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nmz-archiv
nmz 2000/12 | Seite 29
49. Jahrgang | Dez./Jan.
Jeunesses
Musicales Deutschland
Neue Impulse und Ideen für den Alltag
Erste Jugendtagung von Jeunesses Musicales in Weikersheim
Vom 23. bis zum 25. Juni 2000 gab es eine Premiere der besonderen
Art in Weikersheim: zum ersten Mal fanden in diesem kleinen Ort
im schönen Taubertal die Weikersheimer Variationen,
die erste Jugendtagung der Jeunesses Musicales Deutschland, statt.
Das Organisationsteam (Christian Becker, Verena Berndt, Evelyn Böhme,
Friederike Engelhardt, Sönke Lentz, Klaus Mader und Beate Prüfert)
hatte zu diesen 1. Weikersheimer Variationen musikbegeisterte
junge Menschen zwischen 14 und 27 Jahren aller Könnensstufen
eingeladen: vom Anfänger bis hin zum Halbprofi.
Thema an diesem Wochenende war Musik in allen Variationen: Unter
anderem Musizieren im Orchester oder im Kammermusikensemble. Außerdem
wurden den Tagungsteilnehmer/-innen Workshops zu ganz verschiedenen
Themen angeboten: Improvisation, Live-Elektronik, Dirigieren, Orchesterorganisation,
Verbandsarbeit und Gestaltung einer Orchester-Homepage. Obwohl in
den Wochen zuvor die Anmeldungen nur zögerlich eingetroffen
waren, konnte das Organisationsteam dann am Freitag, den 23. Juni
aber doch zirka 40 Teilnehmer/-innen in der musikalischen Bildungsstätte
Schloss Weikersheim willkommen heißen. Nach einer kurzen Begrüßung
durch den Tagungsleiter, Sönke Lentz, und durch den Generalsekretär
der Jeunesses Musicales Deutschland, Thomas Rietschel, packten alle
ihre Instrumente und Martin Lentz seinen Dirigierstab aus. Mit einer
originellen Orchesterbesetzung teilweise mit Gitarre und
Klavier wurden die Highlights der populären Klassik
gespielt: vom Dschungelbuch und anderen Filmmusiken über Wiener
Walzer bis hin zu den Ungarischen Tänzen von Brahms. Im Anschluß
an diese etwas andere Orchesterprobe hatten die Teilnehmer/-innen
bei einer Grillparty im Schloßgarten viel Zeit zum gegenseitigen
Kennenlernen. Beim Frühstück am nächsten Morgen sah
man manchen Gesichtern noch die Kürze der Nacht an; aber schon
wenig später waren alle wieder fit und motiviert, um in die
erste Workshop-Session zu starten. Hier gab es die Qual der Wahl,
für welche drei der fünf angebotenen Workshops man sich
entscheiden sollte: für Improvisation mit Klaus
Holsten, Internet bei Martin Urban, Jeunesses
ab jetzt mit Claudia Klemkow-Lubda und Georg Kindt, Live-Elektronik
mit Helmut W. Erdmann oder Dirigieren bei Klaus Mader.Nach
kurzen Einführungen in ihre Themen durch die Dozenten ging
es an die Arbeit. Bei Klaus Holsten wurden die verschiedenen Möglichkeiten
der Improvisation zunächst mit Rhythmus-Instrumenten und dann
auch mit den eigenen Instrumenten ausprobiert. Martin Urban präsentierte
in seinem Workshop verschiedene Internetseiten von Orchestern und
Musikverbänden und zeigte, wie man eine Homepage für ein
Orchester erstellen kann. Im Workshop Jeunesses ab jetzt
diskutierten die Teilnehmer/-innen Möglichkeiten, wie die Informationen
der Jeunesses Musicales gezielter an jugendliche Musiker/-innen
weitergegeben werden könnten mit Erfolg, wie wir feststellten,
denn noch während der Tagung wurde ein System ausgearbeitet,
über das schon jetzt viele Musiker/-innen mit den neuesten
Informationen versorgt werden. Außerdem wurden noch Probleme
und Problemlösungen in den Orchestern der Tagungsteilnehmer/-innen
diskutiert. Helmut W. Erdmann führte in seinem Workshop vor,
wie man den Klang der Instrumente und der Stimme elektronisch verändern
kann. In Klaus Maders Dirigierworkshop wurde zwar kein zweiter Ricardo
Muti entdeckt; die Teilnehmer/-innen lernten aber immerhin so viel,
dass sie einen Teil der Orchesterprobe am Abend übernehmen
konnten. Aber zunächst zum Nachmittagsprogramm: Die Tagungsteilnehmer/-innen
diskutierten mit Martin Lentz über unterschiedliche Formen
der Neuen Musik und warum sie in vielen Orchestern nicht
oder nur selten gespielt wird.
Die abendliche Orchesterprobe begann mit der 1. Sinfonie von Ludwig
van Beethoven. Einige mutige Teilnehmer/-innen des Dirigierworkshops
entrissen Klaus Mader die Orchesterleitung und dirigierten
jeweils einen Teil des ersten Satzes der Sinfonie. Die Probe endete
mit der Pariser Sinfonie von Wolfgang Amadeus Mozart. Für die
weitere Abendgestaltung gab es zwei Möglichkeiten: die einen
spielten Kammermusik bis Mitternacht, die anderen entdeckten ihr
Talent beim Billardspielen im Jeunesses-Keller. Am Sonntagmorgen
besuchte jeder noch einmal einen Workshop seiner Wahl, bevor es
ans gemeinsame Aufräumen ging. Nach dem Mittagessen hieß
es Abschied nehmen, einen der wenigen Züge in Weikersheim erreichen
und auf die 2. Weikersheimer Variationen warten.
Die Teilnehmer/-innen nahmen viele neue Ideen mit nach Hause: Einige
werden in Zukunft mehr improvisieren, andere wissen nun, wie sie
elektronische Effekte einsetzen können und viele haben beschlossen,
ihre Ideen auch im organisatorischen Bereich ihres Orchesters zu
verwirklichen.
Nach dieser erfolgreichen Premiere hat das Organisationsteam bereits
mit der Planung der zweiten Jugendtagung begonnen. Sie wird vom
16. bis 18. Februar 2001 in Weikersheim stattfinden. Auf dem Programm
für die 2. Weikersheimer Variationen stehen Kammermusik
mit Improvisation, Anti-Lampenfieber-Hilfe und vieles mehr.