch verstärkte Dramatisierung
derselben, also durch die Einbeziehung opernhafter Elemente nach
italienischem Vorbild. Damit erreichte er eine stärkere Annäherung
der Musik an den Text, der bei der Kantate Der glückliche
Fischer von Keisers Hamburger Kollegen, dem Opernlibrettisten
Christian Heinrich Postel (16851705) stammt. Wie bei allen
sieben Kantaten der Sammlung spielt die Handlung in Arkadien, dem
Land der Idylle. Hier trifft die liebliche Melisse auf
Schäfer, Gärtner und auf einen Fischer, in den sie sich
schließlich verliebt. Dieses sehr inte-ressante und originelle
Werk wurde im Herbst 1999 von Thomas Ihlenfeldt (Bremen) beim Deutschen
Verlag für Musik Leipzig herausgegeben.
Die Ausgabe besticht durch ihre sorgfältige praxisbezogene
Ausführung mit einem informativen Vorwort.
Für den Sopran stellt die Kantate ein kleines Bravourstück
dar; sie enthält einige anspruchsvolle Koloraturen und Triller.
Faszinierend, wie Keisers Instrumentierung mit zwei Violinen und
Basso continuo so viel Farbigkeit, Abwechslung und opernhafte Dramatik
erzeugen kann: Nur mit B.c. begleitete Rezitative wechseln mit von
einer Solo-Violine oder zwei polyphon geführten Violinstimmen
begleiteten Sopranarien; dazwischen ein fugiertes Ritornell.