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nmz-archiv
nmz 2001/03 | Seite 23 ff.
50. Jahrgang | März
Rezensionen
Kurz vorgestellt
DVD
Fans der „Rocky Horror Picture Show“ können sich freuen,
denn seit kurzem liegt eine DVD-Version der Kultfilms mit Susan
Sarandon und Tim Curry vor (Fox Entertainment, 2 DVDs, 59,99 Mark).
Das Bonusmaterial bietet unter anderem zwei Karaoke-Versionen zum
Mitsingen, die deutschen Untertitel sind jedoch nicht besonders
gelungen. Trotzdem: Strapse an, Reis besorgen und los geht’s. Ebenfalls
neu auf DVD gibt es einen MTV-Unplugged-Mitschnitt der Fantastischen
Vier. ug
Neu bei Arthaus Musik
Johann Strauß: Die Fledermaus, Royal Opera 1990,
Nr. 100 134 Giacomo Meyerbeer: Die Hugenotten, Deutsche Oper Berlin
1991, Nr. 100 156 Leos Janácek: Katja Kabanova, Glyndebourne Festival
1988, Nr. 100 158 Giuseppe Verdi: Macbeth, Deutsche Oper Berlin 1987, Nr.
100 140 Songs of the Wanderers, Ballett, Cloud Gate Dance Thetare,
Nr. 100 142 Kaguyahime, Ballett, Nr. 100 162
Bücher
1916 veröffentlichte Luigi Russolo sein futuristisches Musik-Manifest
Larte dei Rumori und forderte, aus der Entwicklung
der Maschinen und der damit verbundenen Geräuschkultur kompositorische
Konsequenzen zu ziehen. Der enge Kreis reiner Töne
müsse durchbrochen und der unerschöpfliche
Reichtum der Geräusch-Töne erobert werden. Eine
harmonische und rhythmische Regulierung und Intonierung
der alltäglichen Geräuschwelten war geboten, wobei diese
vehement proklamierte Kunst der Geräusche sich keinesfalls
auf die bloße Nachahmung beschränken sollte. Zur mechanischen
Realisierung gliedert Russolo das futuristische Orchester in sechs
Geräuschfamilien, welche dröhnen, zischen, knarren oder
schlagen. An die Veröffentlichung dieses sehr stringent argumentierten
Ausgangsmanifestes schlie-ßen sich weitere elf Kapitel an,
die mit dieser Ausgabe erstmals vollständig in deutscher Sprache
vorliegen und das eigentliche Manifest konkretisieren und diskutieren.
Herausgeber Johannes Ullmaier kommentiert in einem Nachwort vielschichtig,
beleuchtet Paradoxien vor dem Hintergrund der Tatsache, dass Russolo
eben kein Musiker war und keinerlei Traditionen zu verteidigen hatte.
Schließlich bedarf das Geräusch als musikalische Materialgrundlage
im Kontext futuristischen Ideenguts mancherlei Aufklärung,
um Missverständnisse zu vermeiden. Ein editorisch wertvoller
Beitrag im Kontext aktueller Diskussionen um ästhetische Gesetzmäßigkeiten
sogenannter Klangkunst. Yvonne Drynda
Luigi Russolo: Die Kunst der Geräusche, hrsg. von Johannes
Ullmaier, Edition Neue Zeitschrift für Musik, Schott International
2000, 111 Seiten und Begleit CD, 49,80 Mark.
Weitere Neuerscheinungen:
Manuel Gervink: Arnold Schönberg und seine Zeit,
Laaber Verlag 2000, 400 Seiten, 78 Mark. Wolfgang Held: Clara und Robert Schumann, Insel Verlag
2001, 259 Seiten, 17,90 Mark. Rüdiger Görner (Hg.): Literarische Betrachtungen
zur Musik, Insel Verlag 2001, 365 Seiten, 16,90 Mark
Noten
Johann
Nepomuk Hummel: Konzert für Trompete und Orchester, Es-dur.
Von Andreas Schenck, Ed. Peters 8781a
Für die B-Trompete hat Joachim Pliquett die Solostimme eingerichtet,
jedoch ist in dieser Ausgabe für Trompete und Klavier dieses
original in E-Dur stehende attraktive und bekannte Konzert (Ed.
