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nmz-archiv
nmz 2001/03 | Seite 23
50. Jahrgang | März
Rezensionen
Leuchtend und üppig
Skandinavische Chorwerke von Stenhammar, Wikander, Alfvén,
Jersild, Sandström, Werle, Nystedt; Kammerchor Accentus, Eric
Ericson
assai CD 207182
Kaum
ein Interpret hat sich in den vergangenen Jahrzehnten so nachhaltig
und erfolgreich für die Verbreitung der nordischen Chormusik
eingesetzt wie Eric Ericson. Dass diese Kompositionen mittlerweile
zum festen Bestandteil des europäischen Repertoires gehören,
zeigt unter anderem auch die vorliegende CD des Labels assai. Unter
Leitung des 82-jährigen Altmeisters widmet sich hier der französische
(!) Kammerchor Accentus einer Auswahl von skandinavischen
Werken.
Als charakteristische Gemeinsamkeit fast aller eingespielten Kompositionen
kann dabei die Verwendung von naturbetrachtenden Textvorlagen gelten.
Aus musikalischer Sicht lassen sich indes im Groben zwei unterschiedliche
stilistische Richtungen beschreiben. Die Werke von Stenhammar, Wikander
und Alfvén etwa kombinieren häufig volksliedhaft-schlichte
Melodiebildungen mit einer (post-) romantischen harmonischen Sprache
und finden so zu einem ganz eigenen, anrührend melancholischen
Tonfall. Jan Sandströms Två Körpoem
und Lars Johann Werles Canzone 126 di Petrarca hingegen
sind überwiegend von der Arbeit mit Cluster-Flächen geprägt,
die gelegentlich durch deklamierende Sprech-Passagen unterbrochen
werden.
Das vor zehn Jahren von der Ericson-Schülerin Laurence Equilbey
gegründete Ensemble Accentus erweist sich durchweg
als hervorragendes Instrument zur Realisierung der anspruchsvollen
Partituren. Seinen homogenen und differenzierten Chorklang weiß
der Dirigent in den mitunter üppigen Akkordballungen zu Momenten
von leuchtender Strahlkraft aufzufächern. Die sehr klare (fast
einen Tick zu trockene) Raumakustik lässt alle Stimmen präsent
erscheinen und begünstigt ein gutes Textverständnis der
erstaunlich idiomatisch artikulierenden Sänger/-innen.
Einziger Nachteil dieser CD ist ihre äußerst magere
Laufzeit von knapp 50 Minuten. Mit Werken etwa von Lidholm und Hillborg
die Ericson teilweise selbst uraufgeführt hat
hätte man nicht nur die Spieldauer aufgefüllt, sondern
auch das Bild der skandinavischen Chormusik um diejenigen avanciert-experimentellen
Aspekte vervollständigt, die hier weitgehend ausgespart bleiben.