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nmz-archiv
nmz 2000/12 | Seite 41
49. Jahrgang | Dez./Jan.
Jazz,
Rock, Pop
Hits & Clips
kommentiert von Stefan Raulf
SADE: By Your Side (Epic/Sony)
Nach achtjähriger Pause scheint die Stimme von Sade einerseits
sehr vertraut, andererseits recht fremd neben all den Black
Voices des Jahres 2000. Dort herrscht weibliches Selbstbewusstsein,
von halbwegs intelligent bis verlogen gestelzt. Aber Sade säuselt
wieder: You think Id leave your side, baby. You know
me better than that. Was natürlich auch ein Gruß
an die Fans der Soft-Soul-Diva ist. Die Produktion setzt dabei ganz
auf ihre Stimme, sparsam füllen im Bridge-Teil wenige Keyboard-
und Bläserklänge den Basissound aus Synthidrums, Bass
und akustischer Gitarre. Kein Tönchen verlässt den Rahmen
des Klangdesigns, das dem Primat der gepflegten Langeweile verpflichtet
ist. Und im Video vertrödelt Sade selbst ihre Zeit ebenso gepflegt,
in einem künstlichen Wald- und Wiesensetting. Da würde
es nicht wundern, wenn hinter dem nächsten Baum der Nikolaus
schläft. Mal sehen, ob diese Anbiederung an die Jahreszeit
klappt.
SÖHNE MANNHEIMS:
Geh davon aus
(Söhne Mann/Universal)
Die Söhne Mannheims sind vornehmlich ein Live-Kollektiv aus
bis zu 17 Musikern. Und die sollten sowohl im Video zu sehen als
auch im Song möglichst alle zu hören sein. Was am Ende
ziemlich strukturlos und beliebig wirkt, wenn Streicher- und Chor-Background,
Scratches und satte Rock-E-Gitarren sich gegenseitig die Luft nehmen.
Vermutlich wäre der Track nie so hoch in die Charts eingestiegen,
hätte nicht der Rechtsstreit zwischen dem berühmtesten
Sohn, Xavier Naidoo, und seinem ehemaligen Kollegen, Chef und Freund
Moses P. für zusätzliche Publicitiy gesorgt. Dazu kommt,
dass Naidoo gute Karten bei seinen Fans hat und diese verschleppte
Bombast-Soulnummer genügend der von ihm erwarteten akustischen
Wärme- und Streicheleinheiten liefert: Halt mich nur
warm damit ich nicht frier. Musik wie ein alter Wollpullover:
nicht besonders hip, aber zweckmäßig.