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nmz-archiv
nmz 2001/03 | Seite 33
50. Jahrgang | März
Jugend
musiziert
Jugend musiziert zum Nutzen der Europäer
Zur Verleihung des Ulla-Aue-Preises an Robert Bär, Deutsche
Schule Helsinki
Jugend musiziert das ist nicht nur die erfolgreichste
Maßnahme zur Förderung musikalischen Nachwuchses in der
Bundesrepublik, Jugend musiziert ist ein zukunftsweisendes
Netzwerk. Von Jahr zu Jahr feiner gesponnen, weil engagierte Musik-Pädagogen
in ganz Europa daran mitarbeiten.
Mit der Verleihung des Ulla-Aue-Jugendpreises der Aue-Stiftung
Helsinki im vergangenen November an Robert Bär, Lehrer an der
Deutschen Schule in Helsinki, wurde einmal mehr deutlich, dass großes
Engagement Großes bewirken kann.
Die Auszeichnung fand in Anwesenheit der Schirmherrin, Bundesjustizministerin
Prof. Dr. Herta Däubler-Gmelin, des finnischen Justizministers
Johannes Koskinen und zahlreicher weiterer in- und ausländischer
Persönlichkeiten aus Kultur, Politik und Wirtschaft statt.
Seit 1990 unterrichtet Robert Bär an der Deutschen Schule in
Helsinki, einer vor 120 Jahren gegründeten Institution mit
momentan 540 Schülern. Der 36-jährige Fachbereichsleiter
für den Deutschunterricht ließ sich 1997 vom Bundesgeschäftsführer
Hans Peter Pairott für die Idee Jugend musiziert
begeistern. Zu diesem Zeitpunkt engagierten sich im östlichen
und westlichen Mittelmeerraum bereits 18 Deutsche Schulen bei Jugend
musiziert. Man wollte mit der Gründung von Jugend
musiziert-Zentren im Ausland den dort lebenden deutschen Jugendlichen
die Möglichkeit geben, ohne großen Aufwand am Wettbewerb
teilzunehmen.
In besonderem Maße verfolgt die Deutsche Schule in Helsinki
das Ziel, den Austausch finnischer und deutscher Bildungs- und Lerninhalte
innerhalb des Schülerverbandes zu fördern. Der dafür
geprägte Begriff Begegnungsschule besagt, dass
die allgemeine Hochschulreife, die ein Schüler in der Deutschen
Schule Helsinki erwirbt, sowohl im Gastland als auch im Herkunftsland
des Schülers anerkannt wird. Die dazu nötigen Kulturabkommen
sorgen für eine inhaltliche Abstimmung der Lehrpläne,
so dass Schüler in Helsinki der Politik, Geschichte, Sprache,
Musik ihres Gastlandes begegnen, gleichzeitig werden
auch die Inhalte der Herkunftsländer im Unterricht an das Gastland
vermittelt. In der Person des vermittelnden Lehrers, seinen Visionen,
seinem Einsatz liegt begründet, ob sich nüchtern formulierte
Lehrplaninhalte mit Leben füllen.
Die 1985 von Theodor und Ulla Aue gegründete Aue-Stiftung
verfolgt eben dieses Ziel. In den Statuten der Stiftung ist davon
die Rede, den Kontakt mit dem deutschsprachigen Europa, das von
jeher für Finnland von Bedeutung gewesen sei, auf kulturellem
Gebiet weiter zu pflegen und zu vertiefen. Die Stiftung verleiht
zu gegebenen Anlässen zwei Preise: den Theodor-Aue-Kulturpreis
für beispielhafte Pflege und Förderung internationaler
Beziehungen ihn erhielt Minister h.c. Dr. h.c.mult. Jaako
Numminen sowie den Ulla-Aue-Jugendpreis. Er wird, so die
exakte Definition, für beispielhafte Leistungen auf allen
Gebieten der deutschsprachigen Erziehungs-, Bildungs- und Jugendarbeit
vergeben, die dazu beigetragen haben, dass die Begegnung mit deutschsprachiger
Kultur Kindern und Jugendlichen aus Finnland und Nordosteuropa die
Bedeutung eines friedlichen Zusammenlebens nahe bringt.
Für dieses Engagement wurde Robert Bär gewürdigt.
Inzwischen hat der finnische Schauplatz von Jugend musiziert
das Motto des integrierten Fördermodells Jugend musiziert
realisiert. Denn auf Initiative Robert Bärs werden nun vermehrt
Konzertreisen anderer nationaler Preisträger von Jugendmusikwettbewerben
in ganz Finnland organisiert. Indem er das Netzwerk der EMCY, der
Europäischen Union der Musikwettbewerbe für die Jugend,
nutzt, und gleichzeitig Ansprechpartner für die Deutschen Schulen
in Nordeuropa ist, eröffnen sich für junge hervorragende
Musikerinnen und Musiker eine beträchtliche Menge weiterer
Konzertpodien.
Nützlicher für alle kann man den Europa-Gedanken kaum
vorantreiben. Dazu Hans Peter Pairott: Robert Bärs Ideen
korrelieren mit den Äußerungen der Bundesministerin für
Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Im JuMu-Programm hatte sie
geschrieben: Wer miteinander musiziert, dem ist Gewalt fremd.
In Zeiten grundlegender gesellschaftlicher Veränderungen braucht
die Bildungs- und Kulturpolitik Menschen wie Robert Bär, die
mit ihrem uneigennützigen Engagement einerseits traditionelle
Fixpunkte markieren, andererseits Hilfen und Orientierung für
die Entwicklung formulieren.