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nmz-archiv
nmz 2001/03 | Seite 21
50. Jahrgang | März
Internet
Webwatch
IUMA vor dem Aus
Eine der ältesten Musikseiten im Internet schränkt ihren
Betrieb erheblich ein: IUMA.com (Internet
Undergound Music Achive). Das IUMA war 1993 von Studenten der
Universität in Santa Cruz gegründet worden, um eigene
und die Musik befreundeter Bands zu verbreiten. 1999 wurde dann
dieses Unternehmen von EMusic dem Konkurrenten von MP3.com
und Napster aufgekauft. EMusic (http://www.emusic.com)
kam Anfang dieses Jahres in die Schlagzeilen, weil es ein Drittel
seiner Mitarbeiter entlassen hat. EMusic gestattet gegen eine monatliche
Abonnementgebühr von 10 Dollar den Download von zirka 150.000
Songs und hatte im Januar 3.000 Abonnenten.
Napster und die Folgen
Tauschbörsen wie Napster oder Gnutella verletzen nicht
das Urheberrecht, meint der Jurist Till Kreutzer im Online-Journal
Telepolis (http://www.telepolis.de/deutsch/inhalt/te/4857/1.html)
und schreibt dort über den Mythos von der Rechtswidrigkeit
von Filesharing-Systemen nach dem deutschen Urheberrecht.
Er kommt nach einer langen Deutung der Urheberrechtsrichtlinien
zu folgender bedenkenswerten Schlussfolgerung:
Filesharing ist also erlaubt, aber nicht umsonst. Dass
viele Nutzer die Kostenpflichtigkeit weder einsehen noch akzeptieren
wollen und sich angesichts eines geringen Entgelts von 5 Dollar
wie von Napster und Bertelsmann geplant, empört abwenden,
ist mir unverständlich. Sicherlich wird hierin der Unmut
gegenüber der jahrelangen Bevormundung der Nutzer durch die
Industrie deutlich, der man sich mit einem Wechsel zu Gnutella
ohne weiteres entziehen kann.
Man sollte allerdings bedenken, dass Musik nicht gleich Musikindustrie
ist. Vielmehr wird die Musik von den Komponisten, Textern und
Musikern gemacht, die nicht alle kostenlos arbeiten und nebenher
Taxi fahren wollen und können. Wenn immer mehr Nutzer nichts
mehr zahlen, werden eben auch immer mehr Musiker nicht mehr von
und damit auch nicht für die Musik leben können. Jeder,
der meint, dass kostenpflichtige Musikangebote und allgemein geistiges
Eigentum Diebstahl an der Allgemeinheit bedeuten oder Ähnliches
und sich entsprechend verhält, gießt damit nur Öl
auf das Feuer der Filesharing-Gegner und schürt das von dort
gestreute Vorurteil, nach dem Napster und Gnutella, Freenet und
Mojonation et cetera nichts als Tummelplätze für Piraten
und sonstige Kriminelle sind.
Die Thesen von Kreutzer sind nicht unwidersprochen geblieben. Eine
Entgegnung von Thomas Braun aus dem Referat Urheberrecht der IFPI
im Rahmen des Symposions Napster und die Folgen an der
Hochschule für Grafik und Kunst (Leipzig) ist nachzulesen unter:
http://www.hgb-leipzig.de/~vgrass/semi-napster/braun-thesen.html