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nmz-archiv
nmz 2000/12 | Seite 55
49. Jahrgang | Dez./Jan.
Das aktuelle Musikbuch
& neue Noten
Dichte und reibungsintensive Harmonik
Vokale Kammermusik für Gesang und ein Instrument
Miguel
Kertsman: PriCantiga de Ninar (Do Nenê) (Babys Goodnight
Song) (1999). Für Stimme (Mezzosopran) und Gitarre. Spectrum
Universal Edition, UE 70020.
Der dreieinhalb Minuten lange Song ist die Einzelausgabe zu einer
1999 bei Sony erschienen CD mit internationalen Wiegenliedern, gesungen
von der österreichischen Mezzosopranistin Angelika Kirchschlager:
ein modernes spanisches Wiegenlied im folkloristischen Stil mit
Konzertgitarre begleitet.
Technisch bietet es bezüglich der Gesangsstimme keine unüberwindbaren
Schwierigkeiten und kann als mittelschwer bezeichnet werden. Wegen
der populären Besetzung eignet es sich gut zur breiten Verwendung.
Heinz
M. Lonquich: De spiritu sancto (1994). Sequentia verbis Sanctae
Hildegaris. Für Mezzosopran und Bratsche, Spielpartitur, Edition
Dohr, E.D. 94144.
Der 1937 geborene und in Köln lebende Komponist brachte das
Werk 1994 heraus. Obwohl es sich um eine zeitgenössische Komposition
handelt, besteht die Vokallinie aus überwiegend überschaubaren
und in sich nachvollziehbaren Intervallen ohne weit entfernte Tonschritte.
Schwieriger gestaltet sich dagegen der Rhythmus, der sich an manchen
Stellen sehr anspruchsvoll darstellt. Dieses wird aber durch eine
relativ großzügige übersichtliche Notation vereinfacht.
Die Bratschenstimme kann aufgrund der vielen Doppelgriffe und den
zudem komplizierten Rhythmen als schwer bezeichnet werden. Trotzdem
bietet das Stück durch seinen liturgischen Charakter eine reizvolle
Alternative für diese Besetzung.
Peter
Bares: Credo, op. 1969a (1996). Für Bariton, gemischten
Chor und Orgel, Edition Dohr, E.D. 96334.
Das Credo ergänzt die 1994 ebenfalls beim Dohr Verlag erschienene
Messe opus 1969. Die Chorstimme erscheint fast clusterartig an manchen
Stellen mit sehr dichter, reibungsintensiver Harmonik. Die mit dem
Chor im Wechsel singende, liturgisch gehaltene Solobaritonstimme
ist ungünstigerweise im Violinschlüssel notiert. Etwas
unübersichtlich ist auch die auf lediglich zwei Systeme verteilte
Chorpartitur im vorliegenden Klavierauszug. Interessant, dass es
keinerlei dynamische Bezeichnungen gibt. Diese werden laut Hinweis
auf der Umschlagseite völlig dem Leiter der Aufführung
überlassen.
Gottfried
von Einem: Prinzessin Traurigkeit oder Ein Känguruh im
Schnee, op. 100 (1992), Texte von Lotte Ingrisch. Duette in allen
Farben für Mezzosopran, Bariton und Klavier. Doblinger 08675.
Bei dem Liederzyklus handelt es sich um eine Auftragskomposition
der Gesellschaft der Musikfreunde Wien, die im Februar 1996, fünf
Monate nach von Einems Tod, in Wien uraufgeführt wurde. Das
Werk umfasst sieben vorwiegend atonal gehaltene Duette mit teils
heiteren, teils ernsten Texten von Lotte Ingrisch, der Lebensgefährtin
von Einems.
Die Stücke illustrieren den Reigen einer Liebesbeziehung vom
Sich-begegnen bis zur Trennung und schließlichen Einsamkeit.
Der Unterhaltungswert ist sicher relativ hoch, aber wegen der recht
anspruchsvollen Harmonik eignet sich der Zyklus zur Aufführung
vorwiegend nur zum professionsmäßigem Gebrauch. Das Erscheinungsbild
ist sehr übersichtlich, die Aufführungsdauer beträgt
um die 24 Minuten.