Peters 8781) einen halben Ton nach unten transponiert. Übrigens
gibt es auf CD Music Partner (MP 8781) die Orchesterbegleitung sowohl
in Es-dur wie in E-dur.
Leo
Janácek: Streichquartett Nr. 1, angeregt durch Die
Kreutzersonate von L. N. Tolstoi, Partitur und Stimmen. Kritische
Gesamtausgabe, Reihe E, Bd. 3, Edition Bärenreiter Praha. H.
7775.
Janáceks erstes seiner beiden Streichquartette, 1923 entstanden,
ein Jahr später in Prag vom Böhmischen Quartett mit Josef
Suk uraufgeführt, hat hier als Teil der Gesamtausgabe an Hand
des Autographs im Brünner Janácek-Archiv eine erneute
Revision erfahren, was zu dieser in Bild und Druck ausgezeichneten
und großzügigen Vorlage von Partitur (im 4°-Format)
und Stimmen führt, bereichert um einen ausführlichen Revisionsbericht
(in 5 Sprachen), der auch die Beteiligung Josef Suks am Ausgangsmaterial
deutlich macht. Milo tedron, mit Leo Faltus Herausgeber
der Edition, verfolgt in seiner Einleitung Begleitumstände,
Werden und musikalisches Umfeld dieses Opus.
Hofmeister:
50 Ferma a Flauto, durchgesehen von Patrick Gallois, Éd.
Leduc
Als Aufwärmübungen oder einfach als Alternative sturer
Tonleiterskalen, auch als Transpositions- und Improvisationsangebot
empfiehlt der Rampal- und Larrieu-Schüler diese jeweils wenige
Takte umfassenden virtuosen Kadenzvorschläge, die Monsieur
Hofmeister Franz oder Friedrich? als Manuskript vor
etwa 200 Jahren hinterlassen hat.
Felix
Mendelssohn Bartholdy: Trio c-Moll für Violine, Viola und Klavier,
1820, hrsg. von Patrick Kast, Ed. Kunzelmann GM 1285.
Diese aus seinem Studienbuch kritisch edierte Jugendkomposition
des 11-Jährigen, wohl von Zelter beauftragt und betreut, ist
ebenso erstaunlich wie beachtenswert: einmal die für ein Klaviertrio
nicht sehr übliche Besetzung, zum anderen die Verarbeitung
der musikalischen Substanz in diesen vier kurzen transparenten Sätzen.
Denn hier hat der junge Komponist, so dünkt es, Impressionen,
Einfälle, unbewusste Erinnerungen seiner musikalischen Umwelt
mit verarbeitet und sich doch beschieden auf geringe musikalisch-technische
Mittel. Wann greifen unsere Jugend musiziert-Teenies
zu dieser originellen und nicht schwierigen Kammermusik?
Vierhändige
Klaviermusik der Romantik, Bd. 2, hrsg. von Michael und Edith Kimbell,
Lienau RL 40520
Ein wenig in Vergessenheit geratene Literatur aus einer Zeit, als
Vierhändigspiel zum guten Hausmusik-Ton gehörte, wird
wieder lebendig und ist ja auch zunehmend erneut gefragt.
Hier, schön ediert, ausgewählte unschwierige Originalstücke
von Woldemar Bargiel und Theodor Kirchner aus dem musikalischen
Umkreis Robert Schumanns, bei denen man zupacken darf. Mut im Ausdruck
verträgt genauso die leichte Sonate miniature des dritten Autors
dieses Bandes, Carl Reinecke.
Entspannen, gestalten, Freude haben und vermitteln, eigenen Ausdruck
finden und im Fluss der Flötentöne erzählen,
wenn der Spieler sich durch diese 16 im Charakter sehr unterschiedlichen
Stimmungen dazu verleiten und anregen lässt, dann greift er
die therapeutischen Intensionen der Komponistin auf. Leicht bis
sehr leicht.
Georg
Friedrich Händel: Suite à deux Clavecins. HMW 446, Ed.
Breitkopf 8691
Forschen, vergleichen, raten, probieren, aus Eins mach Zwei: diesen
Versuch, nämlich aus nur einer überlieferten originalen
Stimme dieser Suite für zwei Instrumente dem 1. Cembalo-Part
die fehlende 2. Stimme zu rekonstruieren, unternahm Donald
Burrows. Daraus wurde nun ein attraktives und brillantes Händel-typisches
Opus.